[gothic-l] Gaut, Gapt
andreas.schwarcz at UNIVIE.AC.AT
andreas.schwarcz at UNIVIE.AC.AT
Tue Jul 17 12:44:06 UTC 2001
<color><param>0100,0100,0100</param><FontFamily><param>ARIAL</param>-<color><param>0000,0000,0000</param> <FontFamily><param>Times New Roman</param>
For the sake of those who do not have Hoops second edition vol.11 at
their hands, I cite the beginning of Hermann Reichert´s, my friend and
colleague for many years, article Gaut §1 Philologisches, p.485 f.:
"§1 Philologisches. Orthographische Form. Der Name G. ist nur an einer
Stelle ueberliefert, naemlich Jord.Get.14, 79, 1. Dort bieten alle
Handschriften ausser einer (capit O) die Lesart gapt, die somit fuer den
Archetypus anzusetzen ist. Die entsprechenden Positionen in anderen
germanischen Koenigsgenealogien (Gausus bei den Langobarden, Geat
in den angelsaechsischen Stammbaeumen) liessen ein got.*Gaut
erwarten, ausserdem nach der Monophthongisierungstheorie die
Aussprache <<go:t> und eine entsprechende Umsetzung in lateinischer
Schrift.
Altgriechisch alpha ypsilon (au) war schon in vorchristlicher Zeit
monophthongisiert worden; für Wörter, insbesondere aus fremden
Sprachen, war daher die Schreibung alpha ypsilon ungeeignet. Als
Ersatz wurde daher vor tau alpha pi gewählt (apt) - ein Notbehelf, da
das pi in griechischen Wörtern für einen stimmlosen Reibelaut, wohl
ähnlich bilabialem f, steht. Diese Schreibgewohnheit wurde in
lateinischen Texten bisweilen nachgeahmt, dies kann für die
Amalerkanzlei angenommen werden. Im Langobardischen ist eine
vergleichbare Situation des rezipierenden romanischen Lautsystems
gegeben, daß im langobardischen germ. au als solches erhalten
geblieben ist, ist unbestritten. Trotzdem finden sich auch hier
eindeutige Schreibungen von apt für <<aut> (Aptacharius für Authari
bei Gregor von tours, vgl.8, XXVI und 107). Daher ist das
Erklärungsbedürftige nicht die wohl auf Cassiodors Gotengeschichte
zurückgehende Schreibung ap, sondern die dahinterstehende
diphthongische Aussprache.
Lösungsansätze werden auf zwei Wegen gesucht:
1. Die Aussprache des urgermanische au entsprechenden gotischen
Lautes (bzw. der Lautverbindung) im Ostgotischen des 6. jahrhunderts
habe auch sonst nicht der Monophthongisierungstheorie entsprochen,
sondern sei diphthongischen geblieben, etwa au, ao oder a kurzes u.
2. Mythologische Namen seien abweichend von der lautgesetzlichen
Entwicklung des Gotischen archaisierend ausgesprochen worden; ein
lautgesetzlicher Wandel von germ. au zu spätostgotischen langem o
habe zumindest vor Dental stattgefunden doch stelle Gaut eine (durch
den feierlichen Vortrag der Genealogie begründete?) Ausnahme dar.
Diese 'Archaisierungshypothese' ist zwar möglich, aber nur der
Erklärung des Namens Gaut wegen getroffene Ad-hoc-Annahme ohne
weitere Stütze. In der Amalergenealogie kommen sonst keine
Schreibungen vor, die von den aus anderen Texten bekannten
Lautentwicklungen abweichen.
Die Schreibungen in lateinischen Quellen für andere germanisches au
enthaltende gotische Namen schwanken (z.b. Bauto : Oduin); für eine
eindeutige Klärung der ursachen ist das Material zu gering und die
Überlieferungslage (einschließlich Stammes- und Dialektzugehörigkeit
von Namensträgern, Schreibern und eventuellen Vermittlern) zu
unsicher. man wird davon ausgehen müssen, daß auch nichtgotische
germanische Namen, die bei jordanes und andere auf gotische Quellen
zurückgreifenden Autoren erscheinen, in gotischer Aussprache den
Weg in die Schriftkultur fanden; insbesondere Gaut- in Gautigoth bei
Jordanes Getica 3, 22 (Müllenhoff erwog eine Konjektur *Gautthiod)
wird man nicht als nordische Lautung erklären dürfen. Keinesfalls kann
die Form Gautigoth weitreichende Schlüsse tragen, wie Cassiodor
habe das Kompositum erfunden, um eine gemeinsame Abstammung
von Gauten und Goten zu konstruieren. Daß, falls sowohl Gapt als auch
Gauthigoth auf Cassiodor zurückgehen, dieser unterschiedlichen
Schreibtraditionen folgte, kann verschiedene Gründe haben, die nicht
in der Aussprache gelegen sein müssen."
To paraphrase this long passage shortly in English, Reichert points out
that it is quite usual for Latin writers in the sixth century to write apt
for spoken aut, following in this learned Greek tradition (and not Greek
manuscripts). He sees a bigger problem in the spoken au, but remains
undecided why this was not transposed to long o, as it should have
been in Gothic, because there is not enough evidence for a convincing
scientific explanation. Reichert firmly points to Cassiodorus as the
source for Jordanes (so did, by the way, already Mommsen in the
critical edition of the MGH), and both point out the connection
between the genealogy given in Jordanes Getica, XIV 79, and
Cassiodor, Variae 9, 25 and 11,1, a connection known to everyone who
ever worked seriously with the texts of Jordanes and of Cassiodorus.
So I think you can stop this futile search for non-existant Greek sources
of Jordanes for the Amal genealogy. Jordanes took it over from
Cassiodorus and Cassiodorus from oral tradition, as Jordanes
expressedly states Get.79: Horum ergo heroum, ut ipsi suis in fabulis
referunt, primus fuit Gapt, qui genuit Hulmul.
Kind regards
Andreas Schwarcz
<nofill>
Ao.Univ.Prof.Dr.Andreas Schwarcz
Institut fr sterreichische Geschichtsforschung
Universitt Wien
Dr.Karl Lueger-Ring 1
A-1010 Wien
sterreich
Tel.0043/1/42-77/272-16
Fax 0043/142-77/92-72
You are a member of the Gothic-L list. To unsubscribe, send a blank email to <gothic-l-unsubscribe at egroups.com>.
Your use of Yahoo! Groups is subject to http://docs.yahoo.com/info/terms/
More information about the Gothic-l
mailing list