30.4810, Calls: German; Disc Analysis, Gen Ling, Ling Theories, Philosophy of Lang, Semantics/Germany
The LINGUIST List
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Tue Dec 24 13:16:26 UTC 2019
LINGUIST List: Vol-30-4810. Tue Dec 24 2019. ISSN: 1069 - 4875.
Subject: 30.4810, Calls: German; Disc Analysis, Gen Ling, Ling Theories, Philosophy of Lang, Semantics/Germany
Moderator: Malgorzata E. Cavar (linguist at linguistlist.org)
Student Moderator: Jeremy Coburn
Managing Editor: Becca Morris
Team: Helen Aristar-Dry, Everett Green, Sarah Robinson, Peace Han, Nils Hjortnaes, Yiwen Zhang, Julian Dietrich
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Date: Tue, 24 Dec 2019 08:16:00
From: Daniel Rellstab [daniel.rellstab at ph-gmuend.de]
Subject: „Das Ende der Referenz? Wahrheitsansprüche im„ postfakt
Full Title: „Das Ende der Referenz? Wahrheitsansprüche im„ postfakt
Date: 22-Sep-2020 - 26-Sep-2020
Location: Chemnitz, Germany
Contact Person: Georg Albert
Meeting Email: albert at uni-landau.de; joerg.buecker at tu-dortmund.de; schneiderj at uni-landau.de
Web Site: http://www.semiotik.eu/transformationen-2020
Linguistic Field(s): Discourse Analysis; General Linguistics; Linguistic Theories; Philosophy of Language; Semantics
Subject Language(s): German (deu)
Call Deadline: 15-Dec-2019
Meeting Description:
In der poststrukturalistisch und konstruktivistisch geprägten Philosophie der
Achtziger- und Neunzigerjahre sind Wahrheitsansprüche generell in Misskredit
geraten. Einig waren sich viele Exponentinnen und Exponenten geistes- und
kulturwissenschaftlicher Diskurse, dass Weltbilder als relative Konstruktionen
zu begreifen und ontologische Wahrheitsansprüche zurückzuweisen seien. Gerade
durch das Erstarken von Rechtspopulismus und „Kulturessenzialismus“ (Reckwitz
2017) in den USA und in Europa stellt sich die Frage nach den
Wahrheitsansprüchen wissenschaftlicher Aussagen und dem Status von Bezugnahmen
auf Gegenstände und Sachverhalte heute wieder auf verschärfte Weise. Wenn
beispielsweise der damalige Verfassungsschutzpräsident Maassen beim Interview
in Bezug auf die fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz behauptete,
seiner Behörde lägen „keine belastbaren Informationen darüber vor, dass solche
Hetzjagden stattgefunden haben“, dann lässt sich dies entweder ontologisch
oder sprachkritisch verstehen: In solchen Diskursen geht es einerseits darum,
die Hoheit über die Fakten zu erlangen, d.h. Wahrheitsansprüche zu erheben
oder „Fake News“ zurückzuweisen; andererseits geht es auch darum, Begriffe zu
besetzen und zu prägen, und in diesem Sinne die zu beschreibenden Fakten zu
„framen“ (Wehling 2016).
Folgende Fragen wollen wir deshalb u.a. im Panel zur Diskussion stellen:
i. Gibt es nur die Alternative zwischen ontologisierenden Wahrheitsansprüchen
auf der ein Seite und der Beliebigkeit von „Fake News“ auf der anderen? Welche
Rolle spielen Zeichensysteme, Semioseprozesse und semiotische Bezugnahmen bei
unseren Bemühungen um Orientierung? Und wie verhält sich das Konzept der
Referenz vor diesem Hintergrund zu verwandten Begriffen wie Denotation,
Konnotation, Extension und Repräsentation?
ii. Verbinden zeichenbasierte Referenzrelationen einen Zeichenträger mit einem
Referenzobjekt in seiner Ganzheit, mit einem ausgewählten Aspekt eines
Referenzobjekts, mit einem Referenzobjekt als Prototypen oder mit einer Klasse
von Referenzobjekten? Hier ist zum Beispiel an Charles Morris‘ Ergänzung
nominalistisch geprägter Zeichenmodelle um das „Designat“ als Klasse von
Referenten (bzw. Denotaten) sowie an Roschs Prototypentheorie zu denken.
iii. Ist die Bedeutung eines Zeichens in einem referenztheoretischen Sinne
das jeweils be-zeichnete Objekt oder seine Klasse (Existenz als einschlägiges
Kriterium, vgl. Russell 1905) bzw. der jeweils bezeichnete Sachverhalt
(Wahrheit als einschlägiges Kriterium), oder ist die Bedeutung von Zeichen
ganz unabhängig von konkreten Referenzobjekten und Referenzobjektklassen zu
bestimmen (vgl. Donnellan 1966)? Eine Herausforderung für traditionelle
Zugänge zur Referenz stellen zum Beispiel jüngere interaktions- und
frame-theoretische Ansätze dar, die Bedeutungen als komplexe Szenarien
begreifen und auf dynamische diskursive Prozesse von Bedeutungskonstitutionen
zurückführen (vgl. u.a. Deppermann/Spranz-Fogasy 2006, Ziem 2008 und Busse
2012).
iv. Ist für Wörter wie Einhorn, Freiheit oder auch sich in sich verschlucken
so etwas wie „leere Referenz“ oder schlechterdings „Referenzlosigkeit“
anzunehmen, haben Eigen-namen keine Bedeutungen, dafür aber Referenzobjekte
(vgl. Kripke 2014), und welche Herausforderungen stellen gestische und
gebärdete Zeichenträger für das Konzept der Referenz dar? Diese Fragen können
Ausgangspunkte für Auseinandersetzungen mit bestimmten Zeichentheorien sein,
sie können aber auch Anlass zu ganz grundlegenden theoretischen und
methodologischen Reflexionen oder Problematisierungen des Konzepts der
Referenz bieten, wie z.B. die Frage, inwiefern wirklich die Zeichen referieren
oder ob Referenz eher eine genuine Leistung der Zeichenbenutzer ist?
Call for Papers:
Informationen zu Organisation und Ablauf:
Der Kongress wird vom 22. bis 26. September 2020 an der Technischen
Universität Chemnitz stattfinden. Bitte senden Sie Ihr Abstract weitgehend
unformatiert und in einem bearbeitbaren Format (idealerweise Word) an:
albert at uni-landau.de bzw. an: schneiderj at uni-landau.de. Einsendefrist ist
der 15.12.2019.
Ihr Abstract soll beinhalten: Titel des Vortrags, Name der Referentin oder
des Referenten, Beschreibung des geplanten Vortrags (max. 300 Wörter),
Institution, E-Mail-Adresse, Kurzlebenslauf (als Fließtext) und bis zu fünf
einschlägige Publikationen der Referentin oder des Referenten.
Die Vorträge sollen eine Länge von 20 Minuten nicht überschreiten. Eine
Veröffentlichung ausgewählter Vorträge ist geplant. Die Sprache des Panels ist
deutsch. Kontakt Für Fragen stehen Ihnen zur Verfügung: Georg Albert
(albert at uni-landau.de), Jörg Bücker (joerg.buecker at tu-dortmund.de) und Jan
Georg Schneider (schneiderj at uni-landau.de). Konzeption und Ausrichtung der
Konferenz: Ellen Fricke (ellen.fricke at phil.tu-chemnitz.de), Professur
Germanistische Sprachwissenschaft, Semiotik und Multimodale
Kommunikation, Technische Universität Chemnitz. Organisation der Konferenz:
Matthias Meiler (matthias.meiler at phil.tu-chemnitz.de) und Martin Siefkes
(martin.siefkes at phil.tu-chemnitz.de) sowie Jana Bressem und Daniel Schöller.
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.semiotik.eu/transformationen-2020.
Bitte lesen Sie ggf. auch die Calls der anderen Sektionen der DGS.
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