LL-L "Orthography" 2003.10.20 (03) [German]

Lowlands-L lowlands-l at lowlands-l.net
Mon Oct 20 17:59:07 UTC 2003


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L O W L A N D S - L * 20.OCT.2003 (03) * ISSN 189-5582 * LCSN 96-4226
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From: Holger Weigelt <platt at holger-weigelt.de>
Subject: "Orthography"

Hallo, Herr Kahl !
Wie ich in einem anderen Beitrag kürzlich bereits schrieb, liegen wir mit
unseren Vorstellungen zwar in den Details der Ausführung, weit weniger aber
in den grundlegenden Gedanken auseinander.
Sie haben hier nun eine sehr umfangreiche Darstellung geliefert, in die ich
nur einige kurze Anmerkungen aus meiner - auf das ostfriesische Platt
bezogenen - Sicht einstreuen möchte:
> From: Klaus-Werner Kahl <kwkahl at bnet-ibb.de>
> Subject: Orthography
>
> Liebe Lowländer,
>
> die Diskussionen zur Schreibweise der Niedersächsischen Sprache habe ich
mit
> großem Interesse verfolgt. Hier nun ein Auszug aus einer Seminarunterlage
zu
> der von mir entwickelten und gebrauchten Schreibweise, die sich in vielen
> Schriftstücken und bereits in einigen Büchern bewährt hat. Insbesondere
die
> weiter unten aufgeführte Regel 2 wird in allen bisher geschriebenen
> Beiträgen zur Orthographie nicht beachtet und führt daher auch
zwangsläufig
> zu endlosen Diskussionen.
>
> Hier der Beitrag:
>
> Schreibweise
> Wirft man nun einen Blick auf geschriebene plattdeutsche Texte, so stellt
> man verwundert eine Vielzahl verschiedener Schreibweisen fest. Eine der
> wesentlichen Ursachen dafür liegt in dem Fehlen allgemein anerkannter
> Regeln, was zur Aussage führt: "Man kann Plattdeutsch schreiben wie man
> will!" Natürlich schreibt nicht jeder wie er will, sondern er bedient sich
> bekannter Muster und ergänzt diese durch begründete Regeln. Dem Leser
stellt
> sich dies jedoch immer wieder als verwirrend dar, muß er sich doch jeweils
> an das vom Autor vorgegebene Schriftmuster gewöhnen; er muß sich erst
einmal
> einlesen. Hilfreich insbesondere für den Leser ist eine einheitliche
> Rechtschreibung. Wie eine solche aussehen könnte zeigt der aus Bevergern
> stammende Prof. Anton Hilckman in seiner Schrift "Sollen die
niederdeutschen
> Dialekte sterben?" mit vier grundsätzliche Möglichkeiten zur Schreibung
von
> gedehnt- und kurzgesprochenen Selbstlauten auf:
>
> *       Die Übernahme der hochdeutschen Orthographie,
> *       Die einfache Schreibung kurz gesprochener Vokale und die
konsequente
> Selbstverdopplung bei gedehnt gesprochenen Vokalen wie in der
> niederländischen Orthographie,
> *       Die konsequent lang gesprochenen einzelnen Selbstlaute in einer
> geschlossenen Silbe und
> *       Die Übernahme der ostfriesischen Orthographie.
> *
> *       Zusätzlich besteht auch noch die Möglichkeit,
> *
> *       Wörter mit Hilfe zusätzlicher Schriftzeichen wiederzugeben.
>
> Für jede dieser Möglichkeiten gibt es ein Für und Wider, das im folgenden
im
> grob aufgezeigt werden soll.
> Für die konsequente Übernahme der hochdeutschen Orthographie führen die
> Befürworter an, dem Leser die Lektüre des Plattdeutschen leichter zu
machen.
> Dagegen spricht die Tatsache, daß die Schreibweise der hochdeutschen
Sprache
> von Konrad Duden nicht nach phonetischen Gesichtspunkten festgelegt,
sondern
> für jedes Wort ein unveränderlicher Wortstamm postuliert wurde. Dies ist
> bisher für das Plattdeutsch nicht erfolgt und erscheint aufgrund der
vielen
> regionalen Dialekte auch nicht möglich. Wie sollte z.B. der Wortstamm für
> gehen aussehen: gaon - gaun oder gaan? Die Folge davon ist, daß es in der
> plattdeutschen Literatur verschiedene Schreibweisen für das gleich
> ausgesprochene Wort gibt, z.B. für Haus die Schreibweisen Hus, Huus oder
> auch Hues. Besonders bei Wörtern in Einzahl und Mehrzahl macht sich das
> Fehlen eines "Duden" stark bemerkbar. So verwendet man häufig für Korb die
> plattdeutsche Schreibweise Kuorf, in der Mehrzahl dagegen findet man fast
> immer die Schreibweise Küörwe. Dies widerspricht der strengen Regel des
> unveränderlichen Wortstammes aus dem Hochdeutschen völlig!
> Die einfache Schreibung kurz gesprochener Vokale und die konsequente
> Selbstlautverdopplung in geschlossenen Silben, wie sie in der
> Niederländischen Orthographie verwendet wird, macht die Aussprache
> eindeutig, hat aber den Nachteil, daß das Schriftbild dem Hochdeutschen
> durchaus widersprechen kann. So schreibt sich der Mann als Man, der Wal
dann
> als Waal.
> Schreibt man gedehnt gesprochene Selbstlaute einfach, erfordert dies bei
> kurz gesprochenen Selbstlauten eine Verdopplung des nachfolgenden
Mitlautes.
> Diese im Hochdeutschen oft angewendete und daher vertraute erscheinende
> Regel findet aber bei weitem nicht immer ihre Anwendung, wie z.B. bei mit,
> das, Kind, oder in auslautenden Silben.
> Die Übernahme der ostfriesischen Schreibweise ist eindeutig, aber in
unserem
> Raum weitestgehend unbekannt. Zudem erfordern lang gesprochene Selbstlaute
> ein für uns ungewohntes Circumflex über den Selbstlauten, z.B. bei Hûs für
> Haus.

Der Circumflex steht allerdings für den überlängten Laut, d.h. "hûs" ist
dann eine Pluralform zu "hūs".
Weil ich grundsätzlich die Regel beachte, dass jeder Buchstabe nur ein
diakritisches Zeichen tragen darf, ergibt sich eine unterschiedliche
Behandlung für Laute, die mit "blanken" Buchstaben geschrieben werden und
solche, deren Buchstabenzeichen bereits ein diakritisches Zeichen trägt
(ä,ö,ü). Hier könnte man natürlich angleichen und festlegen, dass die langen
Laute grundsätzlich durch Verdoppelung des Zeichens darzustellen seien und
entsprechend die überlängten Formen durch Verdoppelung plus -e- (z.B.: a /
aa / aae). Für mich wäre das akzeptabel, ergäbe aber mitunter recht
befremdlich wirkende Wortungetüme und besonders das überlängte -e- wäre ein
Problemfall (dat lêğ land / dat leeeğ land).

> Die weitere Variante der Schreibweise mit zusätzlichen Sonderzeichen -
etwa
> der internationalen Lautschrift - bietet sicherlich den Vorteil eindeutig
zu
> sein, ist aber wohl wegen der vielen neuen und ungeübten Zeichen die am
> wenigsten für fließende Texte akzeptable Alternative.
>

Ich glaube nicht, dass die Gewöhnung an neue Zeichen das wirkliche Problem
darstellt - das schaffen ja Menschen, die Fremdsprachen erlernen auch
relativ schnell. Das ist dann mehr eine Frage der Gewöhnungsbereitschaft -
ist Niederdeutsch nun eine Sprache oder doch eben nur ein Ableger des
Deutschen, dem keine eigene Schriftform zusteht ?.
Zusätzliche Zeichen sollten aber zurückhaltend eingesetzt werden und
insofern verbietet sich eher die Anlehnung an die int. Lautschrift (ich habe
an anderer Stelle einmal erläutert, inwieviel einfacher es wäre, eine
Orthographie für ostfr. Platt zu entwerfen, wenn dies z. B. für
wissenschaftliche Zwecke geschehen sollte und keine Einschränkungen
hinsichtlich der verwendbaren Zeichen zu beachten gäbe - man könnte z.B. für
die beiden ö-Laute ø und œ einsetzen, die dann für die lange oder überlängte
Form ein Makron oder Circumflex bekommen könnten was viel eleganter wäre als
die derzeitige Lösung öö/ööe - ö/öe).

> Natürlich ist es mit der Behandlung von kurz- und langgesprochenen Vokalen
> allein noch nicht getan! Wie allein das Beispiel Kuorf - Küörwe zeigt,
sind
> weitere Festlegungen erforderlich. Mit dem Anspruch, die plattdeutsche
> Orthographie so einfach wie möglich zu machen, auf Ausnahmen gänzlich zu
> verzichten und dennoch den gewohnten Bezug zur hochdeutschen Sprache nicht
> zu verlieren, wurden die folgenden Schreibregeln entwickelt.
>
> 1       Es gilt die Großschreibung für Wörter am Satzanfang sowie für
> Hauptwörter und persönliche Anreden.
> Diese Regel entstammt dem Hochdeutschen und bietet sich wegen des
gewohnten
> Schriftbildes anstelle der generellen Kleinschreibung an. Sprachlich gibt
es
> dafür allerdings keine Notwendigkeit.
>
> 2       Ausgangspunkt ist die gesprochene Silbe. Ändern sich die
> Silbengrenzen, ändert sich auch die Schreibweise.
> Im Hochdeutschen findet diese Regel keine Anwendung. Im Plattdeutschen
> dagegen kommt dieser Regel eine elementare Bedeutung zu wie die Beispiele:
> Baan = Bahn   Ba nen = Bahnen statt Baa·nen; Schien = Schein   Schi ne =
> Scheine statt Schie·ne; Pin = Stift   Pin ne = Stifte; plat = flach
> plat te = flache zeigen.
>

Hier gilt für das ostfr. Platt: Wo ein Konsonant zum Silbengelenk wird, ist
die Verdoppelung des Zeichens insofern sinnreich als der Laut nunmehr beiden
Silben zugehört. Stellt er kein Silbengelenk dar, bleibt das Zeichen
einfach. Es besteht kein Zusammenhang zwischen Vokallänge und
Konsonantenschreibung.
In vielen Fällen ist die Singularform von Substantiven einsilbig, die
Pluralform dagegen zweisilbig wobei sich die Vokallänge ändert, was auch in
der Orthographie zum Ausdruck kommt (buer / buren; kât / katten; bieğ /
biggen; muet / mutten; boer / boren; dööer / döören usw.)

> 3       Der Wortstamm wird berücksichtigt.
> Hier wird Anleihe an der hochdeutschen Orthographie und damit dem Ansinnen
> von Konrad Duden genommen, die Wiedererkennbarkeit eines Begriffes in
seinen
> verschiedenen Beugungsformen zu gewährleisten. Diese auf den ersten Blick
> einfach erscheinende Forderung entpuppt sich in vielen Fällen als durchaus
> schwierig, wie die Beispiele Kuorw = Korb statt Kuorf   K ör·we = Körbe;

Im ostfr. Platt: köerw / körwen

> Kring = Kreis statt Krink   Krin ge = Kreise zeigen.

Im ostfr. Platt: kring [krIN]/ kringen
>
> 4       Worttrennungen erfolgen stets am Silbenende.
> Diese Regelung hat inzwischen auch konsequent Einzug in die sogenannte
neue
> deutsche Rechtschreibung gefunden, wie bei der Trennung des st. Ein
Beispiel
> aus dem Plattdeutschen ist das Wort Püüs·ter = Gewehr.
>
> 5       Das Dehnungs-e wird nur beim Selbstlaut i geschrieben, um
> Verwechslungen mit dem Umlaut ü bei handgeschriebenen Schriftstücken zu
> vermeiden.
> Auch diese Regel findet in der hochdeutschen Sprache ihre Anwendung.
> Beispiele aus dem Plattdeutschen sind: Wien = Wein; mien = mein; liek =
> gleich.

Das Dehnungs-e für den einfach langen Laut lässt sich im ostfr. Platt nicht
einsetzen - es bleibt der Kennzeichnung des überdehnten Lautes vorbehalten.
Der Grund hierfür liegt darin, dass zu unterscheiden ist zwischen zwei
Lautgruppen wie z.B.:  ī [i:]/ î  und i [I]/ ie [I:]oder üü [y:]/ üüe und ü
[Y]/ üe[Y:]. Die jeweils zweitgenannte kommt im Deutschen nicht als lange
Lautform vor und wird häufig als Diphtong fehlgedeutet.

>
> 6       Das Dehnungs-h wird nicht verwendet.
> In der hochdeutschen Orthographie findet das Dehnungs-h eine weite
> Verbreitung, obwohl es überflüssig sein müßte, wenn doch einzeln
> geschriebene Selbstlaute die gedehnte Aussprache kennzeichnen. Der Wal
wird
> ohne, die Wahl mit dem h geschrieben, wohl nur um die Begriffe im
> Schriftbild eindeutig zu unterscheiden. Phonetisch hat es überhaupt keine
> Bedeutung, man hört es nicht! Daher kann darauf völlig verzichtet werden.
>
> 7       Lang gesprochene Selbst- und Umlaute werden am Silbenende einfach
> geschrieben.
> Im Hochdeutschen gibt es Beispiele dafür, nicht nur kurz gesprochene,
> sondern auch lang gesprochene Selbstlaute einfach, doppelt oder mit einem
> Dehnungs-e bzw. -h zu schreiben, beispielsweise zu, du oder Vieh, Tee,
Kuh.
> Im Plattdeutschen stellt sich das viel einfacher dar, wie die Beispiele Ve
=
> Vieh; to = zu; mi = mir; sü = siehe zeigen.
>
Da wäre aber nach meinem Dafürhalten Einheitlichkeit sinnvoll, d.h. nicht
einmal lange Laute durch doppelte Buchstaben und dann wieder nur durch
einfache darzustellen sondern die unterschiedliche Schreibung für die
verschiedenen Längen konsequent durchzuhalten - was ja auch das Regelwerk
vereinfacht.

> 8       Lang gesprochene Selbst- und Umlaute werden in geschlossenen
Silben
> und am Silbenanfang verdoppelt.
> Hierfür gibt es in der hochdeutschen Orthographie genügend gleiche
> Beispiele, wie bei Haar oder Aal. Eine Ausnahmeregel im Hochdeutschen
> verbietet jedoch die Verdopplung von Umlauten. Deshalb gibt es zwar das
> Haar, aber das Härchen, den Aal, aber das Äl·chen. Hier verstößt diese
> Schreibweise sogar gegen die fundamentale Forderung des unveränderlichen
> Wortstammes! Solche Ausnahmen erübrigen sich im Plattdeutschen, wie die
> Beispiele Muul = Maul, uut = aus oder gään = gern zeigen.
>
> 9       Allein gesprochene Selbst- und Umlaute werden einfach geschrieben.
> Diese Regel findet auch im Hochdeutschen ihre Anwendung, auch wenn
aufgrund
> des unveränderlichen Wortstammes wie beim Wort aa·sen keine absolute
> Konsequenz erkennbar wird. Anders im Plattdeutschen, wo aus der Uul die
> U·len werden und ansonsten geschrieben wird: A·pe = Affe; a·wat = ach was.

Für ostfr. Platt s.o.: ûl / ūlen, óep / ópen

> Damit sind Silbentrennungen auch immer eindeutig erkennbar wie bei wi·er =
> wieder.

wēr

>
> 10      Kurz gesprochene Selbst- und Umlaute werden einfach geschrieben;
> daher erübrigt sich die Mitlautverdopplung am Silbenende.

s.o. Die Lautlänge des Vokals wird allein durch dessen Zeichen dargestellt,
nicht aber durch die Schreibung des Folgekonsonanten determiniert.

> Beispiele für die inkonsequente Anwendung der hochdeutschen Schreibregeln
> mit der Forderung nach einer Mitlautverdopplung fanden bereits Erwähnung
bei
> den Worten mit oder das. Bei der Schreibung der plattdeutschen Sprache
sind
> Ausnahmen nicht erforderlich, wie die Worte Ülk = Iltis, of = ob und düt =
> dies zeigen.
>
Da findet sich dann im Verhältnis des Ostfr. Platt zu anderen
niederdeutschen Mundarten schon ein grundsätzlicher Unterschied: Eine
Konsonantenverdoppelung zur Kennzeichnung der Vokalkürze verbietet sich beim
Iltis schon deshalb, weil der ü-Laut lang ist (üelk / ülken). Vergleichbar
finden sich viele Wörter, die in anderen niederd. Mundarten kurze, im ostfr.
Platt aber lange Vokale aufweisen.

> 11      Das gequetschte e wird durch ein e mit einem Trema ausgedrückt.
> Eine Besonderheit im Plattdeutschen stellt das gequetschte e dar, welches
> sich sprachlich gravierend vom üblichen e unterscheidet wie z.B. in guët =
> gut oder Rië·kel = männlicher Hund. Daher hat es als einziges
Sonderzeichen
> im Vergleich zur bekannten hochdeutschen Schreibung  seine Berechtigung.
>
Für das "gequetschte" -e- (Schwa) bedarf es im ostfr. Platt keines
gesonderten Zeichens sofern nicht zu verdeutlichen ist, dass es sich bei
einer Kombination mit anderen Vokalen nicht um eine Überlängungsform handelt
(was aber häufig auch verzichtbar ist weil diese Beziehung dem Leser bekannt
ist - man kann deshalb durchaus Auerk [Aurich] schreiben anstelle von Auërk
obwohl ~aue~ der überlängte -au-Diphtong ist).
Im Falle von guët vermute ich allerdings [U:] anstelle von [U@] - ostfr.
Platt wäre es "gaud".

> 12      Eine Mitlautverdopplung innerhalb einer Silbe gibt es nicht.
> Häufig fand das Wort bekannt schon Verwendung in den vorangegangenen
Zeilen,
> bei dem die Mitlautverdopplung aufgrund der Regel des unveränderlichen
> Vorstammes notwendig ist, aber nicht am Silbenende, sondern mitten in der
> Silbe steht. Solches entfällt für die plattdeutsche Sprache, da es bei
> Beachtung der vorangegangenen Regeln absolut überflüssig ist.
>
> Während zur richtigen Schreibung des Hochdeutschen im Grunde genommen die
> Schreibweise des jeweiligen Wortstammes bekannt sein muß, oder aber alle
> Regeln, insbesondere auch die vielen Ausnahmeregeln, beherrscht sein
müssen,
> läßt sich der plattdeutsche Wortschatz mit den zuvor genannten zwölf
> vergleichsweise einfachen Regeln ausnahmslos eindeutig und richtig
> schreiben.
>Wie das geschriebene Wort aussieht, hängt nicht von der Wahl der
> Regeln ab, da sie alle gleichzeitig gelten (keine Regel widerspricht einer
> anderen), sondern einzig vom Wortstamm und der Aussprache. Damit lassen
sich
> alle Dialekte (nicht nur der plattdeutschen Sprache) eindeutig schreiben
und
> vor allem auch eindeutig lesen! Der Weg zu einer einheitlichen
> plattdeutschen Schriftsprache ist damit geebnet!
> Erstmals findet die hier vorgestellte Orthographie ihre konsequente
> Anwendung im "Wörterbuch des Münsterländer Platt". Auch die Internetseiten
> www.plattdeutsch.net sind im plattdeutschen Teil durchweg hiermit verfaßt.
>
> Guëtgaon! Alles Gute! All the Best!
>
> Klaus-Werner Kahl
>
> www.plattdeutsch.net
>
Die Regeln für die von mir verwendete Schreibweise für das ostfriesische
Platt:
I. Voraussetzungen und allgemeine Regeln:
1. Einem Laut entspricht nur jeweils ein orthographisches Zeichen
(Graphem) - ein einzelner Buchstabe oder eine feste Buchstabenkombination,
z.B.: -ch-.
2. Die Längenverhältnisse der Vokale werden allein über deren
orthographisches Zeichen dargestellt, nicht durch die umgebenden
Konsonanten.
3. Für bestimmte Laute (ä,ö,ü) und zur Kenntlichmachung der Längen von
Vokalen werden diakritische Zeichen verwendet.
4. Kein Buchstabe darf gleichzeitig mehrere diakritische Zeichen tragen,
Längenverhältnisse von Vokalen mit diakritischem Zeichen sind durch
Doppelsetzung für den langen und Doppelsetzung+e für den überlängten Laut
darzustellen.
5. Konsonanten werden nur einfach geschrieben sofern sie nicht ein aktives
Silbengelenk darstellen.
6. Vorgesehen ist generelle Kleinschreibung. Große Anfangsbuchstaben sind
dann nur am Satzanfang sowie bei Eigennamen zu verwenden.
II. Spezielle Regeln - Konsonanten:
1. Die Konsonanten b, d, f, g, h, j, k, l, m, n, p, r, s, t, w behalten
ihren bekannten Lautwert, der im Wesentlichen auch dem des Deutschen
entspricht wobei -s- sowohl den stimmhaften [z] wie auch den stimmlosen [s]
Laut bezeichnet.
2. Zusätzlich erscheint mit -ğ- ein Zeichen für den g-Frikativlaut.
3. Der Buchstabe -v- findet Einsatz in Fällen, in denen individuell oder
lokal die Aussprache zwischen -w- und -b- wechselt bzw. unbestimmt bleibt.
4. Der Buchstabe -z- bezeichnet in speziellen Fällen den stimmhaften s-Laut,
findet sich ansonsten aber nur in der Verbindung -zj- (zjanēwer = Schnaps,
Genever).
5. Der Buchstabe -x- entfällt, dem zugeordneten Lautwert entspricht -ks-.
Vergleichbar gilt für bisher am deutschen Lautwert orientiertes -z- die
Entsprechung -ts-.
6. Der Buchstabe -y- bezeichnet keinen Konsonanten.
III. Spezielle Regeln - Vokale:
Das ostfriesische Platt unterscheidet bei Vokalen und Diphtongen drei
unterschiedliche Längenverhältnisse, die in zusammengehörigen Gruppen von
zwei oder drei Werten auftreten.
1. Bei Vokalen deren Grundbuchstabe kein diakritisches Zeichen trägt,
erfolgt die Unterscheidung der Längen wie folgt: kurzer Vokal = einfacher
Buchstabe, langer Vokal = Buchstabe mit Makron (Längenstrich), überlängter
Vokal = Buchstabe mit accent circonflexe.
2. Bei Vokalen deren Grundbuchstabe ein diakritisches Zeichen trägt erfolgt
die Kennzeichnung der Länge wie folgt: kurzer Vokal = einfach, langer Vokal
doppelt gesetzter Buchstabe, überlängter Vokal = doppelt gesetzter Buchstabe
plus -e-.
3. Das ostfr. Platt kennt einige Vokalphoneme, die im Deutschen nicht
vorkommen. Um hierfür nicht eigene Zeichen einführen zu müssen, bezeichnen
wir hier den kurzen Vokal mit dem einfachen Zeichen, den überlängten mit dem
Buchstaben plus -e- (das funktioniert weil es keine Überschneidungen
zwischen den Gruppen gibt, z.B.:
üü [y:] / üüe [´y:`y] ; ü [Y] / üe [Y:] oder [Y:`Y].
4. Der grammatisch bedingte Längenwechsel der Vokale ist in der Orthographie
repräsentiert (Beispiel: buer / buren; dat hūs is rōd / dat rôd hūs ).
5. Als einzig neuer Buchstabe erscheint -æ-.
6. Einzige Ausnahme (Inkonsequenz) ist die Schreibweise -a- für die kurze
Form des Lautes -ó-, die insofern gerechtfertigt erscheint, als sie das
bekannte Wortbild z.B. vieler Namen unverändert lässt und ohnehin nur in
ganz bestimmten - bekannten - Positionen vorkommt.
Alternativ bestünde die Möglichkeit, die Schreibweise an die sonstigen
Regeln anzugleichen und ó / óó / óóe zu schreiben oder wie von anderer Seite
alternativ vorgeschlagen: å / åå / ååe.

Mit besten Grüßen
Holger

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From: R. F. Hahn <sassisch at yahoo.com>
Subject: Orthography

Holger:

> Für mich wäre das akzeptabel, ergäbe aber mitunter recht
> befremdlich wirkende Wortungetüme und besonders das überlängte -e- wäre
ein
> Problemfall (dat lêğ land / dat leeeğ land).

Hierfür gibt es bereits eine meiner Meinung nach befriedengende
konventionelle Lösung, die keine "Sonder"-Zeichen erfordert: ein Apostroph
nach der betroffenen Silbe, das für ein "weggefallenes" _-e_ steht (das auch
als Schwa bezeichnet warden kann), das in einigen Mundarten weiterbesteht.
Es handelt sich hier um den sogenannten "Schleifton" oder die sogenannte
"Überlänge", die entstehen, wo eine folgende Silbe mit _-e_ "weggefallen"
ist und seine Länge der bleibenden, somit nun letzten, "überlangen" Silbe
zugeteilt wird (in welchem Fall die Auslautverhärtung nicht stattfinden
kann).  Also /huuz/ -> _Huus_ [hu:s] 'Haus' = /hüüz+e/ [hy:ze] > /hüüüz/
[hy:.z] (nicht *[hy:s]) oder /huuz+e/ _Huse_ > /huuuz/ [hu:.z] (nicht
*[hu:s]) 'Häuser'; /leige/ _lege_ [le.IGe] > /leeig/ _leeg'_ [le:IG] (nicht
*[le.IC]) 'niedrig'.  In der Neuhanseatischen Sschreibweise stelle ich diese
teilweise der Konvention folgend als _huus_ = _hüys'_ ~ _huus'_ und _leyg'_
respektive dar.  Das Gute an dieser Lösung ist meiner Meinung nach, dass sie
besser mit jenen Mundarten harmoniert, in denen das _-e_ erhalten blieb
(also _hüyse_ ~ _huse_ und _leyge_ respektive).

Gruß,
Reinhard/Ron

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