Copula meaning

Marie-Helene Viguier mhviguier at FREENET.DE
Tue Nov 30 11:02:19 UTC 2004


 Lieber Andreas und liebe Leser, 

ich schlage eine Antwort auf Deutsch vor. Wenn ich es richtig verstanden
habe, ist die Konzeption von •sein• nach Lieb (1985: 7ff) deshalb geändert
worden, weil sie nur auf raumzeitliche Gegenstände anwendbar war, da sie auf
„Zustände von Gegenständen“ zurückgriff.  

Sie bestand darin, daß SEIN eine Beziehung zwischen einem Zustand eines
raumzeitlichen Gegenstands x1, diesem x1 und einer Eigenschaft F sei
(konzipiert, wie Du sagst, als Menge von raumzeitlichen Teilen von
Gegenständen). Man muß dabei im Auge behalten, daß ein raumzeitlicher
Gegenstand eine Menge von Raum-Zeit-Punkten ist (nach Lieb 1970), so daß ein
Zustand eines raumzeitlichen Gegenstands (anders gesagt: „eine Phase davon“
oder „der Gegenstand genommen während einer bestimmten Zeit“) eine Teilmenge
aus diesen Raum-Zeit-Punkten ist, die eine bestimmte Zeiteigenschaft teilen.


Nun, die Summe der Winkel in einem Dreieck in (1) oder die Summe „drei und
drei“ in (2) haben keine Zustände, sondern nur Eigenschaften, weil sie keine
raumzeitliche Gegenstände sind (sie sind wahrscheinlich konzeptuelle
Entitäten, aber bitte der Leser soll mich hier korrigieren ;-)).

	(1)	_Die Summe der Winkel in einem Dreieck ist 180 Grad_. 
	(2)	_Drei und drei sind sechs_.

Die Konzeption der Bedeutung von stativen Verben wie _sein_W, _kosten_W und
_wiegen_W mußte gegenüber Lieb (1985) folglich modifiziert werden, um jeden
Rekurs auf Zustände von Gegenständen zu vermeiden. Sie basiert jetzt auf
Eigenschaften, die Gegenstände allgemein zeitweise haben. Ein Satz wie (3)
wird also nicht mehr im Sinne von (4) verstanden, sondern im Sinne von (5).
Damit ergibt sich für die Proposition der Satzbedeutung von _John is sick_
die Propositionsformel, die Du in Deiner Mail getippt hast. 
 
	(3)	_John is sick_.
	(4)	“There is a state of John such that John, taken in this
state, has the property of being sick.“ (Lieb 1985: 7)
	(5)	“There is a time such that during this time John has the
property of being sick.“

Die Definition (D1) von •sein• wird damit zu (D2): 

	(D1)	•sein• =df die Eigenschaft, eine Konzeption zu sein, deren
Inhalt die intensionale Beziehung SEIN enthält, wo 
		SEIN =df die Beziehung zwischen raumzeitlichen Gegenständen
x und x1 und Mengen F, derart, daß x ein Zustand 		von x1 ist,
und x1 ist F in x. 
		Dabei gilt: x1 ist F in x =df x1-während-x ist Element von
F.

	(D2)	•sein• =df die Eigenschaft, eine Konzeption zu sein, deren
Inhalt die intensionale Beziehung SEIN enthält, wo 
		SEIN =df die Beziehung zwischen Zeiten x, Gegenständen x1
und Eigenschaften y, derart, daß gilt:
		x1 hat y während x.

Viele Grüße, 

Marie-Hélène Viguier. 

> -----Original Message-----
> From: IL-LIST [mailto:IL-LIST at LISTSERV.LINGUISTLIST.ORG] On 
> Behalf Of Andreas Nolda
> Sent: Montag, 29. November 2004 20:46
> To: IL-LIST at LISTSERV.LINGUISTLIST.ORG
> Subject: Copula meaning
> 
> Hi everybody,
> 
> here is the first posting to il-list! :-)
> 
> Although most subscribers appear to read German, there may be 
> some who don't. So for the time being, I am writing in English.
> 
> Investigating the semantics of some type of copula sentences, 
> I came across two slightly different conceptions by 
> Hans-Heinrich Lieb for the word meaning of copula verbs like 
> "to be". Take, for example, the following sentence:
> 
> (1)  John is sick.
> 
> According to Lieb (1985, 7), the intension of .be1. -- the 
> word meaning of "to be" -- is a three-place relation between 
> states x, entities x1 (corresponding to the subject 
> referent), and *sets* y (corresponding to the meaning of the 
> subject complement/the
> 'Prädikatsnomen') such that x1 *is in* y during x. So the 
> canonical proposition for (1) would run as follows ("L", "A", 
> "E", "@", and "^" 
> denote the lambda operator, the universal quantifier, the 
> existential quantifier, the element relation, and the 
> intersection operation,
> respectively):
> 
> (2)  LV V1:
>      Ax1 (Ref V1 _john_1 V x1
>           -> Ex (<x, x1, {x2 | x2 @ e.sick.
>                                     ^ reb(_sick_3, V, V1, .sick.)}>
>                    @ e.be1. ^ reb(_is_2, V, V1, .be1.)
>                  & [tense meaning]))
> 
> The minutes of the 1995/96 IL colloque (Lieb 1995/96, 29, fn. 
> 2), though, outline a different conception, according to 
> which the third place is not an extensional set, but an 
> intensional *property* y which
> x1 *has* during x. Given this revised word meaning .be1'., 
> the proposition for (1) would read instead:
> 
> (3)  LV V1:
>      Ax1 (Ref V1 _john_1 V x1
>           -> Ex (<x, x1, Lx2: x2 @ e.sick. 
>                                    ^ reb(_sick_3, V, V1, .sick.)>
>                    @ e.be1'. ^ reb(_is_2, V, V1, .be1'.)
>                  & [tense meaning]))
> 
> Now my question is: are there any empircal or theoretical 
> arguments for prefering (3) over (2)?
> 
> Andreas
> 
> References:
> 
> Lieb, Hans-Heinrich (1985). Conceptual meaning in natural language.
>     _Semiotica_ 57, 1-12.
> Lieb, Hans-Heinrich (1995/96). Integrative Sprachwissenschaft:
>     Relativsätze. Authorized minutes of a colloquium at the Freie
>     Universität Berlin in the summer semester 1995 and the winter
>     semester 1995/96.
> -- 
> Andreas Nolda      http://www2.hu-berlin.de/linguistik/institut/nolda/
> 
> Humboldt-Universität zu Berlin
> Philosophische Fakultät II
> Institut für deutsche Sprache und Linguistik
> 



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