LL-L "Language policies" 2003.08.14 (01) [E/German]

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Thu Aug 14 14:53:23 UTC 2003


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L O W L A N D S - L * 14.AUG.2003 (01) * ISSN 189-5582 * LCSN 96-4226
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L=Limburgish LS=Lowlands Saxon (Low German) N=Northumbrian
S=Scots Sh=Shetlandic V=(West)Flemish Z=Zeelandic (Zeêuws)
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From: R. F. Hahn <sassisch at yahoo.com>
Subject: Language policies



Dear Lowlanders,



Below please find three German language articles that appeared in today’s
_Hamburger Abendblatt_ (http://www.abendblatt.de/), one of Hamburg’s
newspapers, Hamburg's more serious paper.  My brother made me aware of one
of the articles this morning, and the _Abendblatt_ web editor kindly linked
it with the other articles.



The articles deal with activities in, usage of and resources for Lowlands
Saxon (“Low German,” “Platt”) in Germany (no mention of the dialects used in
the Netherlands; thus, ignorance continues).  Most significantly, though, it
mentions that the state of Hamburg is now introducing (more correctly
“reintroducing”) the language in schools, beginning with “Secondary I” level
(grades 5-10).  Preschool, elementary school and high school levels are to
follow.  As was to be expected, though, it is being introduced within the
framework of *German* studies, not in its own right.  Ratification of the
European Language Charter calls for a place for minority and regional
languages in the educational systems of the European member nations.  In my
opinion, dealing with Lowlands Saxon within the context of German is a sort
of wishy-washy compromise: you’re doing something to “ratify” without
shaking the status quo.  Perpetuation of the myth that the language is a
subset of German is essential to the status quo, never mind its official
recognition.  We can’t have the perceptively same ethnic group use two
languages now, can we?



By the way, _Schulmeesterkrink_ is incorrect (clearly a German speaker’s
error).  It ought to be _Schoolmeesterkrink_ (“teachers’
 circle/association”).



For your information, _Döntjes_ is LS for "(funny) stories" or "anecdotes."



Enjoy!

Regards,
Reinhard/Ron



***



Klassiker statt Döntjes
Niederdeutsch: Platt wird in die Hamburger Lehrpläne für den
Deutschunterricht aufgenommen.

Von Lutz Wendler

Hamburg - "Platt is nich uncool", heißt ein Soloprogramm der 37 Jahre alten
Kabarettistin Ina Müller ("queen bee"). Kein Beweis, aber eines von vielen
Indizien dafür, dass auch heute noch ein jüngeres Publikum mit der
niederdeutschen Sprache erreicht wird.

Es ist jedenfalls keine abwegige Idee, wenn die Hamburger Behörde für
Bildung und Sport jetzt Platt in die Lehrpläne für das Fach Deutsch
aufnimmt. Begonnen wird in der Sekundarstufe I (Klassen fünf bis zehn),
Grund- und Vorschulen sowie die gymnasiale Oberstufe sollen folgen.

"Mit der Aufnahme des Niederdeutschen in die Europäische Charta zum Schutz
der Regional- und Minderheitssprachen sind wir eine Verpflichtung
eingegangen", sagt Schulrat Bernd-Axel Widmann. Deshalb hat sich eine
Expertenkommission überlegt, wie Platt sinnvoll in den Unterricht eingebaut
werden kann. Widmann: "Es kann nicht darum gehen, jungen Menschen das
Plattsnacken beizubringen und Döntjes zu vertellen. Wichtiger ist es, das
Niederdeutsche ernst zu nehmen. Die Schüler sollen die Sprache kennen lernen
und ein Gefühl für sie entwickeln."

Der Schlüssel dazu könnte die niederdeutsche Literatur mit Klassikern wie
Fritz Reuter, Klaus Groth oder Zeitgenossen wie Dieter Bellmann sein. Texte
auf Platt, die auf Hochdeutsch analysiert und interpretiert werden. Bleibt
die Frage, wie fit die Hamburger Deutschlehrer im Niederdeutschen sind. Am
Institut für Lehrerbildung hat sich ein "Schulmeesterkrink", ein Kreis von
Lehrern, gebildet, der eine Handreichung plus CD mit professionell gelesenen
Texten vorbereitet, mit denen auch Quiddjes gut zurechtkommen sollen. Um den
Schülern den richtigen Tonfall vorzuführen, so schlägt Widmann vor, könnten
zudem Autoren und Schauspieler eingeladen werden.

"Es ist genau der richtige Weg, über das Lesen und Hören Interesse an einer
Sprache zu wecken, die zu unseren norddeutschen Wurzeln gehört", sagt
Christian Seeler. Der Ohnsorg-Intendant stellt ein verstärktes Interesse
jüngerer Leute am Niederdeutschen fest, auf das sein Theater unter anderem
mit der Revue "Wi rockt op Platt" reagiert hat. Vor einigen Jahren hat das
Ohnsorg eine Potenzial-Analyse machen lassen und zum eigenen Erstaunen
erfahren, dass in einem 50-Kilometer-Radius von Hamburg aus eine Million
Menschen leben, die grundsätzlich in der Lage seien, sich mit Platt
auseinander zu setzen. Nach der sehr groben Schätzung des Instituts für
niederdeutsche Sprache in Bremen sollen es sogar drei bis sechs Millionen
Norddeutsche sein, die noch heute Platt sprechen. "Nehmen Sie als Beispiel
den NDR-Geschichtenwettbewerb ,Vertell doch mal'", sagt Seeler. "Da werden
2500 Beiträge eingesandt - alles Leute, die sich trauen, auf Platt zu
schreiben."

"In den letzten zehn Jahren ist es gelungen, das Ansehen der Sprache zu
erhöhen", hat Peter Nissen festgestellt, der gemeinsam mit Hartmut Cyriacks
Übersetzungen ins Niederdeutsche anfertigt - von Arthur Miller über Harry
Potter bis hin zu Donald Duck. "Unsere erste Asterix-Übersetzung hat mit 150
000 verkauften Bänden Kreise erreicht, an die plattdeutsche Bücher
normalerweise kaum herankommen." Eine Renaissance der Sprache bei jungen
Leuten erwartet er jedoch nicht: "Mir würde es schon reichen, wenn junge
Hamburger, wie ich kürzlich gehört habe, die Ottensener Kneipe ,Min Jung'
nicht für ein chinesisches Restaurant halten."

erschienen am 14. Aug 2003 in Kultur / Medien



***



Platt lernen - wat mutt, dat mutt
Kommentar

Von Lutz Wendler

Dass das Niederdeutsche in die Charta der schützenswerten europäischen
Regional- und Minderheitensprachen aufgenommen wurde, ist mehr als ein
schmückendes Etikett. Erkennbar werden sollte, dass die Sprache noch lebt.
Und dass sie nicht mit denen ausstirbt, die sie noch sprechen können.
Notwendig ist es, das Interesse an Platt auch bei der Jugend zu wecken. Die
Charta macht es zur staatlichen Pflicht. Wat mutt, dat mutt. Das Hamburger
Amt für Bildung hat folgerichtig das Niederdeutsche in die Lehrpläne für den
Deutschunterricht aufgenommen.

Mittelfristig sollen sich Schüler von Klasse eins bis zum Abitur mit Platt
beschäftigen. Dabei haben die Planer Augenmaß bewahrt: Der Unterricht will
nicht mehr als die Beschäftigung mit der Sprachgeschichte und mit
niederdeutscher Literatur. Es geht nicht um plattsnackende junge
Großstädter, sondern um ein Gefühl für die Sprache, um eine Idee von
kultureller Identität. Ein realistischer Anspruch. Aver mehr mutt ok nich
sien.



erschienen am 14. Aug 2003 in Kultur / Medien



***



Angebote für Platt-Interessierte

NDR 90,3, die Hamburger Hörfunkwelle, sendet von montags bis sonnabends um
8.30 Uhr plattdeutsche Nachrichten; ebenfalls sechsmal wöchentlich folgt um
8.40 Uhr "Hör mal'n beten to". Jeden Sonntag, 8.20 Uhr, gibt es die Sendung
"Wi snackt Platt".

Im Fernsehen bringt N3 seit 1982 die Gesprächsrunde "Talk op Platt",
"Utfrager" sind Gerlind Rosenbusch und Falko Weerts. Die nächste Sendung
kommt am 21. September (20.15 Uhr) von der Insel Juist.

Informationen im Internet unter www.ndr.de.

Eine plattdeutsche Bibliothek unterhält die Carl-Toepfer-Stiftung,
Neanderstraße 22 (Tel. 34 45 64). Hier findet im November im Lichtwark-Saal
auch wieder die "Plattdeutsche Buchmesse" statt.

Für sicheren Umgang mit der Sprache empfiehlt sich der "SASS", das
Plattdeutsche Wörterbuch. 2002 ist die zweite Auflage beim Wachholtz Verlag
erschienen (16 Euro). (HA)



erschienen am 14. Aug 2003 in Kultur / Medien


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