LL-L "Phonology" 2011.05.25 (03) [DE-NDS]

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Wed May 25 20:30:49 UTC 2011


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L O W L A N D S - L - 24 May 2011 - Volume 03
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From: Marcus Buck list at marcusbuck.org <list at marcusbuck.org>
Subject: LL-L "Phonology" 2011.05.25 (02) [DE-NDS]

 From: Joachim <Osnabryg+Lowlands at googlemail.com> <list at marcusbuck.org>

Egal, ob mir deine Antwort gefällt oder nicht: wenn ich mich schon aus dem
Plattdeutschen verabschiede, würde ich gern klüger als vorher sein.

Ik weet nu nich, wat du wullt. Ik heff dor nix von seggt, dat dat, wat du
snackst, keen Plattdüütsch is. Mi stöört dat bloot, dat du Saken, de du ut
dien Dialekt nich kennst, jümmer mit "hochdeutschem Einfluss" versöchst to
verkloren.

Dien Dialekt höört binnen dat Plattdüütsche to de Westgrupp, de veel mit dat
Nedderlandsche gemeen hett, wat de Oostgrupp minner hett. Liekers hebbt de
Westen un de Oosten von dat Plattdüütsche mehr gemeen as de Westgrupp von
dat Plattdüütsche mit dat Nedderlandsche.

      Oder sollte ich deine Aussage "*ei* ist Umlaut von *ai*" so
interpretieren, dass auch schon Mittelniederdeutsch /ei/ als* 'ai'* zu
interpretieren ist? Also mnd. schon *reien=raien* (tanzen etc.), *
rein(e)=rain(e)* (sauber), *rêdeschap/rêschop =
raideschap/raischop*(Bereitschaft, Barschaft, Gerätschaft etc.),
*rêge=raige* (Reihe, Ordnung) usw.?

      Ik heff noch nie een Middelnedderdüütsch snacken höört. Ik weet nich,
wat se seggt hebbt. Wat ik op jeden Fall seggen kann: Se hebbt de Wöör
"rein" (*hraini) un "Been" (*bain) verscheden utspraken. De Wöör hebbt all
beid den olen ai-Diphthong, aver dör den i-Ümluud sünd de Vokaals in de Wöör
verscheden wesen.

De Wöör 'rêdeschap' un 'rêge', de du nöömst, hebbt keen Ümluud un warrt in
mien Dialekt "ei" (also /eɪ/) utspraken. Dat Woord 'rein' hett Ümluud un
warrt in mien Dialekt "ai" (also /aɪ̯/) utspraken. Sütt also so ut, as wenn
dat Middelnedderdüütsche dor in de Schrift ok en Ünnerscheed maakt hett.

      Wenn ja, tätst du mir einen großen Dienst, mir verstockten
Nordostwestfalen das auszuargumentieren, es verständlicher, glaubhaft zu
machen. Dann würde ich meinen Fehlhaltung einsehen, bereuen und meine
Mitgliedschaft im plattdeutschen Zirkel ja aufrechterhalten können …

*Allerdings kann ich die gelinkte Wenker-Online-Seite definitiv nicht
handhaben*, trotz ich alle möglichen Fremdsteuerungseingriffe, nach denen
mich *Browser Safari* fragt, ausdrücklich zulasse. Also, falls du die
Möglichkeit hast, *das was du offenbar auf der Karte erkennst* (vielleicht
durch ein Bildschirmfoto?) mir lesbar zu machen, wäre ich sehr dankbar.

Hier en Bild: <http://wiki.marcusbuck.org/Koort_rein.jpg><http://wiki.marcusbuck.org/Koort_rein.jpg>

      Auch aus den beiden Links zu
Reeg: <http://nds.plattmakers.de/index.php?show=mapsm&wid=479&id=520>
Rieg: <http://nds.plattmakers.de/index.php?show=mapsm&wid=3936&id=520>
werde ich nicht recht klug bzw. bin zu blöd, sie so zu handhaben, dass sie
mir als Belege/Illustration für deinen Urteil erkennbar sind.

De Koorten wiest, dat dat Woord "Rieg" för "Reihe" vör allen in'n Westen
begäng is, wielt dat Woord "Reeg" för "Reihe" vör allen in'n Oosten begäng
is.

      *Aber ich glaube dir sonst auch so, was du davon berichtest.* Freilich
gibt der Wenker-Atlas die Situation seiner Aufnahmezeit wieder - da war
Niederdeutsch aus der Öffentlichkeit und weitgehend auch aus der
Alltagssprache verschwunden.

De Wenker-Atlas is von 1880! Dor weer gornix ut de Alldagsspraak verswunnen!
Un tominnst för mien Dialekt kann ik seggen, dat ook de Lüüd von 2011 von'n
Luudstand her noch jüstso snackt as 1880.

      Und drei bis vierhundert Jahre Hochdeutsche Dachsprache hatten
wahrscheinlich die Niederdeutschen Restanten schon sehr verändert. Aber
selbst wenn man das beiseite lässt, bleibt ja meine These unwiderlegt, das
Mecklenburgische "rain, raigen" für mnd. "rên, reggen" sei entweder ein
(meinethalben auch "autonomer, autochtoner") *Mitvollzug* der
neuhochdeutschen Vokalverschiebung *oder* seine spätere *Übernahme.*

Wenn wat autonom is, denn is dat keen "Mitvollzug".

        Ich neige auch hier wieder zu der Interpretation, dass manchmal ein
> und
> derselbe Wortstamm im Rest-Platt mal original Niederdeutsch, mal
> verhochdeutscht gebraucht wird und dadurch die Sprache verunklart wird.
>

Dor büst du nu en beten op'n Holtweg. Dor gifft dat en Ünnerscheed in'n
Stamm. "Rieg" kummt von en Woordform mit lang ī 'rīga', "Reeg" von en
Woordform mit en kort i 'riga'.

… merkte Marcus an.

Da weiß ich nun reinweg nicht, was du sagen, belegen willst, Marcus.

Du hest meent, dat "riegen" original nedderdüütsch is un dat "reigen"
verhoochdüütscht is. Dat is nich so. "riegen" is original nedderdüütsch von
"rîga", "reigen" is original nedderdüütsch von "riga".

      Anders gefragt: Worauf bezieht sich dein Hinweis

"Reeg" von en Woordform mit en kort i 'riga'

und was bedeutet das "reeg" hier auf hochdeutsch?

Datsülve as "Rieg": "Reihe". Baven hest du dat Woord sülvs nöömt: *
rêge=raige* (Reihe, Ordnung)

Marcus Buck

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