LL-L "Etymology" 2009.04.03 (03) [German]
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Fri Apr 3 21:25:23 UTC 2009
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L O W L A N D S - L - 03 April 2009 - Volume 02
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From: Hannelore Hinz <HanneHinz at t-online.de>
Subject: LL-L Mecklenburgische Ortsnamen aus der Wendenzeit
Literatur: NIKLOT-Kalender 1933 aus dem Nachlaà von
Kammerschauspieler Richard Spethmann 8.2.1891 - 1.4.1960,
Begründer der heutigen Fritz-Reuter-Bühne Schwerin und seiner Ehefrau
Schauspielerin Ursula Spethmann 17.2.1909 - 19.2.1981
U. Spethmann holte mich 1971 zur Niederdeutschen Bühne Schwerin
(Amateurbühne)
und wir wurden Freunde. U. Spethmann setzte sich mit gröÃter Leidenschaft
für diese Bühne ein. Die eigentliche Arbeit eines Bühnnenleiters leistete
mit groÃer Leidenschaft und Organisationstalent unsere Uschi, für mich als
Bühnenleiterin war es eine groÃe Entlastung, da ich noch als Ing.Ãk. beim
Ingenieurbüro (IPF Berlin) tätig war.
*Hier nun eine Kostprobe aus dem NIKLOT-Kalender 1933*
Aus dem Vorwort (gekürzt) von Richard Hermes
In auÃerordentlich groÃer Zahl haben sich in Mecklenburg die alten
wendischen
Ortsnamen erhalten, und zwar bemerkenswerterweise in ziemlich reiner Form,
ohne
Eindeutschung.
Mecklenburg besitzt eine vorzügliche und eingehende Deutung der wendischen
Ortsnamen im 46. Jahrgang (1881) der "Jahrbücher des Vereins für
mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde" in der Bearbeitung von
Gymnasiallehrer P. Kühnel in Neubrandenburg. Leider ist die betr.
Abhandlung, die nicht weniger als 168 Seiten umfaÃt, nicht jedem leicht
zugänglich, auch ist die Abhandlung streng wissenschaftlich gehalten und
berücksichtigt auch die bereits untergegangenen Ortsnamen.
Für die Aussprache slavischer Namen, die hier aus begreiflichen Gründen
nicht in
slavischen Buchstaben wiedergegeben konnten, schon weil die betr. Typen
fehlten, sei
noch kurz gesagt, daà z.B. c wie tz, c und cz wie tsch, s wie Ã, s und sz
wie sch, so wie
schtsch, z wie s, z wie sch usw. zu sprechen ist. Das Nähere ergibt sich
meistens aus der heutigen deutschen Schreibweise.
Die slavischen Ortsnamen gehen in der Mehrzahl auf Personennamen zurück,
bezeichnen also den Sitz eines Wenden, einer wendischen Familie oder deren
Nachkommen. Die Personennamen schildern sehr oft eine körperliche oder
geistige
Eigenschaft des Namenträgers, sind also wohl das, was wir heute in
Mecklenburg als "Ãkelnamen" zu bezeichnen pflegen (z.B. Bobola = Dickbauch).
Die Gattungsnamen spielen daneben eine geringere Rolle, geben aber oft
wertvolle Aufschlüsse über den Naturzustand Mecklenburgs in der Wendenzeit.
Häufig sind z.B. Namen nach Baumartenn, Bodenbeschaffenheit, Tieren, Farbe
usw., wie z.B.: jablu =
Apfelbaum (Jabel), jasenu = Esche (Jasnitz), turu = Auerochs (Turow), sturu
= Grille (Stuer), suk = Hund (Sukow), reka = Fluà (Recknitz) usw.
Aus den Ortsnamen wird man auch zahlreiche mecklenburgische Familiennamen
als wendischen Ursprungs erkennen können. Dabei ist natürlich - soweit es
sich um reine
Ortsnamen handelt - nicht immer an eine wendische Abstammung der
Namensträger zu denken, da man im Mittelalter Zugewannderte nach ihrem
Herkunftsort oder -land zu bezeichnen pflegte.
Adamsdorf . . . . . . . . Ort des Chotibad ("Der ein munteres Wesen hat")
im Volksmunde
Kuhschwanz,
früher Chotibanz
Baarz . . . . . . . . . . . . . Bienenstockort (brutti = Bienenstock)
Babke . . . . . . . . . . . . Baba = Der Alte
Bandekow . . . . . . . .. Ort des Badek (badati = stechen)
Barnin . . . . . . . . . . . . .Sumpfort (berno = Sumpf)
Bernitt .. . . . . . . . . . . . Ort des Braunen (brunitu = der Braune)
Brüel . . . . . . . . . . . . . . Schollenort (bryla = Die Erdscholle)
Dabel . . . . . . . . . . . . . .(dobli = stark, edel)
Dömitz . . . . . . . . . . . . Nachkommen des Dom'el (domu = Haus)
Domsühl . . . . . . . . . . dabu = Eiche
Fahrbinde . . . . . . . . . Weidenort (Baum), (varbu = Weide)
(1333 Verbent)
Gadebusch . . . . . . . . Ort des Godebud (des früh Wachen, godu = Zeit)
Godems . . . . . . . . . . .Wasserlauf (voda = Wasser; mizeti = tropfen,
rinnen)
(1291 villa Wodamiz)
Grabow . . . . . . . . . . . Hainbuchenort (grabu = Hainbuche)
Grevesmühlen . . . . . Mühle des Gnev (gnevu = zornig; mlynu = Mühle)
Pd: Kreiden : Spottname für die
Grevesmühlener (lt. Legende),
Kreigen (Krähen), Kreihnsdörp
(Krähendorf), Kreih für Krähe
auch Dohle.
usw.
Krakow . . . . . . . . . . . Ort des Krak (Rabenort)
Kummer . . . . . . . . . . komaru = Mücke; Mückenort
Parchim . . . . . . . . . . Ort des Parchim (prah, pruh, parch = Staub) Die
Parchimer
nennen ihre Stadt "Pütt", Pütt : Pfütze
Klein (GroÃen u.
Lütten Klein bei Rostock . . Ahornort (klenu = Ahorn) * hier ernsthafte
Bemerkung: Ein Autor (Name nicht genannt) setzt unter seinen Namen "Lütten
Lütt". Das ist total falsch.
Klein = Lütt, Klein : klenu = Ahorn. also "Kleiner Ahornort" und auf Nd
"Lütt Lähn".
Hierzu Literatur: Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in
Mecklenburg 71, Jahr (1917), Güstrow, in Kommission der Buchhandlung von
Opitz & Co. 1916 s.
Die volkstümlichen Pflanzennamen Mecklenburgs. Von Ernst Krüger, Rostock.
Acer platanoides L.(Langmann).
Lähn Si (Simssen), Löhn B.(Boll), Ahürn Be.(Becker)
Lähn ist wohl slavischen Ursprungs. Aslov. klenu = Ahorn, das Anlaut-k ist
in Bezirken mit wendischer Bevölkerung zum Teil noch erhalten: in der
Niederlausitz heisst der Baum Klon..
*Uebrigens findet sich der Wortstamm wieder in den beiden Dorfnamen Gr. und
Lütten Klein *(Vgl. P. Kühnel " Die slavischen Ortsnamen in Mecklenburg").
Also "Lütten Klein" kann niemals auf Nd. "Lütten Lütt" heiÃen. "Lütten
Lähn".
Ich habe mehrmals dem von mir nicht genannten Autor entsprechende Hinweise
gegeben. All'ns blew bi em ümmer noch § 1.
Rostock . . . . . . . . .rastoku = FluÃerweiterung: Breitling
Und hier beende ich meine "Kostprobe". (Es sind noch nicht alle pd. Namen
für die Orte bekannt)
Un wedder mien best' Gräuten!
Hanne
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