LL-L "Tradition" 2010.10.25 (02) [DE-NDS]
Lowlands-L List
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Mon Oct 25 20:01:09 UTC 2010
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L O W L A N D S - L - 25 October 2010 - Volume 02
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From: Hannelore Hinz <HanneHinz at t-online.de>
Subject: LL-L "Resources" 2010.10.24 (04) [EN-GA]
*Sinnvoll erscheint es daher, aufzuzeichnen, was uns erhalten blieb, und so
noch einmal das Bild der versunkenen Welt unserer Vorfahren liebevoll zu
entrollen. (**Die Wunder Eiche **Aus der Sammlung von Ruth Roggentin)*
* *
*Der Jungfernsod*
Einst lebte auf der Burg Stargard ein stolzer Herr, der eine wunderschöne
Tochter besaß. Diese liebte einen jungen Ritter aus dem Gefolge ihres
Vaters. Da ihr hochfahrender Vater nun von einer solchen Verbindung nichts
wissen wollte, konnte das Fräulein sich nur in aller Heimlichkeit mit ihrem
Liebsten treffen. Einmal hatte sie ihn zur Abendstunde noch an einen Brunnen
bestellt, der ganz in der Nähe der Burg lag. Als sie nun zur verabredeten
Zeit dort hinkam, war der Ritter noch nicht anwesend, und sie setzte sich an
den Rand des Brunnens, um ihn zu erwarten. Plötzlich brach in ihrer Nähe ein
starker Wolf aus dem Gebüsch. Erschrocken eilte sie in die Burg zurück und
ließ in der Hast am Brunnenrand ihren Mantel liegen, auf den sich der Wolf
stürzte und ihn in Fetzen riß.
Wenig später erschien der Ritter und fand die Fetzen des Mantels. Er glaubte
nun, daß seine Geliebte von dem wilden Tier zerrissen worden sei. Voller
Verzweiflung machte er darauf seinem Leben an der gleichen Stelle ein Ende
und stürzte sich in seinen Degen.
Nach einer Weile kam das Fräuhlin wieder zurück und fand ihren Liebsten tot
neben dem Brunnnen. Da tötete auch sie sich mit seinem Degen.
Der Brunnen wurde der Jungfernsod genannt.
*Die Tiefe des Luzinsees*
Einmal kamen zwei Fischer aus Feldberg auf den Gedanken, die Tiefe des
Luzinsees zu messen. Sie banden zu diesem Zweck den hinteren Teil eines
Wagens an lange Stricke und schoben ihn dann in die Fluten. Er sank mit
großer Geschwindigkeit tiefer und immer tiefer, so daß die beiden Männer
kaum das Seil so schnell abwickeln konnten. Als das Seil zu Ende war, sank
das Wagenstück immer noch weiter. Plötzlich fühlten die Fischer mit
Entsetzen, daß heftig am Strick gezogen und gezerrt wurde, und vernahmen aus
der Tiefe die Worte: "Laßt ab von dem Messen! Ihr stört unsre Ruhe!"
Erschrocken begannen sie, das Seil wieder aufzuwinden. Zu ihrer Verwunderung
ließ es sich so leicht hochziehen, als hinge das Wagenstück gar nicht mehr
daran. Tatsächlich fanden sie, als das Seil aufgewickelt war, nicht mehr das
Wagenstück am Ende desseleben, sondern einen Pferdeschädel ohne Fell und
Zahn.
*Die Hünentochter*
Vor Zeiten wohnten die Hünen in Mecklenburg, ein Volk von Riesen, von denen
uns noch heute ihre Grabstätten, die sogenannten Hünengräber, Kunde geben.
Bevor sie von den Menschen verdrängt wurden, geschah es einmal, daß ein
junges Riesenmädchen von seinem Vater den Auftrag erhielt, die Schweine in
den Wald zu treiben. Das Riesenmädchen, das bislang noch niemals die
elterliche Behausung verlassen hatte, erblickte mit Staunen die ihm fremde
Welt und entdeckte dabei auf einem Acker ein putziges Geschöpf, das mit zwei
winzigen Öchslein und einem ebenso winzigen Pflug das Feld bestellte.
Entzückt raffte das Riesenmädchen das vermeintliche "Spielzeug " auf, barg
es in seiner Schürze und eilte in großen Sprüngen heimwärts, um seinem Vater
den seltsamen Fund zu zeigen. Der aber schüttelte ernst den Kopf und sagte
bekümmert: "Dat sünd uns' Verdriwer. Vör dei möt' wi wiken." - Da fragte das
Riesenmädchen: "Sal 'k denn nich en Pöölken maken un se dor in versöpen?"
Der Vater erwiderte traurig, daß damit nichts geholfen sei, denn "de Lütten
krigen uns doch ünner".
Und wie der Riese es vorausgesagt hatte, geschah es: die Menschen rissen die
Herrschaft im Lande an sich und verdrängten die Riesen immer mehr, bis sie
schließlich ausstarben. Wären nicht die alten Hühnengräber noch vorhanden,
wüßten heutzulange nur wenige Menschen von den alten Einwohnern
Mecklenburgs.
*Ohne allzu große Richtigkeit zu erzielen, soll jener Grad der Erkenntnis
einer bekannten Stätte erreicht werden, der ein schönes Kolorit der Sage
ergibt.*
Mit besten Grüßen.
Hanne
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