LL-L "Orthography" 2007.04.16 (05) [LS/German]

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Tue Apr 17 00:06:23 UTC 2007


L O W L A N D S - L  -  16 April 2007 - Volume 05

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From: Heiko Evermann <heiko.evermann at gmx.de>
Subject: LL-L "Orthography" 2007.04.13 (08) [LS/German]

Moin Jonny,

da habe ich wohl in ein Wespennest gestochen.
> Aber die Zersplitterung in dutzende Dialekte, so dass man als
> Interessierter
>
> überhaupt keinen Anhaltspunkt hat, wie man denn nun Platt lernen könnte,
> weil
> alles überall immer wieder anders ist, ist der effizienteste.
>
> Dutzende? Noch wesentlich mehr...
> Wenn Du es lernen willst (und DU willst und KANNST) musst Du sprechen und
> hören- egal, wo auch immer. Niemand kann eine halbwegs anständige
> Enzyklopädie in einer Sprache schreiben, die er (so gut wie) nie spricht.
Dass Du von der plattdeutschen Wikipedia nichts hältst, ist mir schon lange
bekannt. Aber das war nicht das Thema, auf das ich geantwortet habe.
> Krass, wie?
Ja krass. Sorbisch leistet sich mit 50.000 Sprechern zwei untereinander kaum
verständliche Dialekte. Das ist Luxus. Aber immerhin wird sorbisch an 25
Grundschulen und 3 weiterführenden Schulen unterrichtet und das nicht nur
als
Fremdsprache, nein, es wird Fachunterricht auf Sorbisch erteilt. Es gibt
mehrere Zeitungen/Zeitschriften und regelmäßig mehrere Stunden sorbischen
Rundfunk. Hut ab.

Wie sieht es für das Plattdeutsche aus? Die Zahl der aktiven Sprecher bewegt
sich im einstelligen Millionenbereich, aber die meisten davon können ihre
eigene Sprache nicht gut. Und dann meint man allen ernstes noch, man könne
die regionalen Varietäten allesamt unter Naturschutz stellen? Das geht dann
wohl nur in einem Sprachmuseum. Man kann sich freuen, wenn die Großdialekte
überleben. Die Ortsdialekte werden es jedenfalls kaum schaffen.

> Ich lade Dich und Deine Familie ein zu einem plattdeutschen
> Wochenende, hier zu mir und in mein Haus- mit Hund und Kindern. Hartlich
> "wilkam'n"! Bitte- bring Dein Englisch-Dictionary mit, damit wir's
leichter
> haben ;-)!
>
> Is' das 'n Wort?
Das ist ein Wort, aber ich vermute, dass wir das im Augenblick zeitlich
nicht
einrichten können.

Ron,
> Mann in Tünn, Heiko!  Wat kannst Di man ook ünnerstahn in eensen to so to
> doon, as of Du wat vun de Spraak afwäten or lehren kannst?! De in de
> Grootstadt wahnt un ook daar boren un tagen is, de kann un kann dat nich.
> Un dat hest nu al faken schriftlich krägen. Mark Di dat!
Ja, ich nehme mir heraus, zu der Frage nach den plattdeutschen Dialekten
eine
Meinung zu haben. (Und wie ich mal auf einer schlauen Postkarte gelesen
habe,
heißt es Meinung und eben nicht Deinung, Seinung oder Unserung.)

> Dat Kœnen hangt schients vun de Landluft (d.h. Mist- un Addelröök) af; dat
> versuurt stantepee bi all de Afgasen. Ingelsch, Spaansch, Chineessch or
> Mongoolsch, de kannst ook schrieven un mit de Hülp vun Böker lehren. Man
> dat Neddersassische/Plattdüütsche?  Nä, daar löppt dat to Water. Daar
gifft
> 't 'n Gesetz gägen ... ofschoonst man bloots 'n mündlich Gesetz, wiel dat
> 'n de Spraak nich œverregionaal schrieven kann or dröff, ook wiel dat 't
> vääl to vääl Maracheree is dat fœr elk enkelt Dialekt uptoschrieven un vun
> Hüün un Perdüün up'n Lannen dat Toseggen to kriegen.
Oh, und wenn ich euch jetzt auch noch erzähle, dass ich sogar noch
angefangen
habe, unseren Lütten Platt beizubringen, dann kriegt uns Jonny bestimmt noch
einen zuviel... Ausgerechnet das Platt, das ich mir erarbeitet habe. Oha.
Aber besser als gar nicht. (Oder meint Jonny etwa, ich sollte lieber einen
Beitrag dazu leisten, Platt sterben zu lassen?)

Hartlich Gröten,

Heiko Evermann

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From: R. F. Hahn <sassisch at yahoo.com>
Subject: Orthography

Heiko,

> Ja, ich nehme mir heraus, zu der Frage nach den plattdeutschen Dialekten
eine
> Meinung zu haben. (Und wie ich mal auf einer schlauen Postkarte gelesen
habe,
> heißt es Meinung und eben nicht Deinung, Seinung oder Unserung.)

Tjer, un wiel dat in de Kultuur man dünn seiht is, dat een mit 'n annern
œver eens dinkt, un wiel dat "Nä" jümmers dat eerste Woord in 'n Reaktschoon
is (or anners "Geiht nicht"), daar wägen is dat echte neddersassische
(nedderdüütsche) Woord fœr "Meinung" ook "Verschääl" (t.B. "na mien
Verschääl ..." = "meiner Meinung nach ..."). Dat kannst ook as "abweichende
Meinung" œversetten, man bruukt wardt dat mehrsttieds simplemang as
"Meinung", wiel dat in de Kultuur "Meinung" un "abweichend" een Saak sünd.

Elk een egenstännige Spraak bruukt 'n œverregionalen Dialekt un 'n
œverregionale Schrievwies', besünners wenn se ook 'n Litteratuurspraak sien
schall. De mehrsten Spraken hebbt dat ook, hier un daar mehr as een, as Du
all sääst, un Minnerheitsspraken hebbt dat ook.  Na mien Verschääl ...
huuch! daar hebbt wi 't wedder ... gaht de Lüüd' in Noorddüütschland daar
gägen an, de us Spraak nich as egenstännig ankieken doot, wenn se 't ook
nich togäven wüllt.  Wat is de Alternatiev'? "Platt" snacken un "hoch"
schrieven, un dat is dat sülvige as "Platt" as 'n düütsche Dialektgrupp
antokieken.  Klaar kannst all de Dialekten schrieven!  Man bi "elk na sien
Mœg'" suurt niks anners ruut as 'n Kuddelmuddel, un daar bi versteiht een
den annern nich so good as bi 't Tohöörn.

De annere Spraken lehrt or ünnersöökt, de bemöött faken wat in de
Flaggspraak "native speaker arrogance" nöömt wardt.  Na mien Verschääl ...
huuch! ... is so 'n Dinken as "Man bloots wi hier (up'n Lannen) kœnt dat
rejell" dat sülvige as "Mien Dialekt is rejeller as joon", un daar wägen is
dat 'n Aard vun "native speaker arrogance".  Un daar hebbt wi noog vun.
Noog, segg ik.

Kumpelmenten,
Reinhard/Ron
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