Etymologie-Newsletter 2004.03.
Horst Conrad
conrad-horst at t-online.de
Sat Mar 13 17:08:50 UTC 2004
Etymologie-Newsletter 2004.03.
Etymologie, Étymologie, Etymology
Die Lehre von der Wortherkunft
Etymologie-Portal - Newsletter
(E1)(L1) http://www.etymologie.info/
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Inhalt
Begruessung / Feedback / Korrekturen / Vorwort
Wortgeschichten
Linktipp
Buchtipp
Impressum
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Begruessung / Feedback / Korrekturen / Vorwort
Liebe Etymologie-Amateure (und Profis),
ich begruesse Sie zum neuen Etymologie-Newsletter
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Wortgeschichten
(E1)(L1) http://www.wortherkunft.de/
Als Wortgeschichten habe ich mir heute das typische französische Wort "fauteuil" vorgenommen.
Ausserdem gibt es diesmal einen "Grog".
fauteuil, furbelow (W1)
(E1)(L1) http://dictionary.reference.com/wordoftheday/archive/2002/02/09.html
(E1)(L1) http://www.worldwidewords.org/weirdwords/ww-fur1.htm
(E1)(L1) http://www.yourdictionary.com/cgi-bin/wotd.cgi?word=furbelow
Der frz. "fauteuil" = "Polstersessel" war noch im 18.Jh. auch in Deutschland gebräuchlich. Heute kennt man ihn kaum noch. Dieses Wort scheint ein typisches französisches Fremdwort zu sein. Ist es auch. In die deutsche Sprache kam es aus Frankreich. Aber genau genommen handelt es sich dabei um einen Reimport. Denn der frz. "fauteuil" wurde ursprünglich aus dem germanischen (fränkischen) nach Frankreich importiert. Der Nachvollziehbare Ursprung war eine Klappstuhl.
(Ich vermute, dass es sich dabei um drei Holzscheite handelte die über Kreuz aufgestellt wurden, und als Sitzfläche diente ein Fell oder eine Tuch, das an den oberen Enden besfestigt war und gleichzeitig das Gestell zusammenhielt. - Es könnte aber auch eine andere Konstruktion gewesen sein.)
Jedenfalls hiess dieser altfränkisch "*faldistôl" ("*faldistolaz"), das man unschwer als "Faltstuhl" erkennen kann.
(du francique "*faldistôl" = "siège pliant", par "faldestoel" (11.Jh.) puis l'ancien francais "faldestueil" puis "faudeteuil" et "fauteuil" (17.Jh.))
Dieser "Falstuhl" avancierte zu einem respektablen "Sessel" (mit Armlehnen), der hochgestellten Persönlichkeiten gereicht wurde und mutierte entsprechend auch zum "fauteuil". Selbst das mittelalterliche Latein übernahm ihn als "faldistolium".
Auf den "Faltsuhl" machte mich der Newsletter von "yourdictionary" am 03.03.2004 in der etymologischen Erklärung zu "furbelow" = "Besatz", "Krause", "Rüsche", aber auch "something showy or superfluous" aufmerksam. Diese "furbelow" geht vermutlich auf den ersten Wortteil "fald" zurück. Über die "Kleiderfalte", mit der man es vermutlich übertrieb erhielt es schliesslich die (Neben-)Bedeutung "unnützes Zeug". Dabei nahm es vermutlich einen Umweg über das ital. "faldella" bzw. "falda", das z.B. in "falda del cappello" = "Hutkrempe" und "falda della marsina" = "Frackschoss" in Erscheinung tritt.
Grog, Old Grog, groggy, grogram (W1)
(E1)(L1) http://www.contemplator.com/sea/
(E1)(L1) http://www.contemplator.com/history/grog.html
(E1)(L1) http://www.etymonline.com/g5etym.htm
(E1)(L1) http://www.randomhouse.com/wotd/index.pperl?date=19970206
(E1)(L1) http://www.w-akten.de/lebensmittel.phtml
(E?)(L?) http://members.aol.com/gulfhigh2/words16.html
(E?)(L?) http://www.westegg.com/etymology/
(E1)(L1) http://wordsmith.org/awad/archives/1296
(E1)(L1) http://www.wordwithyou.com/archives/Archive_a-z.htm
(E1)(L1) http://www.yourdictionary.com/cgi-bin/wotd.cgi?word=groggy
Auch im Deutschen kennt man den Bgriff "groggy" um einen geschwächten Zustand zu umschreiben; "ich bin groggy" heisst "ich bin kaputt".
Da gibt es zunächst einmal die beiden lat. Wörter "grossus" = "dick, grob" und "granum" = "Korn, Kern". Darauf geht das frz. "gros grain" zurück, das einen "starken Seidenstoff" bezeichnet (eigentlich "grobes Korn"). Daraus wurde engl. "grogram coat" von "grogram" = "grober Stoff, Mischgewebe aus Seide und Wolle".
Nun tritt zunächst der Vize-Admiral William Penn, der Vater des Gründers des US-Staates Pennsylvania auf den Plan. Der führte 1655 bei einem Aufenthalt auf Jamaica, mangels Bier oder Wein, den Rum als Schiffsration (ein Pint pro Tag) ein.
1740 kommt dann ein weiterer englischer Vize-Admiral, Edward Vernon, ins Spiel. Dieser liess seine Matrosen, die ihnen zustehende Rum-Ration nur verdünnt mit Wasser trinken (sei es um die Alkoholisierung zu senken, sei es um die Vorräte an Rum zu strecken?). Jedenfalls trug dieser Vernon am liebsten einen warmen (Admirals-)Rock aus grobem Kamelhaar ("Grogham") und hatte deshalb bald den Spitznamen "Old Grogham" bzw. "Old Grog". Ja und dieser Name wurde auch auf das an Bord vorgeschriebene Getränk übertragen.
Dieser verdünnte Rum schmeckte auch den Lords, die allerdings je nach Geschmack etwas Zucker oder Gewürze dazu gaben und im Winter wärmten sie den verdünnten und gewürzten Rum an und nannten es nach dem Spitznamen seines "Erfinders" "Grogham's Rum" woraus später einfach "Grog" wurde. Etwas kultiviert ist ein "Grog" also ein heisses Rumgetränk mit Wasser und Zucker.
Aber auch wenn der Rum verdünnt war, konnte man dennoch bei genügender Menge davon "groggy" = "betrunken, erschöpft" werden. Und so kam es dann seit Beginn des 19.Jh. langsam nach Deutschland. Um 1920 bürgerte es sich vor allem im Boxsport ein, wo es für "hart angeschlagen, halb betäubt" benutzt wurde.
Und heute kann man aus den unterschiedlichsten Gründen "groggy" sein. Dazu muss man weder grobe Baumwollhosen tragen noch übermässig Alkohol getrunken haben oder an einem Boxkampf teilgenommen haben. Es genügt schon, an einer Mammuthsitzung teilgenommen zu haben.
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Linktipp
(E1)(L1) http://dmoz.org/World/Deutsch/Wissenschaft/Geisteswissenschaften/Sprache_und_Linguistik/Etymologie/
Der Linktipp für heute ist:
dictionary - Word List - Wort-Liste - Word of the Day - Newsletter - Dictionary Directory
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In einem täglichen Newsletter wird jeweils ein Wort unter die Lupe genommen. Das dazugehörige Archiv mit der Wort-Liste beginnt am 03. Mai 1999. Die etymologischen Hinweise sind zwar nicht sehr umfangreich, aber zu jedem Wort findet man mindestens den lateinischen Ursprung.
Achtung: Bei meinem Test für den Newsletter für März 2004 poppte beim Aufruf eine Abfrage zur Installation eines Downloads auf. Dies hat mich ins Schwanken gebracht, ob ich diese Site wirklich empfehlen soll. Ich weiss nicht, was hier zum Download angeboten wird. Ich lehne solche Aufforderungen jedoch grundsätzlich ab. Es wäre schade, wenn die ansonsten empfehlenswerte Site sich durch solche Pop-Ups dauerhaft in die Grauzone des Internets begeben würde.
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Buchtipp
Die Buchempfehlung für heute ist:
Duden - Familiennamen
(E?)(L?) http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3411708514/ref=ase_conradhorst0b-21/302-7924728-4271209
Herkunft und Bedeutung von 20.000 Nachnamen
Bearbeitet von Rosa und Volker Kohlheim
Dudenverlag, 912S.
Obwohl Familiennamen uns ein Leben lang begleiten, wissen wir oft nicht, woher sie stammen. Der "Duden Familiennamen" erläutert Herkunft und Bedeutung von den 20.000 Familiennamen und nennt berühmte Namensvertreter. Enthalten sind außerdem zahlreiche Karten, Abbildungen und Grafiken sowie Wappen berühmter Familien.
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Impressum
Erscheinungsdatum 2004.03.
Titel Etymologie-Newsletter
ISSN
International Standard Serial Number - ISSN 1610-2320 (10.07.2002) (E-Mail-Version)
- ISSN 1610-3165 (22.07.2002) (Internet-Archiv-Version)
Die Deutsche Bibliothek
weltweites Verzeichnis des ISSN International Centre in Paris
Herausgeber
Postanschrift Horst Conrad
Kneippstr.6
D-66482 Zweibrücken
Newsletter-Provider http://www.domeus.de/
E-Mail mailto:conrad-horst at etymologie.info
siehe hierzu auch: (E?)(L?) http://www.s-a-ve.com/faq/Anbieterkennzeichnung.htm
(E?)(L?) http://www.presserecht.de/gesetze/mdstv.html - Anbieterkennzeichnung
Erscheinungsweise etwa woechentlich die Liste der gesuchten Begriffe auf "www.etymologie.info"; und etwa alle 4 Wochen ein "richtiger" Newsletter
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