31.3840, Calls: General Linguistics/Germany

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Sat Dec 12 03:04:08 UTC 2020


LINGUIST List: Vol-31-3840. Fri Dec 11 2020. ISSN: 1069 - 4875.

Subject: 31.3840, Calls: General Linguistics/Germany

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Editor for this issue: Lauren Perkins <lauren at linguistlist.org>
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Date: Fri, 11 Dec 2020 22:03:42
From: Evelyn Wiesinger [evelyn.wiesinger at uni-tuebingen.de]
Subject: Bewegungsverben im Sprachwandel – Grammatik, Lexikon, Diskurs

 
Full Title: Bewegungsverben im Sprachwandel – Grammatik, Lexikon, Diskurs 

Date: 04-Oct-2021 - 07-Oct-2021
Location: University of Augsburg, Germany 
Contact Person: Evelyn Wiesinger
Meeting Email: evelyn.wiesinger at uni-tuebingen.de

Linguistic Field(s): General Linguistics 

Language Family(ies): Romance 

Call Deadline: 30-Jan-2021 

Meeting Description:

BEWEGUNG und RAUM zählen zu den grundlegenden sensomotorischen Erfahrungen und
stellen zentrale Komponenten der menschlichen Kognition dar. Der Ausdruck von
realer und fiktiver Bewegung ist Teil unseres alltäglichen sprachlichen
Handelns. Bewegungsverben übernehmen dabei eine zentrale Rolle, was sich unter
anderem bereits im Spracherwerb widerspiegelt. Vor diesem Hintergrund
überrascht es nur wenig, dass Bewegungsverben häufig an Sprachwandel- und
Grammatikalisierungsprozessen beteiligt sind. In den romanischen Sprachen
wurde seit Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem die Entwicklung von
periphrastischen Konstruktionen zum Ausdruck von Tempus, Modus und Aspekt
(z.B. frz. aller + Infinitiv/span. ir a + Infinitiv ‚etw. tun werden‘)
intensiv erforscht. Jüngere Arbeiten haben differenzierte diachrone und
semantische Analysen entwickelt und gezeigt, dass es neben parallelen
Entwicklungen auch spezifische Unterschiede gibt (vgl. katalanisch anar +
Infinitiv ‚etw. getan haben‘) (u.a. Projekt GRADIA).

Insgesamt weniger Aufmerksamkeit haben die romanischen Bewegungsverben in
anderen Sprachwandelprozessen erfahren, wie etwa bei der Herausbildung von
Verb-Partikel-Konstruktionen (z.B. span. echarse atrás ‚einen Rückzieher
machen‘), von Kopulaverben (z.B. rumän. a ajunge ‚ankommen‘ > ‚werden‘),
Passivauxiliaren (z.B. ital. venire ‚kommen‘ > ‚sein‘; rumän. a veni ‚kommen‘
> ‚sein‘) oder Diskurs- und Fokusmarkern (z.B. pen.span. venga, mex.span.
ándale, Frz. in Kamerun j’arrive im Kontext der Verabschiedung) (u.a. Iacobini
2015; Devos/van der Wal 2014). Nicht zuletzt stellen Bewegungsverben in den
romanischen Sprachen auch eine wichtige Komponente von phraseologischen
Konstruktionen und Kollokationen dar (vgl. Serradilla Castaño 2012;
Siepmann/Bürgel 2019), wie u.a. die zahlreichen phraseologischen Wendungen auf
der Grundlage des Verbs andar z.B. im mexikanischen Spanisch belegen: andar
bruja ‚estar sin dinero‘, ya le anda ‚ya le urge‘.

Weniger untersucht ist bis heute auch die Bedeutung von Konstruktionen mit
Bewegungsverben in den vielfältigen Sprachkontaktsituationen der europäischen
und außereuropäischen Romania. Eine Ausnahme stellen die TMA-Periphrasen und
Verb-Partikel-Konstruktionen im kanadischen Französisch dar. Daneben finden
sich einige Arbeiten zum Galizisch- und Katalanisch-Spanischen Sprachkontakt
(u.a. Hernández García 1998) sowie zur kontaktinduzierten Grammatikalisierung
im andinen Spanisch (u.a. Olbertz 2003). Nahezu unberücksichtigt geblieben
sind die Entwicklungen in den romanischen Sprachen in Afrika, die dort mit
einer Vielzahl von afrikanischen Sprachen aus verschiedenen Sprachfamilien in
Kontakt stehen (vgl. Pfadenhauer 2020). Bewegungsverben spielen unter anderem
eine zentrale Rolle in seriellen Verbkonstruktionen bestimmter afrikanischer
Sprachen und werden im Kontext der Kreolgenese auch für romanisch basierte
Kreolsprachen diskutiert.

Aufbauend auf diesen Forschungsergebnissen verfolgt die Sektion die folgenden
Ziele: Um das grammatische, semantische und diskursive Potential von
Bewegungsverben vollständiger zu erfassen, sollen zum einen die Erkenntnisse
zu bereits bekannten Sprachwandel- und Grammatikalisierungsprozessen um
Fragestellungen erweitert werden, die bisher weniger beachtete Entwicklungen
in den romanischen Sprachen fokussieren. Hierbei soll eine weite Perspektive
auf Sprachwandel eingenommen werden, die nicht nur
Grammatikalisierungsprozesse, sondern auch diskursive, lexikalische und
phraseologische Phänomene und damit den Zwischenbereich von Lexikon und
Grammatik in den Blick nimmt. Zum anderen soll das besondere Augenmerk der
Sektionsarbeit den bislang weniger untersuchten romanischen Sprachen und
Varietäten und den Entwicklungen von Bewegungsverben in inner- und
außereuropäischen Sprachkontaktsituationen gelten.


Call for Papers: 

Abstracts für Sektionsbeiträge können bis zum 30. Januar 2021 an unsere
E-Mailadressen (katrin.pfadenhauer at uni-bayreuth.de,
evelyn.wiesinger at uni-tuebingen.de) eingereicht werden (max. 400 Wörter
exklusive Bibliographie). Beitragssprachen sind alle romanischen Sprachen
sowie Deutsch.

Mögliche Beiträge sollten sich schwerpunktmäßig auf folgende Fragen
konzentrieren:
- Welche bisher weniger bekannten Sprachwandel- und Grammatikalisierungspfade
von Bewegungsverben finden sich in den romanischen Sprachen?
- Zeichnen sich im aktuellen Sprachgebrauch neue Entwicklungen bzw. Funktionen
bei den bereits existierenden Konstruktionen mit Bewegungsverben ab?
- Welche Erkenntnisse liefern Studien zu bisher weniger beachteten romanischen
Sprachen und Varietäten?
- Welche Rolle spielen Bewegungsverben in Sprachkontaktsituationen in Europa
und in der außereuropäischen Romania?
- Wie lassen sich Erkenntnisse aus der Typologie und der Forschung zu
amerindischen und afrikanischen Sprachen besser mit der
klassisch-romanistischen Forschung verknüpfen und für die Romanistik nutzbar
machen?
- Inwiefern können sich Arbeiten aus der Grammatikalisierungsforschung, der
(historischen) Semantik und Pragmatik sowie der Phraseologie komplementieren
oder gegenseitig befruchten?




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