Gothic forms of common names?

Lombard manielombard at CHELLO.AT
Fri Aug 15 22:15:49 UTC 2008


According to Henning Kaufmann ("Untersuchungen zu altdeutschen Rufnamen", Wilhelm Fink Verlag, München 1965) Romanic "Carolus" is derived from a Germ.-Rom. hybrid "Hari-olus":

 

"Der dem Kurznamen Hario entsprechende Kosename mit l-Suffix ist unter anderem in einer lothringischen Urkunde vom Jahre 942 als " Hariolus" (mit dem Ton auf der Stammsilbe!) überliefert. Im Munde von Romanen konnte dieser Kosename dann - sozusagen lautgesetzlich - zu "Cár-olus" umgeformt werden, wie ja auch die Kurzform Hario zu "Caro" romanisiert wurde. Auffällig an dieser Entwicklung ist zunächst die Unterdrückung des Fugenvokals -i- von Hari- vor vokalisch anlautender Endung beziehungsweise vokalisch anlautendem zweiten Personennamen-Glied. Der Umstand, daß man dieser Lautregel (und eine solche ist es!) keine Beachtung geschenkt hat, hat dazu beigetragen, die richtige Beurteilung der fraglichen Vorgänge und Zusammenhänge bisher zu verhindern. Untersuchen wir also zunächst die hergehörigen Fälle!

 

Bekanntlich bleibt in zweigliedrigen Personennamen der Fugenvokal erhalten, wenn das erste Glied eine kurze Stammsilbe hat: Geba-hart, Filu-danc. Entsprechend dieser Regel heißt es auch: Cari-lef; denn das zweite Glied beginnt hier mit einem Konsonant. Nun wurde zwar bei den germanischen Personen-Vollformen vokalischer Anlaut des zweiten Gliedes grundsätzlich gemieden. Doch kann, wie wir oben in Kapitel X gezeigt haben, vokalischer Anlaut sekundär dadurch entstehen, daß ein anlautendes w- des Endgliedes (nicht nur in der Schrift, sondern auch lautlich!) erwartungsgemäß zu einem bloßen Vokal "gedrückt" wird oder ganz schwindet. In Chari-wald ist das w- noch konsonantisch; im westfränkischen Char-oald, Her-oald ist es schon vokalisch; vgl. a. 615 Cher-ulf (westfrk.); daher der Verlust des -i-. Dieser Regel entsprechend heißt es auch: Car-uin, -oin usw. Westfränkisch Car-oand 7. Jh. ist ein mit "-wand" gebildeter Vollname; auch hier erscheint das w- zum Vokal gedrückt.

 

Bekannte altdeutsche Beispiele sind: Har-ald, Har-olt und Har-olf. Unsere Regel gilt natürlich nicht nur für "Hari-". Auch für "Garu-" finden wir westfränkisch neben Gari-wald (6. Jh.) späterhin Garold, Garald. Unsere Regel gilt, wie man sieht, auch dann, wenn auf den Fugenvokal (Themavokal) kein zweites Glied, sondern eine Ableitungssilbe folgt; also auch: Cár-olus. Von anderen Überlegungen ausgehend, gelangt G. Schramm zu dem übereinstimmenden Ergebnis: "Wo im Germanischen auf den vokalischen Auslaut eines Vordergliedes ein vokalisch anlautender zweiter Kompositionsteil folgte, scheint der Hiatus durchweg durch Tilgung des Fugenvokals behoben worden zu sein. "

 

Da "Hari-" ursprünglich ja-Stamm ist, konnte der Hiatus auch auf dem Wege der Angleichung des -j- an das -r- mit westgermanischer Verdoppelung behoben werden. So entstand gelegentlich ein "Karrolus"; vgl. Heriand > Herrand.

 

Vereinzelt begegnet statt des Ersatzlautes K- die stimmhafte Entsprechung G-. Eine Urkunde von St. Gallen (Ausstellungsort: Wengi, Kt. Thurgau) hat: "regnante imperatore nostro Garolo".

 

Was uns bei der Form Cár-olus noch fremdartig anmutet, das ist der Vokal des Kosesuffixes. Denn auf altdeutschem Gebiet ging dem l-Suffix meist ein -i- voraus; in vorliegendem Falle jedoch anscheinend nie. Um das 7.-8. Jahrh. findet sich neben Car-olus oft auch: Car-ulus und Car-alus. Ein Sklave hieß Car-ellus. Das -a- des Suffixes paßt nicht zu den mit Hari- gebildeten Koseformen; und -ulus, -olus, -ellus gleichen auffallend lateinischen Suffixen. Dies fügt sich aber wiederum gut ein in das von uns entworfene Gesamtbild. Vgl. auch die westfränkischen beziehungsweise langobardischen Formen: Bert-alus, Cad-alus 8. Jh.; Gund-ulus 7. Jh.; Teut-olus 9. Jh., Hug-olus 11. Jh.; usw. - Da in romanischen Proparoxytonis die vorletzte Silbe die Neigung hat zu schwinden, so entwickelt sich Carolus ( ´- x - ` ) auch oft zu Carlus, Karlus.

 

Hiermit sind wir an dem Punkte angelangt, wo wir uns mit der landläufigen Deutung des Rufnamens Karl auseinanderzusetzen haben. Es ist dies die - bisher wohl noch nie und von keiner Seite bezweifelte - Herleitung vom Gattungsworte "der Kerl". Dieses Gattungswort geht zurück auf germ. *kërla- (> ndl. kerel, mnd. kërle) "freier Mann nicht ritterlichen Standes". Dazu steht im Ablaut das germ. *karla- (> ahd. karal, mhd. karl) "Mann, Ehemann, Geliebter". Im Deutschen hat sich dann die ursprünglich mittel- und niederdeutsche Form "Kerl" durchgesetzt.

 

Dieser auf germ. *kërla bzw. *karla- beruhende appellative Stamm war schon wegen seiner Bedeutung wenig geeignet, in den altgermanischen Rufnamenschatz aufgenommen zu werden. Ja, man darf getrost behaupten, daß dieser Stamm niemals und nirgends als Namenstamm verwendet worden ist (näheres s. u.). J. Lindemans weist mit Recht darauf hin, daß im Niederfränkischen einerseits "Kerl" nur als kërle, kerel erscheint, niemals als *karel, und daß anderseits der Rufname Karl nur mit "a" (Karel), niemals mit "e" begegnet. Gemeinwort und Eigenname sind hier also lautlich streng geschieden. Beide sind, wie wir gesehen haben, auch herkunftsmäßig ganz unverwandt. Zwischen den beiden besteht nur eine rein zufällige Lautähnlichkeit. Dies läßt sich schon aus der geschichtlichen und durchaus eigenartigen Verbreitung des Rufnamens Karl folgern."



Greetings



Manie


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