36.200, Confs: German; Ling & Literature / Germany
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Wed Jan 15 09:05:02 UTC 2025
LINGUIST List: Vol-36-200. Wed Jan 15 2025. ISSN: 1069 - 4875.
Subject: 36.200, Confs: German; Ling & Literature / Germany
Moderator: Steven Moran (linguist at linguistlist.org)
Managing Editor: Justin Fuller
Team: Helen Aristar-Dry, Steven Franks, Joel Jenkins, Daniel Swanson, Erin Steitz
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Homepage: http://linguistlist.org
Editor for this issue: Erin Steitz <ensteitz at linguistlist.org>
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Date: 15-Jan-2025
From: Maria Zielenbach [maria.zielenbach at gmx.de]
Subject: Jenseits von Elbisch: Konstruierte Sprachen in phantastischen Welten
Jenseits von Elbisch: Konstruierte Sprachen in phantastischen Welten
Date: 12-Sep-2025 - 14-Sep-2025
Location: Phantastische Bibliothek Wetzlar, Germany
Contact Email: registration at phantastik.eu
Meeting URL:
https://phantastik.eu/veranstaltungen/wetzlarer-tage-der-phantastik-uebersicht/wetzlarer-tage-der-phantastik-2025.html
Linguistic Field(s): Ling & Literature
Subject Language(s): German (deu)
Jenseits von Elbisch: Konstruierte Sprachen in phantastischen Welten
Deadline: 28. Februar 2025
The primary conference language will be German. English-speaking talks
are welcome as well. The English CfP can be found on our Website.
Konstruierte Sprachen schaffen es, uns Leserinnen und Leser tiefer in
den Sog des Phantastischen zu ziehen, bringen uns dazu, den sicheren
Hafen des Rationalen, des Bekannten zu verlassen, um uns an neue
Gestade zu spülen. Obwohl sie uns vorher unbekannt waren, rufen
konstruierte Sprachen ein bestimmtes Empfinden wach. Ein Elbenfürst
namens Grishnákh wäre genauso sonderbar wie Namarië als Abschiedsgruß
eines Klingonen. Durch diese Verbindung erschaffen konstruierte
Sprachen eine Immersion, die das Worldbuilding vollendet. Die Welt des
Phantastischen wird glaubhafter, greifbarer und lebendiger.
Immersion sei hier das Stichwort. Werden das Fremde und Mythische in
der Odyssee noch allein in der Art, Kultur, und Lebensweise fremder
Völker wie den Lotophagen, Kyklopen und Laistrygonen sichtbar, trägt
die Verwendung exotischer Sprachfragmente, die mehr oder weniger
korrekt und manchmal gänzlich erfunden sind, zum Kolorit realer,
fiktiver und phantastischer Reisen bei. Von Jonathan Swifts Gullivers
Reisen über Karl Mays Reiseerzählungen bis hin zu J. R. R. Tolkiens
Der Herr der Ringe, in dem die fiktive Welt sprachlich detailliert
ausgestaltet ist.
Der komplette Verzicht auf das sprachliche Element auf der einen Seite
und eine voll ausgebaute Sprache wie Quenya auf der anderen stellen
lediglich Pole eines Spannungsfeldes dar. So deutet H. G. Wells die
Eigenschaften der Sprache der Eloi nur an, von den Morlocks wird
erwähnt, dass sie überhaupt eine besitzen.
Indem wir uns von Die Zeitmaschine 101 Jahre Richtung Gegenwart
bewegen zum Beginn von G. R. R. Martins Buchreihe Das Lied von Eis und
Feuer, nähern wir uns ansatzweise dem Pol, dem Tolkiens Quenya
zuzuordnen ist.
Im Gegensatz zur Eloi-Sprache nennt Martin nicht nur mehrere Namen aus
den entsprechenden Sprachen, sondern auch konkretes Sprachmaterial, z.
B. qoy oder vaes, welche man anhand des Kontexts als ‚Blut‘ und
‚Stadt‘ auffassen kann. Für den Wechseln ins audiovisuelle Medium
erschuf David Peterson aus diesen Fragmenten das Dothraki für die
Fernsehserie Game of Thrones.
Hinzu kommen Werke, in denen die Verwendung konstruierter Sprachen ein
zentraler Bestandteil des Narrativs sind, wie Suzette Haden Elgins
Amerika der Männer oder Ursula K. Le Guins Immer nach Hause, oder
solche, in denen über Übersetzungsprobleme einer fiktiven Sprache
kulturelle Differenzen deutlich gemacht werden wie in C. J. Cherryhs
Atevi-Zyklus. Teilweise werden einzelne sprachliche Elemente gezielt
eingesetzt, um die Funktion von Sprache als Machtmittel zu
unterstreichen wie beim Neusprech in George Orwells 1984 oder bei den
Zaubersprüchen der Harry-Potter-Reihe. Dabei wird Sprache im Falle des
Neusprechs als soziopolitisches Instrument eingesetzt, im Falle der
lateinisch-basierten Zauberformeln bei J. K. Rowling als direkter
Zugang zur Manipulation der Wirklichkeit.
Selbstredend haben konstruierte Sprachen es auch in die deutsche
Phantastik geschafft. Während beispielsweise Markus Heitz’ Die
Legenden der Albae mit Orts- und Personennamen sowie Begriffen wie
dzôn ‚Stadt‘ und nostàroi ‚Feldherr‘ eher dem fragmentarischen Muster
bei G. R. R. Martin folgen, findet sich mit Horn in der Fernsehserie
Der Greif sogar eine voll entwickelte Sprache.
Konstruierte Sprachen sind folglich sowohl in Deutschland als auch in
der Welt von immenser Bedeutung zur Vermittlung des Phantastischen, da
sie zu einem zentralen Element der Immersion geworden sind. Diesem
Element seien die 41. Wetzlarer Tage der Phantastik gewidmet.
Wir erbitten Vortragsvorschläge zu folgenden und verwandten
Fragestellungen:
- Was wird konkret durch eine konstruierte Sprache wiedergegeben?
Namen von Orten und Personen, Begrüßungsformen, ganze Dialoge oder
Poesie? Wie wirkt sich dieser Einsatz auf einzelne Narrative und
Worldbuilding aus?
- Wie tragen konstruierte Sprachen sowie sprachliche Fragmente zu
Immersion und Worldbuilding bei? Inwiefern zeigen diese uns das
Fremde, Bekannte und Phantastische? Inwieweit kommen hier klangliche
und grafische Faktoren ins Spiel? Soll eine altehrwürdige
Gelehrsamkeit vermittelt werden, die Andersartigkeit einer bestimmten
Kultur oder eine Vertrautheit damit?
Welchen (phon)ästhetischen Wert haben konstruierte Sprachen? Sollen
beim Leser potenziell positive oder negative Assoziationen
hervorgerufen werden? Sind unter Umständen Gemeinsamkeiten mit
natürlichen Sprachen erwünscht oder sogar beabsichtigt? Welches
Weltwissen aus der Realität soll damit transferiert werden?
Welche Stereotype werden durch derartige Sprachen erfüllt? Wo und wie
wird mit solchen gebrochen? Wie werden Machtverhältnisse
(de)konstruiert?
- Welche Kon- und Ko-Texte gehen mit dem Einsatz konstruierter
Sprachen einher? Welche intertextuellen Beziehungen haben Texte
miteinander, in denen fiktionale Sprachen verwendet werden? Wo und zu
welchem Zweck wird statt einer fiktionalen Sprache die Erzählsprache
benutzt und andersherum?
- Welche Rolle spielen erfundene Sprachen bei der Konstitution von
Gruppenidentitäten im Fandom? Für welche kommunikativen Funktionen
werden entsprechende Conlangs in der Community benutzt? Wo werden
positive wie negative Transferphänomene im Spracherwerb sichtbar? Wie
entwickelt sich eine Conlang im Fandom weiter?
- Inwiefern „schimmern“ konstruierte Sprachen in der Erzählsprache
durch? Man denke an das gebrochene Englisch, das Freitag in Daniel
Defoes Robinson Crusoe verwendet, oder an augenscheinliche
Lehnübersetzungen wie Teil der Unendlichkeit im Sinne von ‚Jahr‘ in
Die Legenden der Albae. Welche Weltanschauungen und kulturellen
Aspekte werden damit hervorgehoben?
Die Fragestellungen können aus sprach-, literatur-, kultur- und
medienwissenschaftlicher Perspektive auf Deutsch oder Englisch
betrachtet werden. Besonders freuen wir uns über Beiträge, die dem
Konferenztitel folgend Werke und Aspekte jenseits der „betretenen
Pfade“ von Elbisch & Co beleuchten.
Bitte schicken Sie ein Exposee von max. 300 Wörtern für einen
30-minütigen Vortrag sowie die eigene Kurzbiographie (max. 150 Wörter)
bis zum 28. Februar an registration at phantastik.eu. Die Tagung findet
vom 12. bis 14. September 2025 in den Räumen der Phantastischen
Bibliothek Wetzlar, Turmstraße 20, 35578 Wetzlar statt.
Die Phantastische Bibliothek Wetzlar erstattet für die Referent*innen
in der Regel die Kosten für eine Bahnfahrt 2. Klasse plus
Übernachtungskosten.
Da unsere Mittel sehr begrenzt sind, erbitten wir bei zu erwartender
kostspieliger Anreise einen kurzen Hinweis zusammen mit dem Exposee,
damit wir ggf. eine unseren Möglichkeiten entsprechende finanzielle
Regelung finden können.
Referent*innen zahlen selbstredend keinen Tagungsbeitrag.
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