36.3258, Confs: XLI. Forum Junge Romanistik 2026 (Germany)

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Mon Oct 27 12:05:02 UTC 2025


LINGUIST List: Vol-36-3258. Mon Oct 27 2025. ISSN: 1069 - 4875.

Subject: 36.3258, Confs: XLI. Forum Junge Romanistik 2026 (Germany)

Moderator: Steven Moran (linguist at linguistlist.org)
Managing Editor: Valeriia Vyshnevetska
Team: Helen Aristar-Dry, Mara Baccaro, Daniel Swanson
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Editor for this issue: Valeriia Vyshnevetska <valeriia at linguistlist.org>

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Date: 24-Oct-2025
From: Mirjam Sigmund [fjr26 at romanistik.uni-tuebingen.de]
Subject: XLI. Forum Junge Romanistik 2026


XLI. Forum Junge Romanistik 2026
Short Title: FJR 2026
Theme: Kontinua. Polaritäten, Grenzen, Übergänge, Verschmelzungen

Date: 25-Mar-2026 - 27-Mar-2026
Location: Tübingen, Germany
Meeting URL: https://easyabs.linguistlist.org/conference/FJR26/

Linguistic Field(s): Applied Linguistics; Cognitive Science; General
Linguistics; Historical Linguistics; Language Acquisition
Subject Language(s): French (fra)
                     Italian (ita)
                     Portuguese (por)
                     Spanish (spa)
Language Family(ies): Romance

Submission Deadline: 05-Nov-2025

Angesichts der tiefgreifenden Wandlungsprozesse, die die heutige
Geisteswissenschaft allgemein und die Romanistik im Besonderen prägen,
lohnt es sich, den Begriff des Kontinuums neu zu beleuchten.
Die Systematisierung von Forschungsgegenständen, Daten, Texten,
Erfahrungen… stellt einen zentralen Aspekt wissenschaftlichen
Arbeitens dar. In diesem Zusammenhang kommen wir für die Beschreibung
von zueinander in Relation stehenden Entitäten immer wieder auf die
Idee des Kontinuums zurück. Dabei geht es im Kern darum, dass wir
fließende Übergänge feststellen können. Gehen wir davon aus, dass ein
Kontinuum vorliegt, ergibt sich eine Reihe möglicher Perspektiven.
Wenn man die beiden Pole eines Kontinuums in den Fokus nimmt, stellt
sich die Frage, ob diese als absolute oder doch durchlässige Grenzen
aufzufassen sind, die als Teil eines größeren Kontinuums betrachtet
werden können. Daneben ergeben sich auch in Bezug auf die interne
Strukturierung des Kontinuums interessante Fragen. Dies betrifft
beispielsweise die Übergänge zwischen verschiedenen Einheiten, an
denen durch Verschmelzungen etwas Neues entstehen kann.
Im Rahmen des Forum Junge Romanistik 2026 wollen wir uns insbesondere
theoretisch mit dem Kontinuumsbegriff, seiner Modellierung und
Operationalisierung auseinandersetzen und dabei auch seine Grenzen und
Alternativen (z.B. Skala, Gradatum, Dichotomie) in den Blick nehmen.
Bezüglich des Wandels unserer Disziplin von traditioneller Romanistik
hin zu neueren Ansätzen wie den Digital Humanities kann die Frage
gestellt werden, an welchen Stellen Kontinuität vorliegt und wo aber
auch eindeutig Brüche zu konstatieren sind. Auch im Hinblick auf das
interdisziplinäre Verhältnis der romanistischen Teilbereiche
zueinander kann der Kontinuumsbegriff Anwendung finden. Nicht zuletzt
soll das breite Spektrum an konkreten Kontinua in den einzelnen
romanistischen Teildisziplinen im Fokus stehen.
Fachdidaktik
Die Fremdsprachendidaktik kann als Schnittstelle zwischen Linguistik,
Literaturwissenschaft, Bildungswissenschaften und
Spracherwerbsforschung verstanden werden (Wilden/Rossa, 2019). Diese
Interdisziplinarität spiegelt der Begriff des Kontinuums wider, der
einen differenzierten Zugang zu aktuellen Fragestellungen des Lehrens
und Lernens eröffnet.
Ein Beispiel stellt das Konzept der Lexikogrammatik dar, das seit 2023
in den KMK-Bildungsstandards integriert ist: Dabei wird das
traditionelle Verständnis von Grammatik und Vokabelarbeit in Frage
gestellt, während Mehrworteinheiten in den Mittelpunkt rücken.
Ferner lässt sich die vermeintliche Dichotomie zwischen aufgeklärter
Einsprachigkeit und gelebter Mehrsprachigkeit im
Fremdsprachenunterricht als Kontinuum denken. Zwar besteht das primäre
Ziel im Erwerb der romanischen Zielsprache, jedoch steht diesem eine
zunehmend mehrsprachige Schülerschaft gegenüber, die Vorkenntnisse in
verschiedenen Erst- und Fremdsprachen mitbringt.
Angesichts der zunehmenden Heterogenität der Schülerschaft gewinnen
Differenzierung und Inklusion im Fremdsprachenunterricht weiter an
Bedeutung, wobei der gezielte Einsatz digitaler Medien als
Unterstützungssystem neue Perspektiven eröffnet.
Auch der literaturästhetische Unterricht lässt sich in diesem Sinne
verorten: Besonders in der Unter- und Mittelstufe stellt sich die
Frage nach der Vereinbarkeit unterschiedlicher Ziele in Bezug auf den
Erwerb sprachlicher Mittel und das literarisch-ästhetische Lernen.
Dabei können digitale Medien oder Methoden der Theaterpädagogik
unterstützen.
Mögliche Themen im fachdidaktischen Bereich sind:
 - Lexikogrammatik: lexikogrammatisches Kontinuum in der didaktischen
Praxis; Mehrworteinheiten im Fremdsprachenunterricht;
Unterrichtsmaterialien; Evaluation und Testinstrumente (Bürgel et al.
2021; De Knop 2025).
 - Funktionale Einsprachigkeit und Mehrsprachigkeit:
Unterrichtssprache; Mehrsprachigkeitsdidaktik; Interkomprehension;
Einbezug weiterer (Herkunfts-)Sprachen (Butzkamm 1978; Fäcke/Meißner
2019).
 - Heterogenität: Differenzierung und Inklusion im
Fremdsprachenunterricht; Einsatz digitaler Medien;
Lerner:innenautonomie; Schüler:innenorientierung (Peppel 2022).
 - Literatur-ästhetisches Lernen: Wandelnde Genres;
Unterrichtsmethoden (z.B. Theaterpädagogik, bewegtes Lernen);
Förderung funktionaler kommunikativer Kompetenzen (Küster et al. 2015;
Sambanis/Walter 2020).
Linguistik
Eine der prominentesten Anwendungen des Kontinuumbegriffs in der
Linguistik stellt das Nähe/Distanz-Kontinuum nach Koch/Oesterreicher
(1985) dar, das die Beschreibung sprachlicher Variation zwischen dem
Pol der kommunikativen Nähe und dem der kommunikativen Distanz
ermöglicht und aktuell insbesondere in Bezug auf die Anwendbarkeit im
Bereich der „Neuen Medien“ diskutiert wird (Gruber et al. 2021).
Über diese umfassende Modellierung sprachlicher Variation hinaus
bietet sich in der Varietätenlinguistik das Kontinuum auch an anderen
Stellen als Erklärungsmodell an, z.B. bei den Übergängen zwischen
Standardsprache und Kreolsprache (Bickerton 1973) bzw. Standardsprache
und Dialekt (Stehl 1988). Neben dieser räumlichen Dimension kann auch
die zeitliche Dimension in den Vordergrund rücken, wenn wir eine
diachrone Perspektive einnehmen und z.B. den Übergang Latein –
romanische Sprachen betrachten (Selig 1998).
Auf Ebene des Sprachsystems kann der Kontinuumsbegriff beispielsweise
in der Diskussion um Zusammenhänge zwischen Lexikon und Grammatik eine
Rolle spielen (vgl. bspw. Arbeiten zur Konstruktionsgrammatik wie
Goldberg 1995, Döhla/Hennemann 2021).
In der sprachwissenschaftlichen Sektion wollen wir in den
unterschiedlichen genannten Bereichen Chancen und Grenzen des
Kontinuumsbegriffs ausloten und seine konkrete Anwendung diskutieren.
Die Beiträge können sich beispielsweise folgenden Themenfeldern
widmen:
 - Varietätenlinguistik: Nähe/Distanz-Kontinuum und „Neue Medien“;
Dialektgrenzen; Kreolisierung; Perzeptive Linguistik.
 - Sprachgeschichte: Grammatikalisierung; Latein – romanische
Sprachen; Bedeutungswandel.
 - Systemlinguistik: Übergang Lexikon-Grammatik; Grenzfälle der
Wortbildung; Phonemgrenzen; Wort – Satz – Text.
 - Methodik: Operationalisierbarkeit von Kontinua; Digital Humanities
zwischen Korpuslinguistik und KI.
Literatur- Und Kulturwissenschaft
Ob in neuen Forschungsansätzen der Literaturwissenschaft und -kritik,
in der verstärkten Sichtbarkeit marginalisierter Literaturstimmen, in
aktuellen Themen wie indigenen Literaturen, (post-)apokalyptischen
Narrativen oder ökokritischen Diskursen im Zeichen des Klimawandels:
Überall eröffnen sich Zwischenräume, Übergänge, Verschmelzungen, die
bestehende Grenzziehungen infrage stellen.
Auch in der literarischen Produktion lassen sich neue Ausdrucksformen
beobachten: Durch Literaturfestivals entstehende performative Formate
wie etwa das Sturmfrei Festival, Mots à défendre, Littérature etc.,
Performative Book Fair u.a. stellen die „Literatur außerhalb des
Buchs“ (Rosenthal/Ruffel 2010) in den Mittelpunkt. Der Einsatz von
Künstlicher Intelligenz, die Ästhetik digitaler Textproduktion oder
virtuelle Welten der Fan-Fiction zeugen von einer dynamischen
Verschiebung literarischer Konventionen.
Gleichzeitig wandeln sich Rezeptionsweisen. Soziale Netzwerke wie
TikTok oder Instagram (#BookTok, #Bookstagram) beeinflussen, wie
gelesen, geschrieben, diskutiert und auch geforscht wird.
Literaturwissenschaftliche Praxis, einst an feste institutionelle
Rahmen gebunden, wird zunehmend hybrid, transmedial und partizipativ.
In diesem Spannungsfeld stellt sich die Frage: Handelt es sich bei
diesen Entwicklungen um einen radikalen Paradigmenwechsel oder
vielmehr um ein Kontinuum, das an bereits bestehende Bewegungen
anknüpft und diese fortführt? Welche Rolle spielen gesellschaftliche
Transformationen, technologische Innovationen und ökologische
Dringlichkeiten bei der Aufrechterhaltung, Verschiebung oder Auflösung
von Grenzen? Inwiefern entstehen durch sie neue Übergänge zwischen
scheinbar dichotomen Polen?
Wir laden Beiträge ein, die sich u.a. mit folgenden Themenfeldern
beschäftigen – gerne auch in vergleichender oder interdisziplinärer
Perspektive:
 - Identität: Dekonstruktion binärer Identitätskategorien (Butler
1990); Intersektionalität (Collins 1990); postkolonial geprägte
Identitäten (z. B. Mimikry und Third Space bei Homi Bhabha 1994);
Queerness als Kontinuum.
 - Raum: Grenzziehungen und deren Überschreitungen;
Deterritorialisierung und Re-Territorialisierung (Deleuze/Guattari
[1972] 1977); diasporische Räume; urbane/natürliche Übergangszonen.
 - Zeit: Epochenschwellen, historische Brüche und Kontinuitäten;
Verflechtungen und Entanglements (Mbembe 2001; Nuttall 2009);
Zeitlichkeit von Erinnerung und Narration; spekulative Temporalitäten.
 - Ökokritik und ökologische Diskurse: Auflösung und Überschneidung
der Grenzen zwischen Menschen, Maschine und Tier; Infragestellung der
Dichotomie von Natur und Kultur (Latour [1991] 2006; Haraway [1985]
2016), Stengers 2008; Morizot 2020, Desprets 2019, 2022)
 - Epistemologie: Literaturwissenschaft als Reflexion über Zeit und
Wissen; Dekolonisierung des Wissens; (Post-)Humanistische
Wissensformen.
 - Postkolonialismus / Dekolonialität: Strategien der Entgrenzung;
Hybridität; epistemische Gewalt und Widerstand; Theorien des globalen
Südens.
 - Kommunikation: Rituelle Kommunikation (Carey 1988); digitale
Praktiken des Teilens, Erzählens und Kuratierens; Formen kollektiver
Sinnstiftung.
 - Subjektivität: Intersubjektivität und Liminalität; Fremdheit und
Alterität (Simmel [1908] 1992; Waldenfels 1997); transnationale und
diasporische Perspektiven.
 - Medien und Ästhetik: Intermedialität, Transmedialität (Kattenbelt
2008); Multimodalität (Stöckl 2006); Literatur im digitalen Raum;
Wechselwirkungen zwischen Text, Bild, Ton und Performance.
 - Oralität und Performance: Mündliche Literaturformen; performative
Literaturpraktiken ( Kaufman 2017; Nachtergael 2017; Baetens 2016).
Wichtige Informationen
Wir freuen uns über Vorschläge für Vorträge (max. 300 Wörter ohne
Bibliographie) und zusätzlich eine Kurzbiographie (max. 100 Wörter)
bis zum 05. November 2025 unter:
https://easyabs.linguistlist.org/conference/FJR26/
Die Vorschläge sollten sich einer der Sektionen (Literatur- und
Kulturwissenschaft, Sprachwissenschaft oder Fachdidaktik) zuordnen.
Als Vortragssprachen sind das Deutsche, die romanischen Sprachen und
das Englische vorgesehen. Es wird voraussichtlich ein Konferenzbeitrag
in Höhe von 40 Euro erhoben.
Bei Rückfragen stehen wir gerne unter folgender E-Mail-Adresse zur
Verfügung: fjr26 at romanistik.uni-tuebingen.de
Falls Bedarf bestehen sollte, wollen wir gerne versuchen, eine
Kinderbetreuung für die Tagung zu organisieren. Dafür bitten wir um
Rückmeldung bis spätestens zum 05. November 2025 an
fjr26 at romanistik.uni-tuebingen.de



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LINGUIST List: Vol-36-3258
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