LL-L "Traditions" 2009.05.23 (01) [DE]

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Sat May 23 21:32:47 UTC 2009


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L O W L A N D S - L - 23 May 2009 - Volume 01
Encoding: Unicode (UTF-08)
Language Codes: lowlands-l.net/codes.php
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From: "Hannelore Hinz" <hannehinz at t-online.de>
Subject: Spiel der Dorfjugend

Und wieder Hallo liebe Freunde!

*Kuhlsoeg'*
Gelegentlich findet man in niederdeutscher Literatur das Wort *Kuhlsoeg',
Kulsoeg', Kulsäg'.** Kuhl : Kuhle, Soeg' : Sau,* in Verbindung folgender
Redensart *ick lat nich mit  mi Kuhlsoeg' spälen,* jem. zum Narren haben REUT.
Wie kam es zu diesem Wort.
Fritz Reuter schrieb *eine bestimmte Art Marmelspiel. **Marmel: *Spielkugel
der Kinder aus Stein, Ton oder Glas, ursprünglich aus Marmor. Syn.: Knull,
Murmel, Picker, Schöttel.
*Kuhlsoeg':* Ein Spiel der männlichen Dorfjugend, bei denen eine Holzkugel,
ein längliches Holzstück, auch ein Stein oder eine Kuhklaue *(Peksch)* in
ein Loch getrieben wird. Der Name Kuhlsoeg' gilt im ganzen Lande, daneben
ist *Swinhäuden *oder *Swindriben* weit verbreitet, selten begegnen *Gris'
Soeg', Soegendriben, Kalümp, Kolum,Kolumbus, Rührrüm, Pulte Grütt,
Klüterspill *und (ich staune)
*Boßel *SCHÖ.
Beschreibung des Spiels: auf einem freien Platz wird ein größeres Loch
(Kuhle) gemacht, etwa wie eine große Waschschüssel. Danach in einem Kreise
von etwa 10 m Durchmesser um* de Kuhl* herum in möglichst gleichem Abstande
kleine Löcher (Kuhlen), etwa 1/4 von der
Größe der Mittelkuhle, und zwar eins weniger als Spieler vorhanden sind.
Spielbeginn: Alle Spieler setzen ihre Stöcke, derbe unten gebogene
Knüppel *Driwstock,
Kül, Prangel, Kulenknüppel *u.a.) in den Kessel,
*de Soeg'* dazwischen, und gehen, indem sie mit ihren Knüppeln in dem Kessel
rühren, unter meist dreimaligem Absingen eines Liedes (es gibt mehrere
Fassungen ) um diesen herum.* Kolümp Kolümp, dat Fleisch is gor, de Kohl dee
kaakt noch nägen Johr. Kolümp!*  oder* Kugel Kugel lümp, Kätel vull Klümp,
Kätel vull Backbeern mag uns' gris' Soeg' geern.*
Dann ruft ein vorher dazu bestimmter Mitspieler mit ungleichen Pausen *ein
twei drei*; auf *drei *oder ein folgendes *tau Lock* oder *Kolümp* laufen
alle an den Feldrand und suchen ihren Stock in ein Loch des Umkreises zu
stecken. Wer keins mehr frei findet, wird Treiber (*Soeg'driwer*) und hütet
nun seine *Soeg'*, die vorher ins Feld hinausgeschlagen war, in die große
Mittelkuhle hinein. Dies verhindern die Mitspieler mit ihren Stöcken, wobei
sie sich in acht nehmen müssen, dass nicht der *Swinshäuder *ihre Kuhle
besetzt. Wem dies geschieht, der muß dessen Stelle einnehmen. Das Spiel
endet, wenn der Ball in den Kessel (große Mittelkuhle) gelangt.
Noch eine Redensart: die Katze *spält Kuhlsoeg' mit de Mus.*
Literatur: Wossidlo/Teuchert  Mecklenburgisches Wörterbuch

Kein Bang nich, ick spälte hier kein Kuhlsoeg mit jug.

Hartlich Gräuten.
Hanne

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