Chinook Jargon for German speakers

Dave Robertson tuktiwawa at NETSCAPE.NET
Sun Apr 8 07:38:51 UTC 2001


http://www.geo.de/themen/campus/04_00/kommunikation2.html


                   CAMPUS: Indianer
                   Kommunikation: "Poesie
                   der Bewegung"

                   Bei dem Ort The Dalles am Columbia River im heutigen
                   Bundesstaat Oregon zum Beispiel trafen sich schon vor
                   Ankunft der Europäer jedes Jahr im Sommer Tausende
                   von Indianern des Plateaugebietes, der Großen Ebenen
                   und der Westküste zu einem großen Handelsfest. Die
                   Nez Percé aus den Vorgebirgen brachten essbare
                   Pflanzenknollen mit sowie Bison- und andere Felle, aber
                   auch Vorratstaschen aus Rohleder. Die Wishram, die
                   am fischreichen Columbia River lebten, boten Lachs feil,
                   bis zu einer Million Pfund im Jahr, getrocknet und
                   pulverisiert.


                                                                   GEO
EPOCHE
                                                                   Nr.
4/Oktober
                                                                   2000
                                                                   (S. 171
f.)



                   Von der Nordwestküste kamen Händler mit Kanus,
                   Muschelschalen und Fischöl, aus Kalifornien Kaufleute
                   mit getrocknetem Wapiti- und Hirschfleisch. Seit Ende
                   des 18. Jahrhunderts gelangten auch europäische
                   Waren mit in Umlauf - Schmuck, Glasperlen und Decken.


                   Hier, zwischen Nordwestküste und The Dalles, entstand
                   Ende des 18. Jahrhunderts der so genannte
                   Chinook-Jargon, durchsetzt mit englischen und
                   französischen Lehnwörtern, denn dort waren die ersten
                   weißen Pelzhandelsstationen des Nordwestens
                   entstanden.

                   Das Wort für Amerikaner im Chinook-Jargon war
                   beispielsweise "Boston", weil die ersten Handelsschiffe,
                   die an der Pazifikküste ankamen, aus dieser Stadt im
                   Osten ausgelaufen waren. Gewehre hießen
                   "Cal-li-peen", vom französischen "carabine". Und Geld
                   hieß schlicht und einfach "Dol-la". Aber auch das Wort
                   "Potlatch" für die verschwenderischen Ritualfeste der
                   Nordwestküstenstämme stammt aus dem
                   Chinook-Jargon; es bedeutet "geben, schenken".

                   Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der
                   Chinook-Jargon zur Verkehrssprache entlang der
                   Wesküste, zwischen den Indianerstämmen und zwischen
                   Indianern und Weißen, von Alaska bis nach Kalifornien
                   und bis weit ins Landesinnere. Von 1891 bis 1905, als
                   das Englische diese Lingua franca des fernen Westens
                   schon abzulösen begann, erschien in Kamloops sogar
                   eine Zeitung, die "Kamloops Wawa", im
                   Chinook-Jargon.


                   Auch die Handelsbeziehungen auf den Plains
                   verdichteten sich, nachdem die Indianer dort durch die
                   Verbreitung des Pferdes seit dem späten 17.
                   Jahrhundert sehr mobil geworden waren. Es entstanden
                   regelrechte Handelszentren: Die sesshaften
                   Gartenbauern des oberen Missouri etwa, die Mandan,
                   Hidatsa und Arikara, tauschten bei ihren Nachbarn -
                   Bison jagenden Nomaden wie den Crow, Assiniboin,
                   Cheyenne oder Arapaho - Mais, Bohnen und andere
                   Anbaufrüchte gegen getrocknetes Fleisch,
                   Kleidungsstücke aus Bisonleder oder Bögen aus
                   Hörnern der Bergschafe.


                                                                   GEO
EPOCHE
                                                                   Nr.
4/Oktober
                                                                   2000
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f.)



                   Auch hier gab es Verständigungsprobleme - die mit
                   einer Zeichensprache überwunden wurden. Diese
                   "Poesie der Bewegung", wie ein Forscher sie genannt
                   hat, entstand wahrscheinlich vor 1540 im Gebiet des
                   heutigen Texas. Rund 1100 Handbewegungen, ähnlich
                   denen der heutigen Gehörlosensprache, halfen beim
                   Abwickeln von Handelsgeschäften, konnten aber auch
                   Witze und ganze Geschichten vermitteln - es gab sogar
                   ein Fragezeichen. Viele Lebewesen oder Gegenstände
                   beschrieben die Völker der Ebenen durch
                   Kombinationen mehrerer Gebärden, das Stinktier etwa
                   durch "kleines Tier" und "gestreifter Rücken", oder durch
                   "kleines Tier", "stinken" und "schlecht".

                   Aber selbst über größere Distanzen konnten Indianer
                   sich verständigen: mit den (später in Wildwest-Filmen
                   berühmt gewordenen) Rauchzeichen, die von erhöhten
                   Punkten aus aufstiegen. Ortsnamen wie Signal Butte in
                   Nebraska erinnern heute noch an diese Form der
                   Kommunikation. Hierzu benutzte man Brennmaterial,
                   das heftig qualmte, etwa feuchtes Gras oder grüne
                   Zweige.

                   Mit Hilfe einer Decke ließen sich etwa 20 Rauchsäulen
                   von unterschiedlicher Form und Farbe erzeugen. Bei
                   den Apache etwa, berichtet ein Chronist, bedeutete
                   "eine plötzliche Rauchwolke, die als anmutige Säule von
                   der Berghöhe aufsteigt, einfach nur die Gegenwart einer
                   Gruppe Fremder auf der Ebene. Eine schnelle Serie
                   solcher Säulen aber dient als Warnung, dass diese
                   Reisenden schwer bewaffnet und zahlreich sind".

                   Der Vorteil dieser optischen "Morse-Zeichen" war, dass
                   man sie gut 80 Kilometer weit verstehen konnte - auch
                   wenn man das Apache nicht beherrschte. Ihr großer
                   Nachteil: Sie waren nur tagsüber und nur bei gutem
                   Wetter zu empfangen.



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