From andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE Mon Nov 29 19:45:34 2004 From: andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE (Andreas Nolda) Date: Mon, 29 Nov 2004 20:45:34 +0100 Subject: Copula meaning Message-ID: Hi everybody, here is the first posting to il-list! :-) Although most subscribers appear to read German, there may be some who don't. So for the time being, I am writing in English. Investigating the semantics of some type of copula sentences, I came across two slightly different conceptions by Hans-Heinrich Lieb for the word meaning of copula verbs like "to be". Take, for example, the following sentence: (1) John is sick. According to Lieb (1985, 7), the intension of .be1. -- the word meaning of "to be" -- is a three-place relation between states x, entities x1 (corresponding to the subject referent), and *sets* y (corresponding to the meaning of the subject complement/the 'Prädikatsnomen') such that x1 *is in* y during x. So the canonical proposition for (1) would run as follows ("L", "A", "E", "@", and "^" denote the lambda operator, the universal quantifier, the existential quantifier, the element relation, and the intersection operation, respectively): (2) LV V1: Ax1 (Ref V1 _john_1 V x1 -> Ex ( @ e.be1. ^ reb(_is_2, V, V1, .be1.) & [tense meaning])) The minutes of the 1995/96 IL colloque (Lieb 1995/96, 29, fn. 2), though, outline a different conception, according to which the third place is not an extensional set, but an intensional *property* y which x1 *has* during x. Given this revised word meaning .be1'., the proposition for (1) would read instead: (3) LV V1: Ax1 (Ref V1 _john_1 V x1 -> Ex ( @ e.be1'. ^ reb(_is_2, V, V1, .be1'.) & [tense meaning])) Now my question is: are there any empircal or theoretical arguments for prefering (3) over (2)? Andreas References: Lieb, Hans-Heinrich (1985). Conceptual meaning in natural language. _Semiotica_ 57, 1-12. Lieb, Hans-Heinrich (1995/96). Integrative Sprachwissenschaft: Relativsätze. Authorized minutes of a colloquium at the Freie Universität Berlin in the summer semester 1995 and the winter semester 1995/96. -- Andreas Nolda http://www2.hu-berlin.de/linguistik/institut/nolda/ Humboldt-Universität zu Berlin Philosophische Fakultät II Institut für deutsche Sprache und Linguistik From mhviguier at FREENET.DE Tue Nov 30 11:02:19 2004 From: mhviguier at FREENET.DE (Marie-Helene Viguier) Date: Tue, 30 Nov 2004 12:02:19 +0100 Subject: Copula meaning In-Reply-To: <200411292026.02697.andreas.nolda@cms.hu-berlin.de> Message-ID: Lieber Andreas und liebe Leser, ich schlage eine Antwort auf Deutsch vor. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist die Konzeption von •sein• nach Lieb (1985: 7ff) deshalb geändert worden, weil sie nur auf raumzeitliche Gegenstände anwendbar war, da sie auf „Zustände von Gegenständen“ zurückgriff. Sie bestand darin, daß SEIN eine Beziehung zwischen einem Zustand eines raumzeitlichen Gegenstands x1, diesem x1 und einer Eigenschaft F sei (konzipiert, wie Du sagst, als Menge von raumzeitlichen Teilen von Gegenständen). Man muß dabei im Auge behalten, daß ein raumzeitlicher Gegenstand eine Menge von Raum-Zeit-Punkten ist (nach Lieb 1970), so daß ein Zustand eines raumzeitlichen Gegenstands (anders gesagt: „eine Phase davon“ oder „der Gegenstand genommen während einer bestimmten Zeit“) eine Teilmenge aus diesen Raum-Zeit-Punkten ist, die eine bestimmte Zeiteigenschaft teilen. Nun, die Summe der Winkel in einem Dreieck in (1) oder die Summe „drei und drei“ in (2) haben keine Zustände, sondern nur Eigenschaften, weil sie keine raumzeitliche Gegenstände sind (sie sind wahrscheinlich konzeptuelle Entitäten, aber bitte der Leser soll mich hier korrigieren ;-)). (1) _Die Summe der Winkel in einem Dreieck ist 180 Grad_. (2) _Drei und drei sind sechs_. Die Konzeption der Bedeutung von stativen Verben wie _sein_W, _kosten_W und _wiegen_W mußte gegenüber Lieb (1985) folglich modifiziert werden, um jeden Rekurs auf Zustände von Gegenständen zu vermeiden. Sie basiert jetzt auf Eigenschaften, die Gegenstände allgemein zeitweise haben. Ein Satz wie (3) wird also nicht mehr im Sinne von (4) verstanden, sondern im Sinne von (5). Damit ergibt sich für die Proposition der Satzbedeutung von _John is sick_ die Propositionsformel, die Du in Deiner Mail getippt hast. (3) _John is sick_. (4) “There is a state of John such that John, taken in this state, has the property of being sick.“ (Lieb 1985: 7) (5) “There is a time such that during this time John has the property of being sick.“ Die Definition (D1) von •sein• wird damit zu (D2): (D1) •sein• =df die Eigenschaft, eine Konzeption zu sein, deren Inhalt die intensionale Beziehung SEIN enthält, wo SEIN =df die Beziehung zwischen raumzeitlichen Gegenständen x und x1 und Mengen F, derart, daß x ein Zustand von x1 ist, und x1 ist F in x. Dabei gilt: x1 ist F in x =df x1-während-x ist Element von F. (D2) •sein• =df die Eigenschaft, eine Konzeption zu sein, deren Inhalt die intensionale Beziehung SEIN enthält, wo SEIN =df die Beziehung zwischen Zeiten x, Gegenständen x1 und Eigenschaften y, derart, daß gilt: x1 hat y während x. Viele Grüße, Marie-Hélène Viguier. > -----Original Message----- > From: IL-LIST [mailto:IL-LIST at LISTSERV.LINGUISTLIST.ORG] On > Behalf Of Andreas Nolda > Sent: Montag, 29. November 2004 20:46 > To: IL-LIST at LISTSERV.LINGUISTLIST.ORG > Subject: Copula meaning > > Hi everybody, > > here is the first posting to il-list! :-) > > Although most subscribers appear to read German, there may be > some who don't. So for the time being, I am writing in English. > > Investigating the semantics of some type of copula sentences, > I came across two slightly different conceptions by > Hans-Heinrich Lieb for the word meaning of copula verbs like > "to be". Take, for example, the following sentence: > > (1) John is sick. > > According to Lieb (1985, 7), the intension of .be1. -- the > word meaning of "to be" -- is a three-place relation between > states x, entities x1 (corresponding to the subject > referent), and *sets* y (corresponding to the meaning of the > subject complement/the > 'Prädikatsnomen') such that x1 *is in* y during x. So the > canonical proposition for (1) would run as follows ("L", "A", > "E", "@", and "^" > denote the lambda operator, the universal quantifier, the > existential quantifier, the element relation, and the > intersection operation, > respectively): > > (2) LV V1: > Ax1 (Ref V1 _john_1 V x1 > -> Ex ( ^ reb(_sick_3, V, V1, .sick.)}> > @ e.be1. ^ reb(_is_2, V, V1, .be1.) > & [tense meaning])) > > The minutes of the 1995/96 IL colloque (Lieb 1995/96, 29, fn. > 2), though, outline a different conception, according to > which the third place is not an extensional set, but an > intensional *property* y which > x1 *has* during x. Given this revised word meaning .be1'., > the proposition for (1) would read instead: > > (3) LV V1: > Ax1 (Ref V1 _john_1 V x1 > -> Ex ( ^ reb(_sick_3, V, V1, .sick.)> > @ e.be1'. ^ reb(_is_2, V, V1, .be1'.) > & [tense meaning])) > > Now my question is: are there any empircal or theoretical > arguments for prefering (3) over (2)? > > Andreas > > References: > > Lieb, Hans-Heinrich (1985). Conceptual meaning in natural language. > _Semiotica_ 57, 1-12. > Lieb, Hans-Heinrich (1995/96). Integrative Sprachwissenschaft: > Relativsätze. Authorized minutes of a colloquium at the Freie > Universität Berlin in the summer semester 1995 and the winter > semester 1995/96. > -- > Andreas Nolda http://www2.hu-berlin.de/linguistik/institut/nolda/ > > Humboldt-Universität zu Berlin > Philosophische Fakultät II > Institut für deutsche Sprache und Linguistik > From andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE Tue Nov 30 13:50:14 2004 From: andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE (Andreas Nolda) Date: Tue, 30 Nov 2004 14:50:14 +0100 Subject: Copula meaning In-Reply-To: Message-ID: On Tuesday 30 November 2004 12:02, Marie-Helene Viguier wrote: > Nun, die Summe der Winkel in einem Dreieck in (1) oder die Summe > „drei und drei“ in (2) haben keine Zustände, sondern nur > Eigenschaften, weil sie keine raumzeitliche Gegenstände sind (sie > sind wahrscheinlich konzeptuelle Entitäten, aber bitte der Leser > soll mich hier korrigieren ;-)). > > (1) _Die Summe der Winkel in einem Dreieck ist 180 Grad_. > (2) _Drei und drei sind sechs_. > > Die Konzeption der Bedeutung von stativen Verben wie _sein_W, > _kosten_W und _wiegen_W mußte gegenüber Lieb (1985) folglich > modifiziert werden, um jeden Rekurs auf Zustände von Gegenständen > zu vermeiden. Sie basiert jetzt auf Eigenschaften, die Gegenstände > allgemein zeitweise haben. Deine Argumentation dafür, in der Definition der Wortbedeutung von "sein" Zuständen durch Zeiten zu ersetzen, kann ich nachvollziehen. Daraus folgt jedoch meiner Meinung nach noch nicht, dass auch die Mengen durch Eigenschaften zu ersetzen sind. Denn selbstverständlich kann man auch von nicht-raumzeitlichen Gegenständen Mengen bilden -- zum Beispiel von Zahlen: (3) 6 ist eine natürliche Zahl. Das relevante y in der Proposition für (3) lässt sich nun genauso gut als 'die Eigenschaft, eine natürliche Zahl zu sein' bestimmen wie als die Menge der natürlichen Zahlen. Deine Beispiele (1) und (2) sind übrigens von einem anderen Typ als (3) und mein Ausgangsbeispiel _John is sick_. Vortheoretisch gesprochen, besagt (3), dass zwischen 6 und der Menge der natürlichen Zahlen eine Element-Beziehung besteht (bzw. dass die entsprechende Eigenschaft auf 6 zutrifft). (2) hingegen drückt die Identität der Summe von 3 und 3 mit der Zahl 6 aus. Wenn man nun wie Lieb (1995) nur ein einziges Kopuaverb "sein" ansetzen will, muss man die relevanten Mengen oder Eigenschaften für (1) und (2) mit Hilfe der Identitätsrelation bestimmen. In der Proposition für (2) wäre y die (einelementige) Menge derjenigen Entitäten, die identisch mit 6 sind. Die entsprechende Eigenschaft wäre 'die Eigenschaft, identisch mit 6 zu sein'. > Die Definition (D1) von •sein• wird damit zu (D2): > > (D1) •sein• =df die Eigenschaft, eine Konzeption zu sein, deren > Inhalt die intensionale Beziehung SEIN enthält, wo > SEIN =df die Beziehung zwischen raumzeitlichen Gegenständen > x und x1 und Mengen F, derart, daß x ein Zustand von x1 ist, > und x1 ist F in x. > Dabei gilt: x1 ist F in x =df x1-während-x ist Element von > F. > > (D2) •sein• =df die Eigenschaft, eine Konzeption zu sein, deren > Inhalt die intensionale Beziehung SEIN enthält, wo > SEIN =df die Beziehung zwischen Zeiten x, Gegenständen x1 > und Eigenschaften y, derart, daß gilt: > x1 hat y während x. Soweit ich sehe, gibt es noch eine dritte Möglichkeit, die zwar Zustände durch Zeiten ersetzt, aber an Mengen festhält: (D3) SEIN =df die Relation zwischen Zeiten x, Gegenständen x1 und *Mengen* y derart, dass gilt: x1 ist während x [oder: x1-während-x ist] Element von y. Andreas -- Andreas Nolda http://www2.hu-berlin.de/linguistik/institut/nolda/ Humboldt-Universität zu Berlin Philosophische Fakultät II Institut für deutsche Sprache und Linguistik From andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE Mon Nov 29 19:45:34 2004 From: andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE (Andreas Nolda) Date: Mon, 29 Nov 2004 20:45:34 +0100 Subject: Copula meaning Message-ID: Hi everybody, here is the first posting to il-list! :-) Although most subscribers appear to read German, there may be some who don't. So for the time being, I am writing in English. Investigating the semantics of some type of copula sentences, I came across two slightly different conceptions by Hans-Heinrich Lieb for the word meaning of copula verbs like "to be". Take, for example, the following sentence: (1) John is sick. According to Lieb (1985, 7), the intension of .be1. -- the word meaning of "to be" -- is a three-place relation between states x, entities x1 (corresponding to the subject referent), and *sets* y (corresponding to the meaning of the subject complement/the 'Pr?dikatsnomen') such that x1 *is in* y during x. So the canonical proposition for (1) would run as follows ("L", "A", "E", "@", and "^" denote the lambda operator, the universal quantifier, the existential quantifier, the element relation, and the intersection operation, respectively): (2) LV V1: Ax1 (Ref V1 _john_1 V x1 -> Ex ( @ e.be1. ^ reb(_is_2, V, V1, .be1.) & [tense meaning])) The minutes of the 1995/96 IL colloque (Lieb 1995/96, 29, fn. 2), though, outline a different conception, according to which the third place is not an extensional set, but an intensional *property* y which x1 *has* during x. Given this revised word meaning .be1'., the proposition for (1) would read instead: (3) LV V1: Ax1 (Ref V1 _john_1 V x1 -> Ex ( @ e.be1'. ^ reb(_is_2, V, V1, .be1'.) & [tense meaning])) Now my question is: are there any empircal or theoretical arguments for prefering (3) over (2)? Andreas References: Lieb, Hans-Heinrich (1985). Conceptual meaning in natural language. _Semiotica_ 57, 1-12. Lieb, Hans-Heinrich (1995/96). Integrative Sprachwissenschaft: Relativs?tze. Authorized minutes of a colloquium at the Freie Universit?t Berlin in the summer semester 1995 and the winter semester 1995/96. -- Andreas Nolda http://www2.hu-berlin.de/linguistik/institut/nolda/ Humboldt-Universit?t zu Berlin Philosophische Fakult?t II Institut f?r deutsche Sprache und Linguistik From mhviguier at FREENET.DE Tue Nov 30 11:02:19 2004 From: mhviguier at FREENET.DE (Marie-Helene Viguier) Date: Tue, 30 Nov 2004 12:02:19 +0100 Subject: Copula meaning In-Reply-To: <200411292026.02697.andreas.nolda@cms.hu-berlin.de> Message-ID: Lieber Andreas und liebe Leser, ich schlage eine Antwort auf Deutsch vor. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist die Konzeption von ?sein? nach Lieb (1985: 7ff) deshalb ge?ndert worden, weil sie nur auf raumzeitliche Gegenst?nde anwendbar war, da sie auf ?Zust?nde von Gegenst?nden? zur?ckgriff. Sie bestand darin, da? SEIN eine Beziehung zwischen einem Zustand eines raumzeitlichen Gegenstands x1, diesem x1 und einer Eigenschaft F sei (konzipiert, wie Du sagst, als Menge von raumzeitlichen Teilen von Gegenst?nden). Man mu? dabei im Auge behalten, da? ein raumzeitlicher Gegenstand eine Menge von Raum-Zeit-Punkten ist (nach Lieb 1970), so da? ein Zustand eines raumzeitlichen Gegenstands (anders gesagt: ?eine Phase davon? oder ?der Gegenstand genommen w?hrend einer bestimmten Zeit?) eine Teilmenge aus diesen Raum-Zeit-Punkten ist, die eine bestimmte Zeiteigenschaft teilen. Nun, die Summe der Winkel in einem Dreieck in (1) oder die Summe ?drei und drei? in (2) haben keine Zust?nde, sondern nur Eigenschaften, weil sie keine raumzeitliche Gegenst?nde sind (sie sind wahrscheinlich konzeptuelle Entit?ten, aber bitte der Leser soll mich hier korrigieren ;-)). (1) _Die Summe der Winkel in einem Dreieck ist 180 Grad_. (2) _Drei und drei sind sechs_. Die Konzeption der Bedeutung von stativen Verben wie _sein_W, _kosten_W und _wiegen_W mu?te gegen?ber Lieb (1985) folglich modifiziert werden, um jeden Rekurs auf Zust?nde von Gegenst?nden zu vermeiden. Sie basiert jetzt auf Eigenschaften, die Gegenst?nde allgemein zeitweise haben. Ein Satz wie (3) wird also nicht mehr im Sinne von (4) verstanden, sondern im Sinne von (5). Damit ergibt sich f?r die Proposition der Satzbedeutung von _John is sick_ die Propositionsformel, die Du in Deiner Mail getippt hast. (3) _John is sick_. (4) ?There is a state of John such that John, taken in this state, has the property of being sick.? (Lieb 1985: 7) (5) ?There is a time such that during this time John has the property of being sick.? Die Definition (D1) von ?sein? wird damit zu (D2): (D1) ?sein? =df die Eigenschaft, eine Konzeption zu sein, deren Inhalt die intensionale Beziehung SEIN enth?lt, wo SEIN =df die Beziehung zwischen raumzeitlichen Gegenst?nden x und x1 und Mengen F, derart, da? x ein Zustand von x1 ist, und x1 ist F in x. Dabei gilt: x1 ist F in x =df x1-w?hrend-x ist Element von F. (D2) ?sein? =df die Eigenschaft, eine Konzeption zu sein, deren Inhalt die intensionale Beziehung SEIN enth?lt, wo SEIN =df die Beziehung zwischen Zeiten x, Gegenst?nden x1 und Eigenschaften y, derart, da? gilt: x1 hat y w?hrend x. Viele Gr??e, Marie-H?l?ne Viguier. > -----Original Message----- > From: IL-LIST [mailto:IL-LIST at LISTSERV.LINGUISTLIST.ORG] On > Behalf Of Andreas Nolda > Sent: Montag, 29. November 2004 20:46 > To: IL-LIST at LISTSERV.LINGUISTLIST.ORG > Subject: Copula meaning > > Hi everybody, > > here is the first posting to il-list! :-) > > Although most subscribers appear to read German, there may be > some who don't. So for the time being, I am writing in English. > > Investigating the semantics of some type of copula sentences, > I came across two slightly different conceptions by > Hans-Heinrich Lieb for the word meaning of copula verbs like > "to be". Take, for example, the following sentence: > > (1) John is sick. > > According to Lieb (1985, 7), the intension of .be1. -- the > word meaning of "to be" -- is a three-place relation between > states x, entities x1 (corresponding to the subject > referent), and *sets* y (corresponding to the meaning of the > subject complement/the > 'Pr?dikatsnomen') such that x1 *is in* y during x. So the > canonical proposition for (1) would run as follows ("L", "A", > "E", "@", and "^" > denote the lambda operator, the universal quantifier, the > existential quantifier, the element relation, and the > intersection operation, > respectively): > > (2) LV V1: > Ax1 (Ref V1 _john_1 V x1 > -> Ex ( ^ reb(_sick_3, V, V1, .sick.)}> > @ e.be1. ^ reb(_is_2, V, V1, .be1.) > & [tense meaning])) > > The minutes of the 1995/96 IL colloque (Lieb 1995/96, 29, fn. > 2), though, outline a different conception, according to > which the third place is not an extensional set, but an > intensional *property* y which > x1 *has* during x. Given this revised word meaning .be1'., > the proposition for (1) would read instead: > > (3) LV V1: > Ax1 (Ref V1 _john_1 V x1 > -> Ex ( ^ reb(_sick_3, V, V1, .sick.)> > @ e.be1'. ^ reb(_is_2, V, V1, .be1'.) > & [tense meaning])) > > Now my question is: are there any empircal or theoretical > arguments for prefering (3) over (2)? > > Andreas > > References: > > Lieb, Hans-Heinrich (1985). Conceptual meaning in natural language. > _Semiotica_ 57, 1-12. > Lieb, Hans-Heinrich (1995/96). Integrative Sprachwissenschaft: > Relativs?tze. Authorized minutes of a colloquium at the Freie > Universit?t Berlin in the summer semester 1995 and the winter > semester 1995/96. > -- > Andreas Nolda http://www2.hu-berlin.de/linguistik/institut/nolda/ > > Humboldt-Universit?t zu Berlin > Philosophische Fakult?t II > Institut f?r deutsche Sprache und Linguistik > From andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE Tue Nov 30 13:50:14 2004 From: andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE (Andreas Nolda) Date: Tue, 30 Nov 2004 14:50:14 +0100 Subject: Copula meaning In-Reply-To: Message-ID: On Tuesday 30 November 2004 12:02, Marie-Helene Viguier wrote: > Nun, die Summe der Winkel in einem Dreieck in (1) oder die Summe > ?drei und drei? in (2) haben keine Zust?nde, sondern nur > Eigenschaften, weil sie keine raumzeitliche Gegenst?nde sind (sie > sind wahrscheinlich konzeptuelle Entit?ten, aber bitte der Leser > soll mich hier korrigieren ;-)). > > (1) _Die Summe der Winkel in einem Dreieck ist 180 Grad_. > (2) _Drei und drei sind sechs_. > > Die Konzeption der Bedeutung von stativen Verben wie _sein_W, > _kosten_W und _wiegen_W mu?te gegen?ber Lieb (1985) folglich > modifiziert werden, um jeden Rekurs auf Zust?nde von Gegenst?nden > zu vermeiden. Sie basiert jetzt auf Eigenschaften, die Gegenst?nde > allgemein zeitweise haben. Deine Argumentation daf?r, in der Definition der Wortbedeutung von "sein" Zust?nden durch Zeiten zu ersetzen, kann ich nachvollziehen. Daraus folgt jedoch meiner Meinung nach noch nicht, dass auch die Mengen durch Eigenschaften zu ersetzen sind. Denn selbstverst?ndlich kann man auch von nicht-raumzeitlichen Gegenst?nden Mengen bilden -- zum Beispiel von Zahlen: (3) 6 ist eine nat?rliche Zahl. Das relevante y in der Proposition f?r (3) l?sst sich nun genauso gut als 'die Eigenschaft, eine nat?rliche Zahl zu sein' bestimmen wie als die Menge der nat?rlichen Zahlen. Deine Beispiele (1) und (2) sind ?brigens von einem anderen Typ als (3) und mein Ausgangsbeispiel _John is sick_. Vortheoretisch gesprochen, besagt (3), dass zwischen 6 und der Menge der nat?rlichen Zahlen eine Element-Beziehung besteht (bzw. dass die entsprechende Eigenschaft auf 6 zutrifft). (2) hingegen dr?ckt die Identit?t der Summe von 3 und 3 mit der Zahl 6 aus. Wenn man nun wie Lieb (1995) nur ein einziges Kopuaverb "sein" ansetzen will, muss man die relevanten Mengen oder Eigenschaften f?r (1) und (2) mit Hilfe der Identit?tsrelation bestimmen. In der Proposition f?r (2) w?re y die (einelementige) Menge derjenigen Entit?ten, die identisch mit 6 sind. Die entsprechende Eigenschaft w?re 'die Eigenschaft, identisch mit 6 zu sein'. > Die Definition (D1) von ?sein? wird damit zu (D2): > > (D1) ?sein? =df die Eigenschaft, eine Konzeption zu sein, deren > Inhalt die intensionale Beziehung SEIN enth?lt, wo > SEIN =df die Beziehung zwischen raumzeitlichen Gegenst?nden > x und x1 und Mengen F, derart, da? x ein Zustand von x1 ist, > und x1 ist F in x. > Dabei gilt: x1 ist F in x =df x1-w?hrend-x ist Element von > F. > > (D2) ?sein? =df die Eigenschaft, eine Konzeption zu sein, deren > Inhalt die intensionale Beziehung SEIN enth?lt, wo > SEIN =df die Beziehung zwischen Zeiten x, Gegenst?nden x1 > und Eigenschaften y, derart, da? gilt: > x1 hat y w?hrend x. Soweit ich sehe, gibt es noch eine dritte M?glichkeit, die zwar Zust?nde durch Zeiten ersetzt, aber an Mengen festh?lt: (D3) SEIN =df die Relation zwischen Zeiten x, Gegenst?nden x1 und *Mengen* y derart, dass gilt: x1 ist w?hrend x [oder: x1-w?hrend-x ist] Element von y. Andreas -- Andreas Nolda http://www2.hu-berlin.de/linguistik/institut/nolda/ Humboldt-Universit?t zu Berlin Philosophische Fakult?t II Institut f?r deutsche Sprache und Linguistik