[Etymologie-Newsletter] Etymologie-Newsletter 2003.03
Horst Conrad
conrad-horst at t-online.de
Sun Mar 2 19:25:24 UTC 2003
Etymologie-Newsletter 2003.03
Etymologie, Etymology, Wortgeschichten
Die Lehre von der Wortherkunft
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Inhalt
Begruessung / Feedback / Korrekturen / Vorwort
Wortgeschichten - Die Urenkel von 'me' und 'ten'.
Linktipps
Buchtipps
Impressum
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Begruessung / Feedback / Korrekturen / Vorwort
Liebe Etymologie-Amateure (und Profis),
ich begruesse Sie zum neuen Etymologie-Newsletter
Den heutigen Newsletter erhalten Sie nach einer mehrwöchigen Pause. Im Februar habe ich keinen kleinen Newsletter verschickt. Das hing zum Einen daran, dass "freefind", der Suchdienst des Etymologie-Portals für zwei Wochen keine Auswertung der gesuchten Begriffe schickte.
Das hing aber auch daran, dass ich am 11.02.2003 von einer Abmahnwelle betroffen war, die meine Motivation stark belastete. Ich habe aus diesem Anlass den Begriff "abmahnen" im Etymologie-Portal aufgenommen. Etymologisch hängt 'abmahnen' zusammen mit 'wegdrängen'. Und genau darum geht es ja wohl in den meisten Fällen. Oder es geht einfach um die schnelle Mark - pardon - den schnellen EURO. Ich möchte Sie aber an dieser Stelle nicht weiter damit belasten; wer das Problem kennt oder sich einfach einmal informieren möchte, welchen Umfang die Abmahnmaschinerie mittlerweile angenommen hat, kann sich einen ersten Eindruck unter dem genannten Begriff verschaffen.
Bei den heutigen Begriffen bin ich etwas von meinem 'roten Faden' abgewichen und habe keine untergegangenen Begriffe ausgewählt. Heute geht es um die indogermanischen Stämme 'me' und 'ten'. Was alles aus diesen 2 bzw 3 Buchstaben hervorgegangen ist, sehen Sie weiter unten.
Die Linktipps sind heute französisch/deutsch (Herkunft von französischen Vornamen und Bezeichnungen von Mineralien) gehalten.
Die Buchtipps behandeln einmal die europäische Sprachentwicklung und zum anderen den Einfluss der arabischen Sprachen im Deutschen.
Nicht versäumen möchte ich, auf das "Wort des Minats" aufmerksam zu machen. Sie finden es auf dem Etymologie-Portal. Im März heisst es 'Seine Worte auf die Goldwaage legen'.
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Wortgeschichten
Meditation (W1)
von lat. 'meditatio' = 'Nachdenken' ('meditari' = 'meditieren') steht für sinnende Betrachtung, auch mystische oder religiöse Versenkung;
Genau genommen geht es hier um ein (geistiges) Ermessen (einer Sache) um ein 'Ausmessen' der 'Mitte' (lat. 'medium' = 'Mitte') einer Sache oder der eigenen Person.
Auf einer etwas banaleren Ebene spricht man auch von Steak-'medium', dem halb, ('mittig') durchgebratenen Steak.
Trotz seiner Banalität eröffnet sich aber mit diesem Hinweis eine grosse Fülle von Wortverwandschaften. Geht doch 'medium' genau wie 'Mal' und 'Mahl(zeit)' auf einen idg. Stamm '*me(d)' zurück. - Aber nun etwas der Reihe nach.
Aus dem idg. '*me(d)' = 'wandern, (ab)schreiten, abstecken, messen' ist nicht nur 'Meditation' sondern sind ganze Wortgruppen hervorgegangen.
So gehören alle Wortbildungen mit 'Maß', 'Muße' und 'müssen' hierher. 'Müssen' tut man das 'was einem (als Aufgabe, als Tagewerk) zugemessen' wurde. Der 'Medicus' (der Arzt) ist der kluge, der abwägende, der 'abmessende' Ratgeber. Und die Medizin ist demnach die Wissenschaft des rechten 'Abmessens' (hier ist noch der Anspruch der präventiven Medizin zu erkennen).
Aber es wird noch interessanter:
Die Bezeichnung für den 'Mond', der seine ihm 'zugemessene' Bahn am Himmelszelt zieht geht auf den Bedeutungsinhalt 'wandern' zurück.
Und eine weitere Linie eröffnet sich über 'Mal'. Der 'Mond' der täglich sein 'Muss' erfüllt, wandert viele 'Male' um die Erde. Mit Hilfe des "Eeinmaleins" kann man 'ermessen' wieviel 'Mal' eine Sache ausgemessen und hinzugenommen wurde. Das 'Mahl' (die Mahlzeit) findet zu einem festen, einem 'abgemessenen' (oder auch 'angemessenen') Zeitpunkt statt, an dem jeder das ihm 'Zugemessene' zu essen bekommt - und zwar 'mehrmals' am Tag.
Und um jetzt 'nochmal' den grossen Bogen zum Ausgangspunkt zu schlagen. Den Zusammenhang von 'wandern' und 'messen' kann man noch in dem Brauch erkennen, an einem bestimmten Tag im Jahr die Grundstücksgrenzen oder Gemeindegrenzen 'abzuwandern' und damit immer wieder neu 'abzumessen' und erkennbar 'abzustecken'.
Dass auf diesen Brauch auch der Ausdruck 'sich etwas hinter die Ohren schreiben' zurückgeht, ist wieder eine andere (Wort)geschichte.
Und wenn Ihnen all diese Wort-Zusammenhänge keinen Anlass zu 'Muße' und 'Meditation' geben, dann weiss ich auch nicht mehr weiter - das 'müssen' Sie sich dann selbst zu'messen'.
tenir (W1)
Das frz. 'tenir' = 'halten, greifen, fassen' geht zurück auf das lat. 'tendere' = 'spannen'. Auch frz. 'tenon' = 'Zapfen, Stift' in der Bedeutung 'Halter' geht darauf zurück.
Dies ist recht unspektakulär. Interessanter ist schon, in welchen heute - auch im Deutschen - benutzten Wörtern dieses frz. 'tenir' bzw. lat. 'tendere' noch zu erkennen ist.
Vielleicht kennt noch jemand das 'Tenakel', den Manuskripthalter des Schriftsetzers. Dass der 'Tenor' die Aufgabe hat, die Melodie bzw. die Tonhöhe zu halten, ist den Musikern sicherlich bekannt. Er darf sich also keinesfalls der 'Tendenz' zur freien Interpretation hingeben. Schiffer, Eisenbahnliebhaber und Bergleute kennen sicherlich auch noch den 'Tender' der als Begleitschiff bzw. als Kohlewagen-Anhänger den Nachschub oder eben die Kohlen 'halten' musste. Der engl. 'tender' (= 'Wärter, Pfleger') dagegen muss immer das benötigte Equipment bereit 'halten'.
Ob die kanarische Insel 'Teneriffa' etwas mit 'halten' zu tun hat konnte ich nicht herausfinden, aber die 'Teneriffaarbeit' bzw. die 'Teneriffaspitze' wird von speziellen Fäden zusammen 'gehalten' (die Details entziehen sich allerdings meiner Kenntnis). Ob in dem 'befestigten Platz' zum Dreschen - der 'Tenne' auch 'halten' enthalten ist, kann ich nur vermuten. Auf jeden Fall wird 'Tennis', das beliebte Ballspiel auf frz. 'tenez!' = 'nehmt!', 'haltet!' zurückgeführt, das der Aufschläger seinem Mitspieler zuruft.
Und dann gibt es noch eine neuere Spezies, die 'Tenside', die die Aufgabe haben, beim Waschen den Schmutz zurück zu 'halten'.
In der Physik kommt auch noch der Begriff 'Tension' vor, mit dem die Spannung bezeichnet wird.
Und zuletzt noch ein interessantes Beispiel aus der Tierwelt. Die Fangarme der Tintenfische - aber auch bei einigen fleischfressenden Pflanzen - nennt man auch 'Tentakel'.
Und mit dieser kleinen Auswahl hat 'ten' nun doch eine grosse Produktivität bewiesen. Und wer noch weitere Beispiele sucht, der denke an Abstinenz ('Zurückhaltung), Container ('Behälter'), extensiv, impertinent, intensiv, Intendant, Intention, Kontinent ('zusammenhängendes Land'), kontinuierlich, frz. 'maintenance' = 'Instand'haltung', frz. 'maintenir' = 'aufrechterhalten', ostentativ.
Und auch, wenn das Zahlwort 'zehn' bzw. engl. 'ten' auf die idg. Wurzel '*deik' = 'zeigen' zurückgeführt wird, würde es mich nicht wundern, wenn über die gemeinsame Wurzel mit 'Zehe' (als 'Finger' des Fusses) ('zehn' '(Greif-)Zehen' hat der Mensch), ein Zusammenhang zu 'greifen, halten' bestehen würde. - Warum sollte ausgerechnet die heutige Minimalform 'ten' (als Zahlwort), die äusserlich identisch mit dem Wortstamm 'ten' (für 'halten') ist, nichts mit diesem gemein haben. Und bezeichnet man nicht auch heute noch das Mass zwischen Daumen und kleinem Finger der (gespreizten) Hand als 'Spanne'? Und hat uns das 'Zehnersystem' nicht in die Lage versetzt die physikalischen Gesetze unserer Welt in den 'Griff' zu bekommen - und sich somit als virtuelles 'Haltesystem' neu bestätigt.
Dennoch muss ich - um nicht unseriös zu sein - darauf hinweisen, dass ich keinen direkten (und "offiziellen") Hinweis auf letzteren Zusammenhang gefunden habe.
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Linktipps
club-internet - nomsprenoms
(L?) nomsprenoms.club-internet.fr/v2/services_prenoms/etymologie.asp
Quelle est l'origine de votre prénom ? Découvrez son étymologie.
L'étymologie est une science : elle fait appel à la linguistique et à la philosophie pour savoir comment se sont constitués les prénoms.
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Zu 'Alain' findet man z.B.:
Etymologie latine : de Alani, les Alains, membres d'une tribu nomade chassée d'Asie Mineure par Probus vers 280, puis vaincue par les Huns, les Wisigoths et les Vandales aux 4e et 5e s.
boku - Gesteine und Mineralien
(E2) homepage.boku.ac.at/h9440283/getymol.htm
Etymologie der Bezeichnungen von Gesteinen und Mineralien, Geologischen Formationen, Typuslokalitäten Etymologie von lokalen Formationsnamen von Österreich und Umgebung
mit Links zu folgenden Quellen:
Sehr gute Quellen: École des Mines de Paris
P.W.Harben Inc.: Mineral Names
P.v.d.Krogt: Elementymology
Dr.Dillmann: Die Welt der Gesteine
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Buchtipps
Die beiden Buchempfehlungen für heute sind:
Duden-Band "Deutsch - Englisch - Europäisch"
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Deutsch - Englisch - Europäisch
broschiert, 352 Seiten, Bibliographisches Institut, Mannheim
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Duden online: mit Newsletter der Duden-Sprachberatung, Crashkurs, aktuellen Infos zur neuen Rechtschreibung, Links und Beiträgen rund um die deutsche Sprache, Produktinformationen, Gesamtkatalog, Online-Bestellfunktion und seit September 2002 mit Service und Informationen in Sachen "Schule und Lernen".
Osman, Nabil
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Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft
beck'sche Reihe
Aus der Kundenrezension bei Amazon:
Der Autor geht in seiner Vorbemerkung auf den Weg dieser Wörter ins Deutsche ein. Dabei wird die Geschichte der Mauren in Spanien sowie die Blütezeit der Naturwissenschaften in den arabischen Ländern kurz dargestellt.
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Impressum
Erscheinungsdatum 02.2003
Titel Etymologie-Newsletter
ISSN
International Standard Serial Number - ISSN 1610-2320 (10.07.2002) (E-Mail-Version)
- ISSN 1610-3165 (22.07.2002) (Internet-Archiv-Version)
Die Deutsche Bibliothek
weltweites Verzeichnis des ISSN International Centre in Paris
Herausgeber
Postanschrift Horst Conrad
Kneippstr.6
D-66482 Zweibrücken
E-Mail mailto:conrad-horst at etymologie.info
siehe hierzu auch: www.s-a-ve.com/faq/Anbieterkennzeichnung.htm
www.presserecht.de/gesetze/mdstv.html - Anbieterkennzeichnung
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Irren ist menschlich, am Irrtum festhalten teuflisch, (sich) korrigieren (koennen) goettlich!
oder
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Menschlich ist es zu irren, teuflisch ist es, leidenschaftlich im Irrtum zu verharren.
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