LL-L: "Orthography" LOWLANDS-L, 15.MAY.2000 (01) [E/German]

Lowlands-L sassisch at yahoo.com
Mon May 15 18:59:29 UTC 2000


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 L O W L A N D S - L * 15.MAY.2000 (01) * ISSN 189-5582 * LCSN 96-4226
 Posting Address: <lowlands-l at listserv.linguistlist.org>
 Web Site: <http://www.geocities.com/sassisch/rhahn/lowlands/>
 User's Manual: <http://www.lsoft.com/manuals/1.8c/userindex.html>
 Archive: <http://listserv.linguistlist.org/archives/lowlands-l.html>
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 A=Afrikaans, Ap=Appalachean, D=Dutch, E=English, F=Frisian, L=Limburgish
 LS=Low Saxon (Low German), S=Scots, Sh=Shetlandic
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From: matthias e. storme [matthias.storme at pandora.be]
Subject: LL-L: "Fraktur" LOWLANDS-L, 14.MAY.2000 (03) [E]

You wrote :



I can't tell you all that much about the history of Fraktur, but I do know
that it was still used in print in Germany (for both German and Low
Saxon/German) until the 1920s, but Modernist movements were already pushing

it aside.  I have several Low Saxon publications from that era, and most
are in Fraktur.  It had a comeback in the 1930 that was virtually decreed
by the Nazi regime, and this lasted till the end of World War II.

ReinhardRon

Your account of the relation between Fraktur and tne Nazi Regime is
probably the opposite of historical truth. It was precisely Adolf Hitler
who has completely forbidden (in 1941) the use of Fraktur instead of
promoting it.

You can find a lot of information on http://www.e-welt.net/BfdS/, Bund für
deutsche Schrift und Sprache, i.a. the following text from Helmut Delbanco,
Studiendirektor a. D. (1990), überarbeitet 1993 von Christian Spremberg
(for the examples in style, you'll have to look at the website, I can't
show them in e-mail).

Matthias Storme

Geschichte

Der Ausdruck "Fraktur" (lateinisch: "Bruch") besagt, daß die aus dem
klassischen Altertum stammenden runden Linien der Buchstaben Brechungen
erfuhren. Dieser Vorgang begann schon um 1200 n. Chr., als auch in der
Baukunst die romanischen Rundbögen gotisch gebrochen wurden. Als erste
Schriftgruppe enstand so in den Schreibstuben Nordfrankreichs die gotische
Form. Diese hohe, schmale Schrift bildete Johannes Gutenberg noch in dem
ersten Druckwerk des Abenslandes, der 42zeiligen Bibel von 1455, nach. Um
1470 erscheint dann auf deutschem Boden die zweite gebrochene
Schriftgruppe: Die "Schwabacher", genannt vermutlich nach dem Ort Schwabach
bei Nürnberg. Als Martin Luther mit seiner Bibelübersetzung zur Entstehung
einer einheitlichen Schriftsprache beitrug, gab die Schwabacher Schrift der
Sprache eine vorzügliche Gestalt.
Schon 1517 tritt die Fraktur (im engeren Sinn) in das Licht der Geschichte.
Zu ihren frühesten Benutzern zählt Albrecht Dürer. Mit ihren feineren
Buchstaben gewinnt sie rasch Freunde im deutschen Sprachraum. Aber auch bei
den östlichen und südöstlichen Nachbarn sowie in Skandinavien findet sie
starke Verbreitung. Bis in das 20. Jahrhundert werden nun anfangs alle,
später die weitaus meisten deutschen Texte in Fraktur gesetzt. Dies trägt
ihr den Namen "deutsche Schrift" ein.
Der Ausdruck "deutsche Schrift" ist wahrscheinlich italienischen Ursprungs.
Jedenfalls läßt sich der Begriff als "lettera tedesca" schon Ende des 19.
Jahrhunderts in Oberitalien nachweisen. Gemeint ist damit die für deutsche
Texte üblich gewordene Schrift, nämlich Schwabacher und Fraktur. Als
bewußte Gegenschöpfung zur deutschen Schrift kommt zu dieser Zeit die
Humanisten-Antiqua auf. (Antiqua bedeutet hier nichts anderes als
"Altschrift".)
In der Folgezeit schaffen die Schriftkünstler ständig neue, immer besser
lesbare Frakturschriften. Doch kommt bei diesem Bemühen auch die Schönheit
nicht zu kurz. So entwickelt sich die Fraktur zu einem Kunstwerk von
höchster Zweckmäßigkeit. Unter der Führung bedeutender deutscher
Schriftkünstler nimmt die Schriftkunst von 1895 bis 1940 einen gewaltigen
Aufschwung und erreicht zwischen 1920 und 1940 ihren Höhepunkt. In dieser
Zeit entstehen in Deutschland Schriftschnitte von zeitloser Gestalt und
Schönheit in einmalig großer Zahl.

Gestalt
Die bessere Lesbarkeit einer guten Frakturschrift beruht in der Hauptsache
auf vier Eigenschaften, die sie im Gegensatz zur Antiqua auszeichnen:
a) Mehr Buchstaben haben Ober- und Unterlänge. Damit ragen sie auffälliger
aus dem Zeilenband heraus und werden so schneller vom Auge erfaßt, z.B.:
b) Die Buchstaben unterscheiden sich überhaupt stärker voneinander und
werden somit rascher bzw. sicherer erkannt.
c) Die meisten Frakturschriften laufen schmaler, so daß auf einen Blick
mehr Buchstaben erfaßt werden können. Dies wirkt sich besonders in
deutschen Texten vorteilhaft aus, weil hier eine Silbe durchschnittlich
mehr Buchstaben enthält als in den meisten anderen europäischen Sprachen.
d) Das Schluß-s zeigt durch seine auffallende Form signalhaft das Ende
eines Wortes an. Kommt es innerhalb eines Wortes vor, fällt damit die
Nahtstelle (Fuge) eines zusammengesetzten Wortes ins Auge. Beispiele: ,  ,
.
Gerade Ausländer schätzen diese Lesehilfe sehr. Bei der Fraktur kommt es
immer wieder zu Wortbildern, die das Auge leichter und schneller aufnimmt
als die gleichförmigen Zeilenbänder der Antiqua. Beispiele:
- Buchstabe
- Kreissparkasse
- Zahnschmerzen
- Wachstube
- Wachstube

Gerade Wörter wie die beiden letzten zeigen auch, wie undeutlich der
Wortgehalt oft durch Antiqua und wie eindeutig er durch Fraktur
wiedergegeben werden kann: Einmal ist - bei gleicher Antiqua-Schreibweise!
- die Tube mit Wachs gemeint, das andere Mal die Stube der Wache.

Das Verbot und dessen Nachwirkungen
"Warum hat man denn bei so vielen Vorzügen die Fraktur aufgegeben? Man
sieht sie doch (fast) gar nicht mehr!" Verschiedene Einflüsse trugen zu
dieser Entwicklung bei. Der wohl bedeutendste und wahrscheinlich
entscheidende Auslöser für diesen Kulturverfall war eine Anordnung des
Reichsleiters der NSDAP, Martin Bormann, am 3.1.1941 im Auftrage Adolf
Hitlers. Darin wird die "sogenannte gotische Schrift" als "Schwabacher
Judenlettern" bezeichnet; deshalb durfte von da an nur noch die
(lateinische) Antiqua verwendet werden, die nun "Normal-Schrift" hieß.
Wir wissen heute, daß Adolf Hitler selbst dahinterstand, der schon auf dem
Reichsparteitag von 1934 durch seine Ausfälle gegen die "gotische Schrift"
seine Unkenntnis über Schrift und Schriftgeschichte und seine Gegnerschaft
zur deutschen Schrift an den Tag gelegt hatte. Allein die Vermengung der
Begriffe "gotisch", "Schwabacher" und "Judenlettern" belegt, daß er
schlecht unterrichtet war.
Aufgrund der Zwecklüge von den "Judenlettern", die das Verbot erst
durchsetzbar machte, verschwand die deutsche Schrift als Schreibschrift und
im Frakturdruck aus Zeitungen, Zeitschriften, Büchern, Lehrplänen und
Fibeln. Leider wurde nach 1945 bis heute weder in Deutschland noch in
Österreich die gebrochenen Schriften in die Wiedergutmachung all dessen
einbezogen, was im Nationalsozialismus beleidigt, mißbraucht, geächtet und
verboten worden war. Zwar gilt das Verbot der Verwendung von
Frakturschriften nicht mehr, doch ist in Deutschland kein Kultusminister
bereit, der deutschen Schrift den zum Überleben erforderlichen Platz in der
Schule einzuräumen, während Araber, Chinesen, Griechen, Israeli, Russen und
viele andere Völker aus guten Gründen an ihrem überlieferten Kulturgut
festhalten.
Die Kunstwerke der gebrochenen Schriften sind heute weitgehend vergessen.
Selbst der Schriftsetzer erfährt in seiner Ausbildung kaum etwas über diese
Schätze. Die Bleilettern und die Gußformen der Schriftgießerein sind seit
der Einführung des Satzes durch elektronische Rechner fast restlos
vernichtet.
---
prof. Matthias E. Storme
matthias.e.storme at vlaanderen.org
fax +32-9-329 51 06
http://users.pandora.be/matthias.storme/index.html
recht : http://www.ufsia.ac.be/~estorme/legal.html
genealogie : http://www.ufsia.ac.be/~estorme/genealogy.html
spelling : http://www.ufsia.ac.be/~estorme/spelling.html
verbond van vlaamse academici : http://www.ufsia.ac.be/~estorme/vva.html
opinie : http://www.ufsia.ac.be/~estorme/discrim.html

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From: R. F. Hahn [sassisch at yahoo.com]
Subject: Orthography

The script type "Sütterlin", handwritten or printed, is seen in signs,
posters, documents, grafitti, etc., in numerous photographs of the Nazi
period, including in those of the Nazis themselves.  It is clearly
Fraktur-based.  These photographs may be from before 1941 then, but they
lead less informed people (like myself) nowadays to associate this script
with the Nazi period.  Yes, my mother and her sister started writing
*before* 1941.  It is interesting, though, that their older brother had
started school with Roman type and later had to adopt "German" type.  So,
if not the Nazis, I assume that this switch had been made sometime during
the Weimar Republic era and was well underway as the Nazis were on the
rise.

Regards,

Reinhard/Ron

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