Nf-part of the SUO in German
Andreas Nolda
andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE
Tue Mar 7 18:14:53 UTC 2006
Hans-Heinrich Lieb schrieb:
> herzlichen Dank für die Erläuterungen. Aber: Ich halte das Problem
> einer einwandfreien Definition von "Unsp" als Relationsterm für
> Weder-Noch- Kategorien für unüberwindlich.
Ich stimme Ihnen insoweit zu, als dass Unspezifiziertheitskategorien
im Sinne von 'Weder ... noch-Kategorien' es gestatten, die Basis
einer Klassifikation relativ beliebig zu erweitern. Ich sehe auch
nicht, wie man dies durch die Definition von
"Unspezifiziertheitskategorie" systematisch beschränken könnte.
Davon unabhängig ist die Frage, ob man Unspezifiziertheitskategorien
im Sinne von 'Sowohl ... als auch-Kategorien' ansetzen sollte oder
nicht (etwa zur Vermeidung von 'totalen Synkretismen'). Meiner
Meinung nach ist das eine wenig interessante Frage, da man so oder so
zu empirisch weitgehend äquivalenten Ergebnissen kommt: Soweit ich
sehe, lässt sich jede Klassifikation mit einer 'Sowohl ... als
auch-Kategorie' K in eine Klassifikation ohne K überführen, indem man
alle weiteren Klassen mit K vereinigt.
Den ungeklärten Status von 'Weder ... noch-Kategorien' kann man nun
zum Anlass nehmen, einmal zu überprüfen, ob diese -- zumindest, was
das Deutsche angeht -- empirisch wirklich unverzichtbar sind.
Interessanterweise wurde beim (funktionalen) Vf-Teil der SEO bisher
kein Gebrauch von Unspezifiziertheitskategorien welcher Art auch
immer gemacht (vgl. z. B. Lieb 1993: 16).
Beim Pf-Teil der SEO wurde eine Markiertheits-Klassifikation mit der
neutralen Kategorie Unmark[iert-für]Pf[-Unterscheidungen] auf der
obersten Ebene angesetzt, um 'unflektierte' Pf von 'flektierten
Pf' (Kontraktionen) zu scheiden:
Pf
|
Pf-Markiertheit
+--------+
| |
Mark-Pf Unmark-Pf
|
Pf-Kasus [und ggfs. weitere Klassifikationen]
Bei Unmark-Pf handelt es sich strenggenommen um eine 'Weder ...
noch-Kategorie'. Im Unterschied zu anderen 'Weder ...
noch-Kategorien' dient sie jedoch nicht der Erweiterung einer
Klassifikationsbasis, sondern umgekehrt der Einschränkung der Basis
von Pf-Kasus auf 'flektierte' Pf. Ich halte Unmark-Pf daher für
unproblematisch.
Dasselbe könnte man nun für den Nf-Teil erwägen (ähnlich schon Lieb
1983: 99):
Nf
,-----------´`------------,
Nf-Markiertheit Substantivität
+--------+ +----+
| | | |
Mark-Nf Unmark-Nf Adj Subst
,------------´|`------------, |
Kasus Nf-Numerus 'Freiheit' Definitheit
+---+---+---+ +-----+ +----------+ +----+
| | | | | | | | | |
Nom Akk Dat Gen Sg-Nf Pf-Nf Frei N-Frei Def Indef
| | | |
Genus 'Stärke' 'Schwäche' Negativität
+---+---+ +----+ +----+ +---------+
| | | | | | | | |
Mask Fem Neut St N-St Schw N-Schw Pos-Indef Neg-Indef
(Wenn man will, kann man die Basis der Substantivitäts-Klassifikation
ebenfalls auf Mark-Nf beschränken.)
Außer Unmark-Nf sind also keinerlei 'Weder ... noch-Kategorien'
erforderlich.
Die wesentlichen Konsequenzen für die nominalen Paradigmen wären:
1. Alle prädikativen Adjektivformen sind {Unmark-Nf, Adj} (bzw.
{Unmark-Nf}).
2. Sg-Nf tritt in den Kategorisierungen nicht mehr auf, sondern wird
von Mask, Fem und Neut impliziert.
Andreas Nolda
Literatur
Lieb, Hans-Heinrich (1983). _Integrational Linguistics_. Current
Issues in Linguistic Theory 17. Amsterdam: Benjamins. Bd. 1.
Lieb, Hans-Heinrich (1993). Paradigma und Klassifikation: Explikation
des Paradigmenbegriffs. _Zeitschrift für Sprachwissenschaft_ 11,
3-46.
--
Andreas Nolda http://www2.hu-berlin.de/linguistik/institut/nolda/
Humboldt-Universität zu Berlin
Philosophische Fakultät II
Institut für deutsche Sprache und Linguistik
--
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