LL-L "Attitudes" 2006.02.16 (01) [LS/German]

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Thu Feb 16 17:18:01 UTC 2006


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16 February 2006 * Volume 01
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From: jonny <jonny.meibohm at arcor.de>
Subject: LL-L "Lexicon" 2006.02.14 (02) [D/E/LS/German]

Leyve Reynhard,

Du schreyvst:

> Us ünnerscheydlich dinken
> bruukt nich partu beduyden dat wy eynanner vynden syn moett.  Tou minst
> dou
> ik so dinken.
Ik byn nymms syn vynd, de verscheyden van my dinken or schryven deyt. Wenn 
ik mitynner argerlik waar, is dat noch lang keyn vyndschapp, man faken byn 
ik denn meyrst hoelp-lous, mit piin in dennen liiv. Mit de vynden houl ik 
dat leyver as de Poolschen: "Tausend schlechte Freunde sind besser als ein 
guter Feind" ;-)!
Avv un' an waard dat meyr as klor, woneem de ynnerscheyden sitten dout.

Lass' mich auf Hochdeutsch weitermachen, damit auch Heiko alles versteht.

Mir ging gerade mal durch den Kopf, von welch unterschiedlicher Warte wir 
uns mit Niederdeutsch befassen. Welch eine Versammlung der Extreme!

Heiko, der Visionär,  hat eine Nische gefunden, in der er seine sprachlichen 
Interessen und Begabungen verbinden kann mit seinen technischen Vorlieben. 
Außerdem schwebt ihm vielleicht auch eine gewisse Unsterblichkeit vor, die 
er durch den macht- und zielbewussten Einsatz elektron. Medien erringen 
könnte.

Reinhard, der als Meister seine Zauberlehrlinge zu versammeln versteht, 
liebt Sprachen an sich, spielt gern ein wenig (selbstverliebt?? ;-)) an und 
mit ihnen herum. Zuweilen wundert er sich dann jedoch, wenn seine Lehrlinge 
mit dem durch ihn erlangten Halbwissen ebenfalls zu experimentieren 
beginnen- und dabei kommt natürlich manchmal die ansonsten stille 
Gelehrtenstube in ungewohnten Aufruhr ;-).

Anders jedoch bei mir, dem querköpfigen, über-reagierenden H*e*ftling: 
Niedersächsisch war und ist für mich kein Luxusgut, kein Spielzeug, sondern 
a priori Mittel zur Kommunikation.

Natürlich kann wohl fast jeder Deutsche  Hochdeutsch und jeder Niederländer 
Niederländisch so gut sprechen, dass man sich in dieser Amts-Sprache bequem 
verständigen könnte.
Aber- "versteht" man sich deshalb auch? Hat man Zugang zueinander, zu den 
regionalen Eigenheiten und Mentalitäten? Für mich lautet die Antwort klar: 
Nein! Zu bestimmten Ebenen des Verstehens gelangt man nur, wenn man sich 
(auch sprachlich) auf das selbe, gemeinschaftliche Niveau begibt.

Ein Intellektueller wird sich bei einer Rede zu sogenannten 'einfachen' 
Menschen bemühen müssen, sich sprachlich und gedanklich in seine Zuhörer 
hinein zu versetzen, sich anzupassen. Sonst "versteht" ihn niemand. Er 
bleibt 'abgehoben'. So geschaffene soziale Schranken verhindern Nähe.

Muss ich Euch das wirklich aufzeigen?? Muss ich Euch auch erklären, wie 
schwierig es oftmals ist, diese Schranken zu überwinden?

Vergleichbar erging es mir als Kind: wollte ich von meinen Mitmenschen etwas 
lernen oder einfach nur dazu gehören, musste ich mich ihrem System und ihrer 
Sprache anpassen.

Später, in der Lehrzeit, auf einem großen Betrieb, sprachen alle 
Niedersächsisch- zur Kommunikation im täglichen Ablauf, aber auch als 
Gemeinschaft, als Insassen ein- und desselben Bootes.
Jemandem, der ihrer Sprache nicht mächtig war, hätte man aus gutem Grunde 
nie die Ruderpinne anvertraut. Recht so!(*)

Heute habe ich immer noch viele Menschen um mich herum, die ich seit 
Kindertagen kenne und mit denen ich praktisch noch nie ein einziges Wort 
Hochdeutsch gesprochen habe. Ich gehöre zu ihrer Gemeinschaft, weil ich mich 
um ihr Vertrauen bemühe, und Vertrauen ist nichts anderes als eine 
Sonderform von Verständnis.

Ich lebe eben nicht in der Anonymität urbaner Strukturen, sondern auf dem 
flachen Lande, mit einem (intakten?) Sozialsystem, dessen Gesetzen man sich 
auch in unseren Tagen noch  mehr oder weniger anpassen muss- oder man fliegt 
'raus.

Ich wiederhole: ein sehr wichtiger Schlüssel zur Teilhaberschaft an diesem 
System ist hier eben die Individualität der Sprache- der regionale 
Gemeinschaftsdialekt. Er beseitigt wie kaum etwas Anderes soziale Hürden, 
auch zwischen Menschen, die sich gar nicht kennen: bereits wenige Sätzen, 
die die verbindende Mundart erkennen lassen, reichen dafür aus.

Davon unberührt bleibt aber die Tatsache, dass JEDER Neddersakse oder 
Neddersasse mit einem Bonus beginnt, wenn er zeigt, dass er zur 
'Großfamilie' dazugehört. Die Unterschiede werden schnell respektiert und 
dann in Gemeinsamkeiten verwandelt.

Doch- auch der bemühte Lerner erhält diesen Bonus und ist ebenfalls 
willkommen. Man wird ihm Geduld, Verständnis und Hilfe entgegenbringen, man 
wird seine sprachlichen Bemühungen sofort auch als einen Willen erkennen, 
die Regeln und Eigenheiten, das Spezielle dieser Gemeinschaft zu achten.

Aus dieser persönlichen Situation heraus möge man meine zuweilen heftigen 
Attacken gegen Verwässerung und krampfig-unnütze Veränderung der 
niedersächsischen/-saksischen Dialekte (aller!!) sehen. Nach meinem 
Verständnis wird nichts wirklich besser- zuviel artifizieller Ballast macht 
aus einer über die Jahrhunderte vorwiegend zur Sprechsprache gewordenen 
dialektalen Sprachenfamilie letztlich doch nie und nimmer ein geeignetes 
Medium für Astrophysik oder Globalökonomie.

Greutens/Regards

Johannes "Jonny" Meibohm

(*)Hierzu fällt mir gerade ein interessantes Beispiel ein; gehört aber in 
die Rubrik "Etymology" und damit in eine andere Mail, die ich extra schicken 
werde.

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From: R. F. Hahn <sassisch at yahoo.com>
Subject: Attitudes

Wees' bedankt, leyve Jonny.

My dücht, "Hoog" is nich noydig, wyl dat us Heiko un 'n barg annere luyd' us 
"Plat" sachs goud verstaan kan, tou minst so üm un by.

Wat Du vun snakst un wouans Du dat dayst, daar kan ik in 't geheyl nich 
oever wroygeln (or "gnutsen," as wy dat in Hamborg segt)  [ofschoonst dat 
mit "selbstverliebt" na myn dinken 'n beten oever de kant was ;-) ].  Dat is 
heyl un deyl waar un rejell in 'n tydlosen sin, or in 'n "orginalen" sin, un 
dat weyr man schoyn wen dat in mennig eyn gemeyn noch lang so blyven kun.

Man wy gaat upstünds dörch 'n slag kommunikatschoons-revoluutschoon up d'n 
stand vun 't ervinden vun 't schryven un vun Gutenberg syn aard boukdruk. 
Un dat gayt veel, veel gauer.  'n Barg minschen hebt dat noch nich heyl un 
deyl begrepen, wat dat beduyden dayt.  Voer mennig eyn "lütte" spraak dayt 
dat 'n asige appokalüps beduyden -- "sink or swim".  Voer dey, dey swimmen 
kan, kan dat 'n basige schangs wesen.  'n Barg "lütte" spraakgemeynen hebt 
beslaten dat swimmen, dat oever water blyven, tou minst tou versoyken.  De 
prys is dat sey dörch de neymoodsche technology starker warden koent, 
starker nich bloots in jüm er eygenen kringen man ook wyl dat sey nu in de 
heyle welt bekant wardt un up dey wys' 'n aard polytsch schulen hebt.  In 
verledene tyden keyr sik keyn aas an wen 'n "lütte" spraak- or kultuurgemeyn 
trytst un dood maakt woyrd', wyl dat keyn aas buten jüm er lannen wat vun de 
daar gemeynen wüss.

So, nu heytt dat "Sink or swim!"  Tou huus' achter d'n aven sitten, mit 
Kuddel achter d'n dyk by 't angeln "Plat" snakken, by koem un beer 's avends 
up "Plat" saken vun verledene tyden vertellen  ...  Dat is schoyn un goud. 
Man wen 't daar by blyven dayt, den beduydt dat "sink".  Ja, dat givt 
minschen (so as us Gabriele), dey stimt voer d'n stillen, lysen dood.  Dat 
kan ik respekteren.  Dat givt den up de annere syd wedder minschen, dey wült 
"proactive" syn, un sey dout sik so voer dat swimmen af-ryten, as sey dat 
wült un as jüm dat as goud dücht.  Dat kan ik lyk so respekteren.  Man by 't 
voeruut-swimmen mutst wat vun 't ampeln, sputern un vlutschen verstaan. 
Anners is dat niks as 'n leevloos dümpeln un driften.  By 't swimmen hebt al 
de leden vun d'n lyv jüm er rullen tou spelen, un sey moett jüm spelen --  
tousamen.  Dey eyn bringt d'n lyv voer uut, un dey annere höldt de richt, 
dat de lyv nich uut de keyr kümt.  By 't wannern up de landstraat mutst ook 
wyd na voern tou un ook up de plaastersteynen voer de voyt kyken.  Anners 
kümst uut dey keyr or valst up de nees'.

Dat begrootsnuten hölpt niks.  Up-bouen is 'n veel asiger rackern as dat 
tounicht-maken.  Lyk so is dat na myn verscheel nich rejell tou seggen: "Du 
hoyrst nich mit daar tou, un myn weten, myn verstaan un myn leyv' sünd al so 
grötter un belangryker as dyn."

Kumpelmenten,
Reinhard/Ron 

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