From andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE Thu Nov 8 16:56:53 2007 From: andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE (Andreas Nolda) Date: Thu, 8 Nov 2007 17:56:53 +0100 Subject: Participles and the General Valency Hypotheses In-Reply-To: <4714FD8D.18911.23B924@lieb.zedat.fu-berlin.de> Message-ID: Liebe Kollegen, hier eine -- etwas verspätete -- Anmerkung zum letzten Beitrag von Hans-Heinrich Lieb. > gegen meine heutige 'Zustandspassiv'-Analyse läßt sich einwenden: > Die in (3) und (6) angesetzte Zeit t hat keine richtige Grundlage > (sie müßte durch eine ungewöhnliche Interpretation des Tempus > gewonnen werden). Als Alternative könnte man DOCH eine > Kopulaverbkonstruktion ansetzen, bei der t wie üblich aus der > Bedeutung .sein. von *war3* hervorginge, mit normaler > Interpretation des Tempus. Eine Reanalyse von Zustandspassivformen als Konstruktionen aus Kopulaverb + Partizip (bzw. Partizipialgruppe) scheitert, soweit ich sehe, an unpersönlichen Zustandspassiv-Konstruktionen: (1) Aber geöffnet ist trotzdem, denn die Tankstellenpächter haben das Glück, seit Mittwoch früh wieder Strom zu haben. (FAZ 204, 2005, 9) Ist das Prädikativ nämlich kein Partizip, muss das Subjekt in einer finiten Kopulaverb-Konstruktion realisiert sein: (1') Aber offen ist *(der Laden) trotzdem. Bei einer Zustandspassiv-Analyse hingegen sind unpersönliche Konstruktionen zu erwarten, da es ja auch unpersönliche Vorgangspassiv-Konstruktionen gibt: (2) Es ist zwar ein Feiertag, aber gearbeitet wird trotzdem. (http://www.205mi16.de/andi) Mit besten Grüßen, Andreas Nolda -- Dr. Andreas Nolda http://www.linguistik.hu-berlin.de/~nolda/ Humboldt-Universität zu Berlin Philosophische Fakultät II Institut für deutsche Sprache und Linguistik From lieb at ZEDAT.FU-BERLIN.DE Fri Nov 9 13:12:29 2007 From: lieb at ZEDAT.FU-BERLIN.DE (Hans-Heinrich Lieb) Date: Fri, 9 Nov 2007 14:12:29 +0100 Subject: Participles and the General Valency Hypotheses In-Reply-To: <200711081756.53203.andreas.nolda@cms.hu-berlin.de> Message-ID: Liebe Kollegen, Herrn Noldas Beispiel hat mir sehr zu denken gegeben! Ergebnis meines Nachdenkens: Mein von Herrn Nolda zitierter und kritisierter Vorschlag wird überraschend stark gestützt. Jetzt zu den Einzelheiten. 1. Vielleicht ist das nur eine Formulierungsfrage, aber durchweg davon auszugehen, daß es sich um Zustandspassivformen handelt, scheint mir eine petitio principii. Also Korrektur: "Schwierigkeit für die Liebsche Analyse". 2. Einzelheiten: Bei Nolda (1') ist auch Ellipse denkbar, dies ist aber nicht wesentlich. - Ausgangspunkt: ein transitives Verb *öffnen*W = <*öffnen*P, .öffnen.>. Der Begriff .öffnen. hat etwa den Inhalt: "Möglichkeit zum Kauf geben" ("Trotz Renovierung des Ladens ist das Geschäft geöffnet; Verkauf vor der Ladentür"). Bei meiner Analyse hat eine *geöffnet*-Konstituente diese lexikalische Bedeutung, da eine Form des Verbs gebraucht und Vf zugeordnet ist. (Das Verhältnis zu .offen. ist hier unwichtig.) 3. Das Argument mit Subjekt bei nicht-partizipialem Prädikativ: ist nicht stichhaltig, könnte gerade durch Typ des Prädikativs bedingt sein: verbales Komplement interagiert mit verbalem Nucleus. - Das erweist sich als zutreffend. 4.ANALYSE von (1) "Geöffnet ist." (Absichtlich vereinfachte Fassung von Nolda (1).) SYNTAX a. KONSTITUENTENSTRUKTUR *geöffnet*1 Vf, *ist*2 Vf, *geöffnet ist* VGr b. MARKIERUNGSSTRUKTUR Offensichtlich, auf Grundlage von *öffnen*W (s.o.) und dem üblichen Copulaverb *sein*W. c. INTONATIONSSTRUKTUR Satzakzent (nichtkontrastive Satzbedeutung) auf *öff*. d. LEXIKALISCHE INTERPRETATION Vgl. (b). e. GRAMMATISCHE RELATIONEN € comp2((1)) <*ist*2, *geöffnet ist*> € nuc((1)) SEMANTIK a. PROPOSITION lambda V V1: (Et)(Ex2)( € u3.sein. geschnitten mit reb3(*ist*2, V, V1, .sein.) & ['Präsens für t, V und V1 ']) Es gibt also t und x2, so daß x2 während t die genannte Eigenschaft hat und t nicht-vergangen ist. b. RELEVANTE EIGENSCHAFT Sie ergibt sich in der üblichen Weise aus der syntaktischen Zwischenbedeutung von *geöffnet*1: 'geöffnet1' = lambda x2' V' V1': (Ex)(Ex1)(Et1)( € u3.öffnen. geschnitten mit reb3(*geöffnet*1, V, V1, .öffnen.) & € Abgeschlossen & ['Präteritum für t1, V' und V1' ']) c. EINSETZUNG (b) IN (a) (Lesung) Es gibt t und x2, so daß für x2 während der bezüglich Sprecher und Äußerung nicht-vergangenen Zeit t gilt: Es gibt eine Öffnungshandlung x eines x1 mit x2 als Geöffnetem, die zu einer Zeit t1 abgeschlossen ist, die bezüglich Sprecher und Äußerung vergangen ist. Mir scheint diese Proposition einfach richtig. (In Noldas Beispielsatz tritt anscheinend eine generische Komponente auf, die mit der existentiellen Einführung eines betroffenen Gegenstands - x2 - offensichtlich nicht erfaßt ist. Diese Komponente - sofern sie wirklich vorhanden ist - dürfte anderswo anzusiedeln sein.) d. ZUM KOMPOSITIONSPROZESS In der Proposition ergibt sich (Et) durch nuc, (Ex2) aufgrund des leeren Subjekts, Rest wie üblich. Die syntaktische Zwischenbedeutung für die Partizipialkonstituente läßt sich auf einen Schlag durch die Kategorieninterpretation gewinnen: durch eine semantische Funktion für Part(-, S) bei Prät(-, S) und 3-stelligem Handlungsbegriff als lexikalischer Bedeutung der Konstituente. Beziehungen zum werden-Passiv könnten explizit gemacht werden. Ein stärker gegliederter kompositioneller Aufbau dürfte möglich sein, ist mir aber nicht gelungen. 5. BEMERKUNGEN a. Zu Imperativformen mit leerem Subjekt tritt nun noch das leere Subjekt bei Gebrauch von *sein*W mit partizipialem Prädikativum. Der semantische Effekt ist derselbe wie bei allen leeren Komplementen: Existentielle Einführung eines Gegenstands mit bestimmter Rolle. b. Die Analyse vermeidet die Einführung eines neuen Partizipialwortes mit neuer Bedeutung, die sich von der Bedeutung entsprechender Partizipialadjektive (soweit vorhanden) unterscheiden würde und durch einen produktiven Wortbildungsprozeß zu gewinnen wäre. Zugleich vermeidet sie Kategorieninterpretationen, die neue Gegenstände (hier die Zeit t) einführen würden. (Entsprechende semantische Funktionen sollten der Wortbildung vorbehalten bleiben.) c. Da es sich hier um den schwierigsten Fall handeln dürfte, wenn man das traditionelle Zustandspassiv nach diesem Muster neu analysieren möchte, spricht meine Lösung - falls sie haltbar ist - sehr für die Reanalyse. d. Eine entsprechende Reanalyse für das Vorgangspassiv (nunmehr das einzige Passiv, vom bekommen-Passiv einmal abgesehen) ist unmöglich wegen der Nicht- Existenz eines geeigneten Copulaverbs *werden*W. e. Das sog. unpersönlich Vorgangspassiv kann weiterhin als subjektlos (also auch nicht mit leerem Subjekt) betrachtet werden, und die von mir in Lieb 1992 vorgesehenen Analysen bleiben unberührt. f. Noch zu durchdenken bleibt der Status von Fällen wie dem folgenden: (Situation: Sportfest.) "Gelaufen ist schon. Jetzt kommt der Hochsprung." Mit besten Grüßen, Hans-Heinrich Lieb : Thu, 8 Nov 2007 17:56:53 +0100 Send reply to: Discussion of topics in Integrational Linguistics From: Andreas Nolda Organization: Humboldt-Universität zu Berlin Subject: Re: Participles and the General Valency Hypotheses To: IL-LIST at LISTSERV.LINGUISTLIST.ORG Liebe Kollegen, hier eine -- etwas verspätete -- Anmerkung zum letzten Beitrag von Hans-Heinrich Lieb. > gegen meine heutige 'Zustandspassiv'-Analyse läßt sich einwenden: > Die in (3) und (6) angesetzte Zeit t hat keine richtige Grundlage > (sie müßte durch eine ungewöhnliche Interpretation des Tempus > gewonnen werden). Als Alternative könnte man DOCH eine > Kopulaverbkonstruktion ansetzen, bei der t wie üblich aus der > Bedeutung .sein. von *war3* hervorginge, mit normaler > Interpretation des Tempus. Eine Reanalyse von Zustandspassivformen als Konstruktionen aus Kopulaverb + Partizip (bzw. Partizipialgruppe) scheitert, soweit ich sehe, an unpersönlichen Zustandspassiv-Konstruktionen: (1) Aber geöffnet ist trotzdem, denn die Tankstellenpächter haben das Glück, seit Mittwoch früh wieder Strom zu haben. (FAZ 204, 2005, 9) Ist das Prädikativ nämlich kein Partizip, muss das Subjekt in einer finiten Kopulaverb-Konstruktion realisiert sein: (1') Aber offen ist *(der Laden) trotzdem. Bei einer Zustandspassiv-Analyse hingegen sind unpersönliche Konstruktionen zu erwarten, da es ja auch unpersönliche Vorgangspassiv-Konstruktionen gibt: (2) Es ist zwar ein Feiertag, aber gearbeitet wird trotzdem. (http://www.205mi16.de/andi) Mit besten Grüßen, Andreas Nolda -- Dr. Andreas Nolda http://www.linguistik.hu-berlin.de/~nolda/ Humboldt-Universität zu Berlin Philosophische Fakultät II Institut für deutsche Sprache und Linguistik ————————————————————————————————————————————————————— Prof. Dr. Hans-Heinrich Lieb FREIE UNIVERSITÄT BERLIN FB Philosophie und Geisteswissenschaften Institut für Deutsche und Niederländische Philologie Habelschwerdter Allee 45 14195 BERLIN ————————————————————————————————————————————————————— lieb at zedat.fu-berlin.de Sekretariat (030) 838-54233 www.germanistik.fu-berlin.de/il/lieb.html ————————————————————————————————————————————————————— From monika.budde at TU-BERLIN.DE Sat Nov 10 16:17:21 2007 From: monika.budde at TU-BERLIN.DE (Monika Budde) Date: Sat, 10 Nov 2007 17:17:21 +0100 Subject: Participles and the General Valency Hypothesis Message-ID: Liebe Kollegen, die Analyse von Herrn Lieb zeigt noch einmal sehr schön einige wesentliche Eigenschaften des unpersönlichen Passivs im Unterschied zu Konstruktionen mit nicht-realisiertem fakultativem Komplement: Ein durchschlagendes Argument für eine verbale Kategorie Zustandspassiv und gegen eine Analyse als Kopulakonstruktion würde nur vorliegen, wenn diese Konstruktion - wie beim _werden_-Passiv - auf Verben ausgeweitet wird, die die "normalen" Voraussetzungen für ein Passiv (dir. Obj. im Aktiv) nicht erfüllen (z.B. Noldas Beispiel (2) [_... aber gearbeitet wird trotzdem_]). (Das unter (Bem. 5.f.) von Lieb gegebene Beispiel "Gelaufen ist schon ..." ist für mich in keiner Situation grammatisch, und ob eine solche Verwendung von _laufen_W in der Sportsprache tatsächlich vorkommt, bliebe zu überprüfen. Verstehen kann ich eine entsprechende Äußerung nur unter Voraussetzung eines transitiven Verbs _laufen_W, etwa wie in dem für mich grammatischen "die 100-m sind schon gelaufen" (i.S.v. "die Sportler haben die 100-m-Strecke schon gelaufen", nicht zu verwechseln mit der Bedeutung "die 100-m = der 100-m-Wettbewerb sind schon vorbei".) In drei Punkten überzeugt mich Liebs Analyse jedoch noch nicht: 1. (zu Punkt 3 in Liebs Beitrag): Die folgenden Beispiele mit nicht-verbalem Prädikativ sind m.E. ganz analog mit f0-Subjekt zu analysieren: (1) heute / jetzt ist zu / offen D.h. das Beispiel (1') von Herrn Nolda ist m.E. keineswegs eindeutig ungrammatisch: Den beobachteten Effekt bei (1') würde ich auf die Vorfeld-Position des Prädikativs zurückführen. Damit wird aber die Annahme, daß das Prädikativ in den fraglichen Fällen ein Vf-Vorkommen ist, nicht mehr gestützt: 2. (zu Bem. 5.b): Ich sehe nach wie vor nicht, warum in der Kopulakonstruktion eine Vf und nicht eine Adj.form vorkommen soll: In (2) der heute geöffnete laden ist m.E. dieselbe Wortbedeutung für das adjektivische Partizip anzusetzen wie in (3) heute ist (der laden) geöffnet Damit sind die zugehörigen semantischen Effekte (s. 4 [Semantik].b in Liebs Beitrag) nicht auf Kategorieninterpretation, sondern auf Wortbildung zurückzuführen. Damit entfällt aber die Motivation, die (verbalen) Partizipien II als Präteritalformen aufzufassen: 3.: "Part.Prät." usw. ist in der Literatur nicht nur als "Partizip Präteritum", sondern auch als "Partizip des Präteritums" gelesen worden (z.B. in der Übersetzung von R.E. Kellers Sprachgeschichte), und zwar im Sinne von "Partizip zum Präteritum", d.h. "auf die Präteritumformen [durch Wortbildung] bezogenes Partizip". Diese 2. Deutung scheint mir insgesamt - gerade auch nach den Diskussionen hier - die angemessenste. Wer wie ich nach wie vor weder für Konstruktionen mit Part. I noch für solche mit Part II überzeugende Gründe sieht, sie als verbale Konstruktionen aufzufassen, der kann nur die Part. II als Vf auffassen (und zwar deshalb, weil man sonst (analytische) Vf annehmen müßte, deren Hauptteil keine Vf ist). Im Rahmen der IL kann und sollte das Partizip II daher m.E. im Verbparadigma eine ähnliche Stellung bekommen wie die endungslosen Adj.formen im Adjektivparadigma: es wird durch eine Kategorisierung beschrieben, die ausschließlich neutrale Kategorien enthält. D.h. das Part. II wäre genauso wenig eine Prät.form wie das Part. I eine (verbale) Präs.form ist. Oder anders gefaßt (auf den Anfang der Diskussionen bezogen): Auch wenn die morphologischen Strukturierungen, auf die ich bei der Analyse der Ausgangsbeispiele von A. Nolda zurückgegriffen habe, ursprünglich nicht für die Behandlung von Partizipialkonstruktionen vorgesehen worden sind, so schließt das nicht aus, daß sich diese Techniken bei der Behandlung von Partizipialkonstruktionen gleichwohl als sinnvoll und nützlich erweisen können. Viele Grüße Monika Budde From sebadru at ZEDAT.FU-BERLIN.DE Thu Nov 22 15:46:31 2007 From: sebadru at ZEDAT.FU-BERLIN.DE (Sebastian Drude) Date: Thu, 22 Nov 2007 16:46:31 +0100 Subject: terminology: syntactic accent Message-ID: Dear colleagues, I am sorry that I had and have no time to get into the very interesting debate about participles, the passive and valency. Nevertheless, may I seek for help with respect to another topic? Recently I was confronted several times with the fact that the term "syntactic accent" is not generally known or used, and usually is not even intuitively understood by other linguists. So I understand that this is not a traditional term that the Integrational Theory reconstructs? Or was it introduced and used only or mainly by Bolinger, and that approach did not make it in general textbooks or linguistic dictionaries? Does the same hold for German ""Satzakzent"? Anyway, my pragmatic question is: When I want to say "syntactic accent" in a general paper not directed to an IL audience, which more widespread term would you recommend me to use; what is closest to the IL conception? I most often find "Sentence Stress", but find it misleading... What about "sentence accent"? Thank you in advance for your help, and best wishes from Belém, Sebastian (Drude) References: Bolinger, Dwight L., 1958. "A theory of pitch accent in English". Word 14: 109-149. Lieb, Hans-Heinrich, 1984a. "A method for the semantic study of syntactic accents". In: Dafydd Gibbon, and Helmut Richter (eds). Intonation, accent and rhythm: Studies in discourse phonology. Berlin; New York: de Gruyter. 267–282. In Lieb 1983b, there is a reference as "forthcoming b": "Accent and meaning. A study of syntactic accents, stress, and rythm, with special reference to German" I cannot find this in the IL-Bibliography, is there a possibility to read the manuscript? PS: For instance, I am writing a paper about the Awetí Orthography, and there I explain very shortly (rough translation from Portuguese to English): "By lexical accent we understand here the saliency of a syllable in a phonological word, indicating its capacity to carry a syntactic accent (such as a contrastive accent)." or: "... that a syntactic accents manifests itself on that syllable (...).". [[Por acento tônico, entendemos, aqui, a saliência de uma sílaba dentro de uma palavra fonológica, indicando sua capacidade de nela se manifestar um acento sintático (como um acento contrastivo).]] All readers would criticize or make a comment of lack of understanding on "syntactic accent", and this has happened in other occasions before. -- | Sebastian Drude (Linguist) | Sebastian.Drude at fu-berlin.de & Sebastian.Drude at googlemail.com | http://www.germanistik.fu-berlin.de/il/pers/drude-en.html From lieb at ZEDAT.FU-BERLIN.DE Thu Nov 22 18:10:13 2007 From: lieb at ZEDAT.FU-BERLIN.DE (Hans-Heinrich Lieb) Date: Thu, 22 Nov 2007 19:10:13 +0100 Subject: terminology: syntactic accent In-Reply-To: <61005.201.9.222.53.1195746391.webmail@portal.zedat.fu-berlin.de> Message-ID: Dear Sebastian Drude, "sentence stress" (also used by Bolinger 1958) is indeed the closest informal equivalent to "syntactic accent", which may not be widely used outside IL (but note that "sentence stress" does not allow for a plural). However, "word stress" is less frequent than "word accent" (Bolinger: "word-level stress"). I chose to use "accent" in either case. "Sentence accent" (similarly, "Satzakzent") is misleading because it appears to be used mainly for 'non- contrastive' accentuation. Hence, my "syntactic accent(s)". The restricted use of "sentence accent" should be retained. My proposal for informal use that is not misleading: "sentence accentuation" instead of "sentence stress". Best regards, Hans-Heinrich Lieb Date sent: Thu, 22 Nov 2007 16:46:31 +0100 Send reply to: Discussion of topics in Integrational Linguistics From: Sebastian Drude Subject: terminology: syntactic accent To: IL-LIST at LISTSERV.LINGUISTLIST.ORG > Dear colleagues, > > > I am sorry that I had and have no time to get into the very interesting > debate about participles, the passive and valency. > > Nevertheless, may I seek for help with respect to another topic? > Recently I was confronted several times with the fact that the term > "syntactic accent" is not generally known or used, and usually is not > even intuitively understood by other linguists. So I understand that > this is not a traditional term that the Integrational Theory > reconstructs? Or was it introduced and used only or mainly by Bolinger, > and that approach did not make it in general textbooks or linguistic > dictionaries? Does the same hold for German ""Satzakzent"? > > Anyway, my pragmatic question is: When I want to say "syntactic accent" > in a general paper not directed to an IL audience, which more widespread > term would you recommend me to use; what is closest to the IL conception? > I most often find "Sentence Stress", but find it misleading... > What about "sentence accent"? > > Thank you in advance for your help, and best wishes from Belém, > > Sebastian (Drude) > > > References: > Bolinger, Dwight L., 1958. "A theory of pitch accent in English". > Word 14: 109-149. > > Lieb, Hans-Heinrich, 1984a. "A method for the semantic study of > syntactic accents". In: Dafydd Gibbon, and Helmut Richter (eds). > Intonation, accent and rhythm: Studies in discourse phonology. Berlin; > New York: de Gruyter. 267–282. > > In Lieb 1983b, there is a reference as "forthcoming b": > "Accent and meaning. A study of syntactic accents, stress, and rythm, > with special reference to German" > I cannot find this in the IL-Bibliography, is there a possibility to > read the manuscript? > > > PS: For instance, I am writing a paper about the Awetí Orthography, and > there I explain very shortly (rough translation from Portuguese to English): > > "By lexical accent we understand here the saliency of a syllable in a > phonological word, indicating its capacity to carry a syntactic accent > (such as a contrastive accent)." or: "... that a syntactic accents > manifests itself on that syllable (...).". > > [[Por acento tônico, entendemos, aqui, a saliência de uma sílaba dentro > de uma palavra fonológica, indicando sua capacidade de nela se > manifestar um acento sintático (como um acento contrastivo).]] > > All readers would criticize or make a comment of lack of understanding > on "syntactic accent", and this has happened in other occasions before. > > > -- > | Sebastian Drude (Linguist) > | Sebastian.Drude at fu-berlin.de & Sebastian.Drude at googlemail.com > | http://www.germanistik.fu-berlin.de/il/pers/drude-en.html ————————————————————————————————————————————————————— Prof. Dr. Hans-Heinrich Lieb FREIE UNIVERSITÄT BERLIN FB Philosophie und Geisteswissenschaften Institut für Deutsche und Niederländische Philologie Habelschwerdter Allee 45 14195 BERLIN ————————————————————————————————————————————————————— lieb at zedat.fu-berlin.de Sekretariat (030) 838-54233 www.germanistik.fu-berlin.de/il/lieb.html ————————————————————————————————————————————————————— From andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE Thu Nov 8 16:56:53 2007 From: andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE (Andreas Nolda) Date: Thu, 8 Nov 2007 17:56:53 +0100 Subject: Participles and the General Valency Hypotheses In-Reply-To: <4714FD8D.18911.23B924@lieb.zedat.fu-berlin.de> Message-ID: Liebe Kollegen, hier eine -- etwas versp?tete -- Anmerkung zum letzten Beitrag von Hans-Heinrich Lieb. > gegen meine heutige 'Zustandspassiv'-Analyse l??t sich einwenden: > Die in (3) und (6) angesetzte Zeit t hat keine richtige Grundlage > (sie m??te durch eine ungew?hnliche Interpretation des Tempus > gewonnen werden). Als Alternative k?nnte man DOCH eine > Kopulaverbkonstruktion ansetzen, bei der t wie ?blich aus der > Bedeutung .sein. von *war3* hervorginge, mit normaler > Interpretation des Tempus. Eine Reanalyse von Zustandspassivformen als Konstruktionen aus Kopulaverb + Partizip (bzw. Partizipialgruppe) scheitert, soweit ich sehe, an unpers?nlichen Zustandspassiv-Konstruktionen: (1) Aber ge?ffnet ist trotzdem, denn die Tankstellenp?chter haben das Gl?ck, seit Mittwoch fr?h wieder Strom zu haben. (FAZ 204, 2005, 9) Ist das Pr?dikativ n?mlich kein Partizip, muss das Subjekt in einer finiten Kopulaverb-Konstruktion realisiert sein: (1') Aber offen ist *(der Laden) trotzdem. Bei einer Zustandspassiv-Analyse hingegen sind unpers?nliche Konstruktionen zu erwarten, da es ja auch unpers?nliche Vorgangspassiv-Konstruktionen gibt: (2) Es ist zwar ein Feiertag, aber gearbeitet wird trotzdem. (http://www.205mi16.de/andi) Mit besten Gr??en, Andreas Nolda -- Dr. Andreas Nolda http://www.linguistik.hu-berlin.de/~nolda/ Humboldt-Universit?t zu Berlin Philosophische Fakult?t II Institut f?r deutsche Sprache und Linguistik From lieb at ZEDAT.FU-BERLIN.DE Fri Nov 9 13:12:29 2007 From: lieb at ZEDAT.FU-BERLIN.DE (Hans-Heinrich Lieb) Date: Fri, 9 Nov 2007 14:12:29 +0100 Subject: Participles and the General Valency Hypotheses In-Reply-To: <200711081756.53203.andreas.nolda@cms.hu-berlin.de> Message-ID: Liebe Kollegen, Herrn Noldas Beispiel hat mir sehr zu denken gegeben! Ergebnis meines Nachdenkens: Mein von Herrn Nolda zitierter und kritisierter Vorschlag wird ?berraschend stark gest?tzt. Jetzt zu den Einzelheiten. 1. Vielleicht ist das nur eine Formulierungsfrage, aber durchweg davon auszugehen, da? es sich um Zustandspassivformen handelt, scheint mir eine petitio principii. Also Korrektur: "Schwierigkeit f?r die Liebsche Analyse". 2. Einzelheiten: Bei Nolda (1') ist auch Ellipse denkbar, dies ist aber nicht wesentlich. - Ausgangspunkt: ein transitives Verb *?ffnen*W = <*?ffnen*P, .?ffnen.>. Der Begriff .?ffnen. hat etwa den Inhalt: "M?glichkeit zum Kauf geben" ("Trotz Renovierung des Ladens ist das Gesch?ft ge?ffnet; Verkauf vor der Ladent?r"). Bei meiner Analyse hat eine *ge?ffnet*-Konstituente diese lexikalische Bedeutung, da eine Form des Verbs gebraucht und Vf zugeordnet ist. (Das Verh?ltnis zu .offen. ist hier unwichtig.) 3. Das Argument mit Subjekt bei nicht-partizipialem Pr?dikativ: ist nicht stichhaltig, k?nnte gerade durch Typ des Pr?dikativs bedingt sein: verbales Komplement interagiert mit verbalem Nucleus. - Das erweist sich als zutreffend. 4.ANALYSE von (1) "Ge?ffnet ist." (Absichtlich vereinfachte Fassung von Nolda (1).) SYNTAX a. KONSTITUENTENSTRUKTUR *ge?ffnet*1 Vf, *ist*2 Vf, *ge?ffnet ist* VGr b. MARKIERUNGSSTRUKTUR Offensichtlich, auf Grundlage von *?ffnen*W (s.o.) und dem ?blichen Copulaverb *sein*W. c. INTONATIONSSTRUKTUR Satzakzent (nichtkontrastive Satzbedeutung) auf *?ff*. d. LEXIKALISCHE INTERPRETATION Vgl. (b). e. GRAMMATISCHE RELATIONEN ? comp2((1)) <*ist*2, *ge?ffnet ist*> ? nuc((1)) SEMANTIK a. PROPOSITION lambda V V1: (Et)(Ex2)( ? u3.sein. geschnitten mit reb3(*ist*2, V, V1, .sein.) & ['Pr?sens f?r t, V und V1 ']) Es gibt also t und x2, so da? x2 w?hrend t die genannte Eigenschaft hat und t nicht-vergangen ist. b. RELEVANTE EIGENSCHAFT Sie ergibt sich in der ?blichen Weise aus der syntaktischen Zwischenbedeutung von *ge?ffnet*1: 'ge?ffnet1' = lambda x2' V' V1': (Ex)(Ex1)(Et1)( ? u3.?ffnen. geschnitten mit reb3(*ge?ffnet*1, V, V1, .?ffnen.) & ? Abgeschlossen & ['Pr?teritum f?r t1, V' und V1' ']) c. EINSETZUNG (b) IN (a) (Lesung) Es gibt t und x2, so da? f?r x2 w?hrend der bez?glich Sprecher und ?u?erung nicht-vergangenen Zeit t gilt: Es gibt eine ?ffnungshandlung x eines x1 mit x2 als Ge?ffnetem, die zu einer Zeit t1 abgeschlossen ist, die bez?glich Sprecher und ?u?erung vergangen ist. Mir scheint diese Proposition einfach richtig. (In Noldas Beispielsatz tritt anscheinend eine generische Komponente auf, die mit der existentiellen Einf?hrung eines betroffenen Gegenstands - x2 - offensichtlich nicht erfa?t ist. Diese Komponente - sofern sie wirklich vorhanden ist - d?rfte anderswo anzusiedeln sein.) d. ZUM KOMPOSITIONSPROZESS In der Proposition ergibt sich (Et) durch nuc, (Ex2) aufgrund des leeren Subjekts, Rest wie ?blich. Die syntaktische Zwischenbedeutung f?r die Partizipialkonstituente l??t sich auf einen Schlag durch die Kategorieninterpretation gewinnen: durch eine semantische Funktion f?r Part(-, S) bei Pr?t(-, S) und 3-stelligem Handlungsbegriff als lexikalischer Bedeutung der Konstituente. Beziehungen zum werden-Passiv k?nnten explizit gemacht werden. Ein st?rker gegliederter kompositioneller Aufbau d?rfte m?glich sein, ist mir aber nicht gelungen. 5. BEMERKUNGEN a. Zu Imperativformen mit leerem Subjekt tritt nun noch das leere Subjekt bei Gebrauch von *sein*W mit partizipialem Pr?dikativum. Der semantische Effekt ist derselbe wie bei allen leeren Komplementen: Existentielle Einf?hrung eines Gegenstands mit bestimmter Rolle. b. Die Analyse vermeidet die Einf?hrung eines neuen Partizipialwortes mit neuer Bedeutung, die sich von der Bedeutung entsprechender Partizipialadjektive (soweit vorhanden) unterscheiden w?rde und durch einen produktiven Wortbildungsproze? zu gewinnen w?re. Zugleich vermeidet sie Kategorieninterpretationen, die neue Gegenst?nde (hier die Zeit t) einf?hren w?rden. (Entsprechende semantische Funktionen sollten der Wortbildung vorbehalten bleiben.) c. Da es sich hier um den schwierigsten Fall handeln d?rfte, wenn man das traditionelle Zustandspassiv nach diesem Muster neu analysieren m?chte, spricht meine L?sung - falls sie haltbar ist - sehr f?r die Reanalyse. d. Eine entsprechende Reanalyse f?r das Vorgangspassiv (nunmehr das einzige Passiv, vom bekommen-Passiv einmal abgesehen) ist unm?glich wegen der Nicht- Existenz eines geeigneten Copulaverbs *werden*W. e. Das sog. unpers?nlich Vorgangspassiv kann weiterhin als subjektlos (also auch nicht mit leerem Subjekt) betrachtet werden, und die von mir in Lieb 1992 vorgesehenen Analysen bleiben unber?hrt. f. Noch zu durchdenken bleibt der Status von F?llen wie dem folgenden: (Situation: Sportfest.) "Gelaufen ist schon. Jetzt kommt der Hochsprung." Mit besten Gr??en, Hans-Heinrich Lieb : Thu, 8 Nov 2007 17:56:53 +0100 Send reply to: Discussion of topics in Integrational Linguistics From: Andreas Nolda Organization: Humboldt-Universit?t zu Berlin Subject: Re: Participles and the General Valency Hypotheses To: IL-LIST at LISTSERV.LINGUISTLIST.ORG Liebe Kollegen, hier eine -- etwas versp?tete -- Anmerkung zum letzten Beitrag von Hans-Heinrich Lieb. > gegen meine heutige 'Zustandspassiv'-Analyse l??t sich einwenden: > Die in (3) und (6) angesetzte Zeit t hat keine richtige Grundlage > (sie m??te durch eine ungew?hnliche Interpretation des Tempus > gewonnen werden). Als Alternative k?nnte man DOCH eine > Kopulaverbkonstruktion ansetzen, bei der t wie ?blich aus der > Bedeutung .sein. von *war3* hervorginge, mit normaler > Interpretation des Tempus. Eine Reanalyse von Zustandspassivformen als Konstruktionen aus Kopulaverb + Partizip (bzw. Partizipialgruppe) scheitert, soweit ich sehe, an unpers?nlichen Zustandspassiv-Konstruktionen: (1) Aber ge?ffnet ist trotzdem, denn die Tankstellenp?chter haben das Gl?ck, seit Mittwoch fr?h wieder Strom zu haben. (FAZ 204, 2005, 9) Ist das Pr?dikativ n?mlich kein Partizip, muss das Subjekt in einer finiten Kopulaverb-Konstruktion realisiert sein: (1') Aber offen ist *(der Laden) trotzdem. Bei einer Zustandspassiv-Analyse hingegen sind unpers?nliche Konstruktionen zu erwarten, da es ja auch unpers?nliche Vorgangspassiv-Konstruktionen gibt: (2) Es ist zwar ein Feiertag, aber gearbeitet wird trotzdem. (http://www.205mi16.de/andi) Mit besten Gr??en, Andreas Nolda -- Dr. Andreas Nolda http://www.linguistik.hu-berlin.de/~nolda/ Humboldt-Universit?t zu Berlin Philosophische Fakult?t II Institut f?r deutsche Sprache und Linguistik ????????????????????????????????????????????????????? Prof. Dr. Hans-Heinrich Lieb FREIE UNIVERSIT?T BERLIN FB Philosophie und Geisteswissenschaften Institut f?r Deutsche und Niederl?ndische Philologie Habelschwerdter Allee 45 14195 BERLIN ????????????????????????????????????????????????????? lieb at zedat.fu-berlin.de Sekretariat (030) 838-54233 www.germanistik.fu-berlin.de/il/lieb.html ????????????????????????????????????????????????????? From monika.budde at TU-BERLIN.DE Sat Nov 10 16:17:21 2007 From: monika.budde at TU-BERLIN.DE (Monika Budde) Date: Sat, 10 Nov 2007 17:17:21 +0100 Subject: Participles and the General Valency Hypothesis Message-ID: Liebe Kollegen, die Analyse von Herrn Lieb zeigt noch einmal sehr sch?n einige wesentliche Eigenschaften des unpers?nlichen Passivs im Unterschied zu Konstruktionen mit nicht-realisiertem fakultativem Komplement: Ein durchschlagendes Argument f?r eine verbale Kategorie Zustandspassiv und gegen eine Analyse als Kopulakonstruktion w?rde nur vorliegen, wenn diese Konstruktion - wie beim _werden_-Passiv - auf Verben ausgeweitet wird, die die "normalen" Voraussetzungen f?r ein Passiv (dir. Obj. im Aktiv) nicht erf?llen (z.B. Noldas Beispiel (2) [_... aber gearbeitet wird trotzdem_]). (Das unter (Bem. 5.f.) von Lieb gegebene Beispiel "Gelaufen ist schon ..." ist f?r mich in keiner Situation grammatisch, und ob eine solche Verwendung von _laufen_W in der Sportsprache tats?chlich vorkommt, bliebe zu ?berpr?fen. Verstehen kann ich eine entsprechende ?u?erung nur unter Voraussetzung eines transitiven Verbs _laufen_W, etwa wie in dem f?r mich grammatischen "die 100-m sind schon gelaufen" (i.S.v. "die Sportler haben die 100-m-Strecke schon gelaufen", nicht zu verwechseln mit der Bedeutung "die 100-m = der 100-m-Wettbewerb sind schon vorbei".) In drei Punkten ?berzeugt mich Liebs Analyse jedoch noch nicht: 1. (zu Punkt 3 in Liebs Beitrag): Die folgenden Beispiele mit nicht-verbalem Pr?dikativ sind m.E. ganz analog mit f0-Subjekt zu analysieren: (1) heute / jetzt ist zu / offen D.h. das Beispiel (1') von Herrn Nolda ist m.E. keineswegs eindeutig ungrammatisch: Den beobachteten Effekt bei (1') w?rde ich auf die Vorfeld-Position des Pr?dikativs zur?ckf?hren. Damit wird aber die Annahme, da? das Pr?dikativ in den fraglichen F?llen ein Vf-Vorkommen ist, nicht mehr gest?tzt: 2. (zu Bem. 5.b): Ich sehe nach wie vor nicht, warum in der Kopulakonstruktion eine Vf und nicht eine Adj.form vorkommen soll: In (2) der heute ge?ffnete laden ist m.E. dieselbe Wortbedeutung f?r das adjektivische Partizip anzusetzen wie in (3) heute ist (der laden) ge?ffnet Damit sind die zugeh?rigen semantischen Effekte (s. 4 [Semantik].b in Liebs Beitrag) nicht auf Kategorieninterpretation, sondern auf Wortbildung zur?ckzuf?hren. Damit entf?llt aber die Motivation, die (verbalen) Partizipien II als Pr?teritalformen aufzufassen: 3.: "Part.Pr?t." usw. ist in der Literatur nicht nur als "Partizip Pr?teritum", sondern auch als "Partizip des Pr?teritums" gelesen worden (z.B. in der ?bersetzung von R.E. Kellers Sprachgeschichte), und zwar im Sinne von "Partizip zum Pr?teritum", d.h. "auf die Pr?teritumformen [durch Wortbildung] bezogenes Partizip". Diese 2. Deutung scheint mir insgesamt - gerade auch nach den Diskussionen hier - die angemessenste. Wer wie ich nach wie vor weder f?r Konstruktionen mit Part. I noch f?r solche mit Part II ?berzeugende Gr?nde sieht, sie als verbale Konstruktionen aufzufassen, der kann nur die Part. II als Vf auffassen (und zwar deshalb, weil man sonst (analytische) Vf annehmen m??te, deren Hauptteil keine Vf ist). Im Rahmen der IL kann und sollte das Partizip II daher m.E. im Verbparadigma eine ?hnliche Stellung bekommen wie die endungslosen Adj.formen im Adjektivparadigma: es wird durch eine Kategorisierung beschrieben, die ausschlie?lich neutrale Kategorien enth?lt. D.h. das Part. II w?re genauso wenig eine Pr?t.form wie das Part. I eine (verbale) Pr?s.form ist. Oder anders gefa?t (auf den Anfang der Diskussionen bezogen): Auch wenn die morphologischen Strukturierungen, auf die ich bei der Analyse der Ausgangsbeispiele von A. Nolda zur?ckgegriffen habe, urspr?nglich nicht f?r die Behandlung von Partizipialkonstruktionen vorgesehen worden sind, so schlie?t das nicht aus, da? sich diese Techniken bei der Behandlung von Partizipialkonstruktionen gleichwohl als sinnvoll und n?tzlich erweisen k?nnen. Viele Gr??e Monika Budde From sebadru at ZEDAT.FU-BERLIN.DE Thu Nov 22 15:46:31 2007 From: sebadru at ZEDAT.FU-BERLIN.DE (Sebastian Drude) Date: Thu, 22 Nov 2007 16:46:31 +0100 Subject: terminology: syntactic accent Message-ID: Dear colleagues, I am sorry that I had and have no time to get into the very interesting debate about participles, the passive and valency. Nevertheless, may I seek for help with respect to another topic? Recently I was confronted several times with the fact that the term "syntactic accent" is not generally known or used, and usually is not even intuitively understood by other linguists. So I understand that this is not a traditional term that the Integrational Theory reconstructs? Or was it introduced and used only or mainly by Bolinger, and that approach did not make it in general textbooks or linguistic dictionaries? Does the same hold for German ""Satzakzent"? Anyway, my pragmatic question is: When I want to say "syntactic accent" in a general paper not directed to an IL audience, which more widespread term would you recommend me to use; what is closest to the IL conception? I most often find "Sentence Stress", but find it misleading... What about "sentence accent"? Thank you in advance for your help, and best wishes from Bel?m, Sebastian (Drude) References: Bolinger, Dwight L., 1958. "A theory of pitch accent in English". Word 14: 109-149. Lieb, Hans-Heinrich, 1984a. "A method for the semantic study of syntactic accents". In: Dafydd Gibbon, and Helmut Richter (eds). Intonation, accent and rhythm: Studies in discourse phonology. Berlin; New York: de Gruyter. 267?282. In Lieb 1983b, there is a reference as "forthcoming b": "Accent and meaning. A study of syntactic accents, stress, and rythm, with special reference to German" I cannot find this in the IL-Bibliography, is there a possibility to read the manuscript? PS: For instance, I am writing a paper about the Awet? Orthography, and there I explain very shortly (rough translation from Portuguese to English): "By lexical accent we understand here the saliency of a syllable in a phonological word, indicating its capacity to carry a syntactic accent (such as a contrastive accent)." or: "... that a syntactic accents manifests itself on that syllable (...).". [[Por acento t?nico, entendemos, aqui, a sali?ncia de uma s?laba dentro de uma palavra fonol?gica, indicando sua capacidade de nela se manifestar um acento sint?tico (como um acento contrastivo).]] All readers would criticize or make a comment of lack of understanding on "syntactic accent", and this has happened in other occasions before. -- | Sebastian Drude (Linguist) | Sebastian.Drude at fu-berlin.de & Sebastian.Drude at googlemail.com | http://www.germanistik.fu-berlin.de/il/pers/drude-en.html From lieb at ZEDAT.FU-BERLIN.DE Thu Nov 22 18:10:13 2007 From: lieb at ZEDAT.FU-BERLIN.DE (Hans-Heinrich Lieb) Date: Thu, 22 Nov 2007 19:10:13 +0100 Subject: terminology: syntactic accent In-Reply-To: <61005.201.9.222.53.1195746391.webmail@portal.zedat.fu-berlin.de> Message-ID: Dear Sebastian Drude, "sentence stress" (also used by Bolinger 1958) is indeed the closest informal equivalent to "syntactic accent", which may not be widely used outside IL (but note that "sentence stress" does not allow for a plural). However, "word stress" is less frequent than "word accent" (Bolinger: "word-level stress"). I chose to use "accent" in either case. "Sentence accent" (similarly, "Satzakzent") is misleading because it appears to be used mainly for 'non- contrastive' accentuation. Hence, my "syntactic accent(s)". The restricted use of "sentence accent" should be retained. My proposal for informal use that is not misleading: "sentence accentuation" instead of "sentence stress". Best regards, Hans-Heinrich Lieb Date sent: Thu, 22 Nov 2007 16:46:31 +0100 Send reply to: Discussion of topics in Integrational Linguistics From: Sebastian Drude Subject: terminology: syntactic accent To: IL-LIST at LISTSERV.LINGUISTLIST.ORG > Dear colleagues, > > > I am sorry that I had and have no time to get into the very interesting > debate about participles, the passive and valency. > > Nevertheless, may I seek for help with respect to another topic? > Recently I was confronted several times with the fact that the term > "syntactic accent" is not generally known or used, and usually is not > even intuitively understood by other linguists. So I understand that > this is not a traditional term that the Integrational Theory > reconstructs? Or was it introduced and used only or mainly by Bolinger, > and that approach did not make it in general textbooks or linguistic > dictionaries? Does the same hold for German ""Satzakzent"? > > Anyway, my pragmatic question is: When I want to say "syntactic accent" > in a general paper not directed to an IL audience, which more widespread > term would you recommend me to use; what is closest to the IL conception? > I most often find "Sentence Stress", but find it misleading... > What about "sentence accent"? > > Thank you in advance for your help, and best wishes from Bel?m, > > Sebastian (Drude) > > > References: > Bolinger, Dwight L., 1958. "A theory of pitch accent in English". > Word 14: 109-149. > > Lieb, Hans-Heinrich, 1984a. "A method for the semantic study of > syntactic accents". In: Dafydd Gibbon, and Helmut Richter (eds). > Intonation, accent and rhythm: Studies in discourse phonology. Berlin; > New York: de Gruyter. 267?282. > > In Lieb 1983b, there is a reference as "forthcoming b": > "Accent and meaning. A study of syntactic accents, stress, and rythm, > with special reference to German" > I cannot find this in the IL-Bibliography, is there a possibility to > read the manuscript? > > > PS: For instance, I am writing a paper about the Awet? Orthography, and > there I explain very shortly (rough translation from Portuguese to English): > > "By lexical accent we understand here the saliency of a syllable in a > phonological word, indicating its capacity to carry a syntactic accent > (such as a contrastive accent)." or: "... that a syntactic accents > manifests itself on that syllable (...).". > > [[Por acento t?nico, entendemos, aqui, a sali?ncia de uma s?laba dentro > de uma palavra fonol?gica, indicando sua capacidade de nela se > manifestar um acento sint?tico (como um acento contrastivo).]] > > All readers would criticize or make a comment of lack of understanding > on "syntactic accent", and this has happened in other occasions before. > > > -- > | Sebastian Drude (Linguist) > | Sebastian.Drude at fu-berlin.de & Sebastian.Drude at googlemail.com > | http://www.germanistik.fu-berlin.de/il/pers/drude-en.html ????????????????????????????????????????????????????? Prof. Dr. Hans-Heinrich Lieb FREIE UNIVERSIT?T BERLIN FB Philosophie und Geisteswissenschaften Institut f?r Deutsche und Niederl?ndische Philologie Habelschwerdter Allee 45 14195 BERLIN ????????????????????????????????????????????????????? lieb at zedat.fu-berlin.de Sekretariat (030) 838-54233 www.germanistik.fu-berlin.de/il/lieb.html ?????????????????????????????????????????????????????