[sw-l] NEW ARTICLE published SignWriting in Germany...
Valerie Sutton
sutton at SIGNWRITING.ORG
Fri Feb 4 20:41:54 UTC 2005
SignWriting List
February 4, 2005
NEW ARTICLE published about SignWriting in Germany...
http://www.aerztezeitung.de/docs/2005/02/03/019a0204.asp?cat=
Here it is...Congratulations, Stefan!
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Ärzte Zeitung, 03.02.2005
Mit der Gebärdenschrift und der Mundbildschrift lernen gehörlose Kinder
das richtige Sprechen
Von Angelika Albert
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Deutlich artikulierend und gestikulierend liest Ilker einen Text in
Gebärdenschrift. Fotos: ala
Es ist laut in der vierten bis sechsten Klasse des
Landesbildungszentrums für Hörgeschädigte in Osnabrück. Eine ganz
normale Unterrichtsstunde. Die Kinder zwischen zehn und 16 Jahren,
haben einen Text vor sich liegen: "Ich habe eine rote Zipfelmütze."
Heftig gestikulieren die Schüler, sie sprechen laut, recht deutlich und
beginnen dann, gemeinsam zu lesen. Für einen Außenstehenden ist nicht
leicht zu erkennen, daß diese Kinder gehörlos sind.
In Deutschland leben etwa 80 000 Gehörlose. Das sind etwa 0,1 Prozent
der Bevölkerung. Als gehörlos werden diejenigen Menschen bezeichnet,
die ohne Gehör oder mit einem nur geringen Restgehör auf die Welt
kommen. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 600 Kinder taub geboren.
Taubheit behindert das Sprechenlernen
Taubheit bedeutet ohne intensive Therapie die Einschränkung der
lautsprachlichen Kommunikation: Gehörlose haben Probleme, richtig zu
sprechen. Oft sind Gebärden die einzige Brücke zur Außenwelt. Die
Gebärdensprachen der Gehörlosen sind eigenständige visuelle Sprachen.
Über die Jahrhunderte hinweg wurden sie in der Kommunikation unter den
Gehörlosen ausgebildet. Für Eltern von gehörlosen Kindern ist es
wichtig, die Gebärdensprache zu lernen, damit dem Kind eine adäquate
Kommunikationsmöglichkeit angeboten werden kann.
Ein gehörloses Kind hat es heute noch immer sehr schwer, es mit seinen
gleichaltrigen hörenden Altersgenossen aufzunehmen. Hören ist die
Voraussetzung für die natürliche Lautsprachentwicklung, also für das
Sprechen. In dieser Klasse des Landesbildungszentrums für
Hörgeschädigte in Osnabrück wird eine neue Methode versucht - mit
großem Erfolg. Stefan Wöhrmann, Psychologe und Studienrat, setzt auf
die "Gebärdenschrift", eine schriftliche Form der Gebärdensprache.
"Die Kinder sollen die deutsche Sprache in Wort und Schrift erlernen.
Nicht nur für gehörlose Menschen ist diese Schrift wichtig, auch
Hörende können mit Hilfe dieses neuen Schriftsystems die
Gebärdensprache besser kennenlernen. Gehörlose selbst lernen nicht nur,
die Gebärdenschrift zu lesen, sie macht es ihnen auch leichter, die
deutsche Sprache zu schreiben. Diese Lernmethode ist noch sehr neu in
Deutschland und eine von mehreren Methoden für Gehörlose, die nur an
wenigen Schulen unterrichtet wird", erklärt Wöhrmann, der die
Gebärdenschrift 2001 an der Schule in Osnabrück eingeführt hat.
Bislang galt die Gebärdensprache als eine Sprache ohne alltagstaugliche
Schriftform. Die Gebärdenschrift jedoch ist eine Möglichkeit, die
Gebärdensprache in einer einfach erfaßbaren Schriftform zu
dokumentieren.
Erfinderin dieses Schriftsystems ist die Amerikanerin Valerie Sutton.
Ihr vorrangiges Ziel war es eigentlich, eine Schrift für Tanzbewegungen
zu entwickeln. Als junge Tänzerin war sie stets darum bemüht,
Tanzbewegungen so zu notieren, daß die räumlich-dynamischen Aspekte der
Bewegungen schnell, präzise und leicht erfaßbar abgebildet werden.
Später entwickelte sie daraus eine Schrift für alle Gebärdensprachen
der Welt, das "Sutton SignWriting" - auf Deutsch: "GebärdenSchrift" -,
das sich in den letzten 25 Jahren zu einem Schriftsystem für
Gebärdensprachen weiterentwickelt hat. Weltweit wird sie in 26 Ländern
angewandt.
Mit der deutschen Gebärdenschrift ist es Gehörlosen möglich, die
deutsche Lautsprache lesen und schreiben zu lernen. In Deutschland
wurde die spezielle Schrift im September 1999 eingeführt und in den
letzten Jahren weiterentwickelt. So gibt es inzwischen etwa ein
Computerprogramm, mit dem auch Kinder im Unterricht direkt die
Gebärdenschrift schreiben können.
Auch kleine Kinder ab drei Jahren sind bereits in der Lage, die
bildhaften Darstellungen zu erfassen. "Das Lernen der Gebärdenschrift
bietet die Chance zum systematischen Vokabeltraining, wie wir es von
anderem Fremdsprachen-Unterricht gewohnt sind. Die Kinder entwickeln
Selbstvertrauen und sind stolz auf ihre Leistungen, können
Lautsprachkompetenz erwerben und bekommen damit eine weitere Chance der
Integration in die Welt der Hörenden," erläutert Wöhrmann.
Die Mundbildschrift bildet die Laute der deutschen Sprache ab
Zur Verbesserung der Artikulation der gehörlosen Kinder hat Stefan
Wöhrmann eine eigene Schrift entwickelt - die Mundbildschrift -, die
den Lauten der deutschen Sprache jeweils spezifische Sprechsymbole
zuordnet. Diese Mundbildschrift erweist sich auch für die Erweiterung
des Wortschatzes als ausgesprochen nützlich.
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"Wo ist mein Bus", geschrieben in Mundbildschrift: Jedes Symbol
entspricht einem Laut der Sprache.
Dr. Klaus-B. Günther, Professor für Gebärdensprachpädagogik an der
Humboldt-Universität in Berlin, kommentiert: "Mit der Gebärdenschrift
und der ergänzenden Mundbildschrift stehen für auditiv nicht
erreichbare und bilingual - das heißt in Gebärden- und Verbalsprache -
unterrichtete gehörlose Kinder exzeptionelle Förderinstrumente zur
Verfügung, die ihnen früh das Schreiben in ihrer Basissprache, der
Gebärdensprache, ermöglicht und ihnen zugleich den Zugang zur deutschen
Schriftsprache erleichtert."
"Sprechen lernt man nur durch Sprechen. Also sollen die Kinder sehr
viel sprechen. Es muß den Kindern Spaß machen", betont Wöhrmann. Und es
macht den Kindern Spaß. Die Schüler in Osnabrück können es gar nicht
abwarten, wie die Geschichte mit der Zipfelmütze weitergeht.
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