35.2387, Calls: Epistemische Kämpfe in polarisierten Diskursen
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Wed Sep 4 04:05:02 UTC 2024
LINGUIST List: Vol-35-2387. Wed Sep 04 2024. ISSN: 1069 - 4875.
Subject: 35.2387, Calls: Epistemische Kämpfe in polarisierten Diskursen
Moderator: Steven Moran (linguist at linguistlist.org)
Managing Editor: Justin Fuller
Team: Helen Aristar-Dry, Joel Jenkins, Daniel Swanson, Erin Steitz
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Editor for this issue: Erin Steitz <ensteitz at linguistlist.org>
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Date: 02-Sep-2024
From: Andressa Costa [andressa.costa at kit.edu]
Subject: Epistemische Kämpfe in polarisierten Diskursen
Full Title: Epistemische Kämpfe in polarisierten Diskursen
Short Title: KoKoKom-Tagung
Date: 02-Apr-2025 - 04-Apr-2025
Location: InformatiKOM 1 - Adenauerring 12 - 76131, Karlsruhe, Germany
Contact Person: Andressa Costa
Meeting Email: commonground at itz.kit.edu
Web Site: https://kokokom.de/kokokom-tagung-april-2025/
Linguistic Field(s): Applied Linguistics; Discourse Analysis;
Pragmatics
Subject Language(s): German (deu)
Call Deadline: 01-Oct-2024
Meeting Description:
Machen Sie sich mit uns auf die Suche nach dem (verlorenen?) Common
Ground!
Viele öffentliche Debatten zeugen von einer vermeintlichen Spaltung
der Gesellschaft. Beispiele für polarisierte Diskurse finden sich in
verschiedenen Bereichen: Es wird gestritten übers Impfen, die
sogenannte Gendersprache oder die Wärmepumpe. Die Mediatisierung
solcher Themen kann dazu führen, dass sich Lager bilden (bzw.
Gruppierungen von Forschenden als Denkkollektive erscheinen), die sich
in ihren Grundannahmen so diametral gegenüberstehen, dass gegenseitige
Verständigung erschwert, Polarisierung intensiviert und Vertrauen in
die Wissenschaft geschwächt wird.
Zu diesem hochaktuellen Thema laden wir zu einer interdisziplinären
Tagung ein, die sich epistemischen Kämpfen in polarisierten
Wissensdiskursen in der Öffentlichkeit und ihrer Wirkung auf die
interne Wissenschaftskommunikation widmet.
Epistemische Kämpfe in polarisierten Diskursen
Die Tagung wird ausgerichtet vom Projekt KoKoKoM („Konflikt und
Konsens in der Wissenschaftskommunikation: Über Geschlecht und Gender
streiten“), ein Kooperationsprojekt zwischen dem Seminar für
Allgemeine Rhetorik und dem Englischen Seminar der Universität
Tübingen, dem Department für Wissenschaftskommunikation des KIT und
dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (www.kokokom.de). Gefördert
wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im
Rahmen der Förderlinie „Wissenschaftskommunikation erforschen“. Das
Projekt will Mechanismen identifizieren, die zur Herausbildung von
gesellschaftlichen Konflikten rund um wissenschaftliche
Forschungsergebnisse führen und in der Folge Verfahren zur Erzeugung
und Stärkung einer gesellschaftlichen Verständigung entwickeln. Mit
methodischen Ansätzen aus der Rhetorik und Linguistik werden
polarisierende Diskurse um das Thema Geschlecht und Gender in der
Wissenschaftskommunikation empirisch untersucht.
Call for Papers:
Die Tagung widmet sich epistemischen Kämpfen in polarisierten
Wissensdiskursen in der Öffentlichkeit, auch in ihrer Wirkung auf die
interne Wissenschaftskommunikation. Sie will diverse disziplinäre
Perspektiven zusammenbringen (etwa Sprach- und
Kommunikationswissenschaft, Rhetorik und Psychologie, Soziologie und
Geschichte) und sich auf kommunikative Phänomene und Sprachhandlungen
fokussieren, gerne auch in Fallstudien. Ein Schwerpunkt sind Kämpfe um
Sprache und Sprachverwendung, insbesondere die Debatte um
Zweigeschlechtlichkeit
und Gender in ihren Auswirkungen auf Sprachregelungen. Daneben können
alle polarisierten Wissensdomänen in den Blick kommen: Sprachpolitik
(z.B. Rechtschreibung), Pandemie-Politik, Impfen, Klima und
Nachhaltigkeit, Energiewende, Vegetarismus/Veganismus, etc. – gerne
auch jenseits der deutschen Diskurse. Wir möchten Sie auch einladen,
historische Fallstudien zu vergangenen wissens- und
wissenschaftsgetriebenen öffentlichen Polarisierungen beizutragen und
dabei z.B. der Frage nachzugehen, ob und wie die „Science Wars“ der
1990er Jahre bis heute fortwirken.
Folgende Fragen können eine Rolle spielen:
- Untersuchungen zum Common Ground z.B. aus rhetorischer,
linguistischer oder psychologischer Perspektive: Braucht Wissens- oder
Wissenschaftskommunikation einen Common Ground? Inwiefern erschwert
ein nicht vorhandener Common Ground epistemische Kämpfe? Oder drehen
sich epistemische Kämpfe gerade um die Etablierung
divergierender/alternativer Common Grounds? Ist Common Ground (Clark
1996) eine notwendige Voraussetzung für Wissensdiskurse? Muss Common
Ground immer vorausgesetzt werden oder wird Common Ground aufgerufen
und hergestellt? Wie kann Wissen kommuniziert werden, wenn in
polarisierten Debatten bzw. Arenen (Mau et. al. 2023, 37-69) kein
Common Ground besteht, d. h. gemeinschaftliche Grundannahmen fehlen
oder gar abgewertet und zurückgewiesen werden?
- Inwiefern äußern sich epistemische Kämpfe als Sprachkämpfe (Lobin
2021)? Wie kann Konsens und Dissens methodisch erfasst werden? Wie
lassen sich inszenierte Polarisierungen untersuchen? Wie erfolgt
Konsensherstellung von vermeintlich dichotomen Positionen in
polarisierten Diskursen? Inwiefern ist die viel geäußerte (und
umstrittene) Diagnose einer „Spaltung“ der Gesellschaft Teil des
Kampfes um die Deutungshoheit?
- In welchem Zusammenhang stehen Kommunikationsmedien und
Kommunikationspraktiken in polarisierten Diskursen? Wie wirken
Kommunikationsmedien auf mediatisierte Polarisierungsprozesse ein?
Welche Rolle spielt hier insbesondere der Journalismus?
- Inwiefern wird praktische Wissenschaftskommunikation in
polarisierten Debatten erschwert? Welchen (sprachlichen) Techniken der
Polarisierung wie bspw. Simplifizierung, Übertreibung, Provokation,
Emotionalisierung und Degradierung (Fortuna 2019, 92-94) begegnet
Wissenschaftskommunikation? Wie kann Wissenschaftskommunikation
dennoch Gehör finden, wenn es zu keinem sachlichen Austausch von
Argumenten kommt, sondern zu einem pauschalen Abwerten von Positionen,
zu persönlichen Angriffen gegen eine vermeintliche Out-Group und zu
einer identifikatorischen Zuordnung zu einer In-Group? Wo stößt
Wissenschaftskommunikation auf „Triggerpunkte“, also Bereiche des
öffentlichen Diskurses mit besonders großem Erregungspotential (vgl.
Mau et. al. 2023, 27), und wie geht sie damit um?
- Wir leben nicht in der ersten polarisierten Diskursphase mit
epistemischen Kämpfen (s. science wars, Jasanoff 2000): Wie
unterscheiden sich heutige Polarisierungen von damaligen (z.B. Rolle
der Digitalisierung, Veränderungen im gesellschaftlichen geteilten
Wissen)? Gibt die historische Dimension Einordnungsmöglichkeiten für
die heutige Situation?
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