LL-L "Language varieties" 2009.09.28 (03) [NDS]
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Mon Sep 28 23:29:14 UTC 2009
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L O W L A N D S - L - 28 September 2009 - Volume 03
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From: "Joachim Kreimer-de Fries" <soz-red at jpberlin.de>
Subject: LL-L "Language varieties" 2009.09.29 (01) [NDS, DE]
Am 28.09.2009, 16:53 Uhr, sçraif Hannelore Hinz:
Dat mötst du nich denken, ick gah mit dien Nahdenken bannig mit mi tau Kihr.
Leywe Hanne & olle
dat miärke ik wual un dat fiine ik luewenswert. Wat du van Wossidio/Teuchert
uutgraawen hest, sçint mi bannig nütte, dat is 'ne goue tohaupestelnge van
den unnersçeydelken bedüüdenge van 'wante & co.':
1. "wante"
Wossidlo/Teuchert:
wente, wante, want a. Spr. I. Konj. 1. temporal a. wann immer, wenn, sobald:
'…' … b. als; c. bis;
2. kausal a. denn: '…' ; b. weil, da: ... 3. konditional wenn: … 4. im
Vergleich als. II. Präp. bis 1. lokal: '…' . 2. temporal: '…' ; 'Ik was en
becker wente her' (bis jetzt)
Hinz, un wil ein Sprak läwig is un nich stahn blew, is wente (wante, want)
nich mihr begäng in Mäkelborg
De verlüs van wœrde un fuormen is for mi niin teyken van lebännigheyt, men
ehr de bewiis van veraarmung, verläntlickung un "verprollung", nich anners
os in'm Haugdüütsken, woor me de verlüs van wœrde un fuormen vellicht
faststelt un in satire un kabaret anwennet, man nich os nigge norm
verklöört.
Sau is dat wual, dat "wante, wente, want" nich mer begäng is in Mäkelborg -
un nichtenswoor in den terfalsprodukten van de dautomaulen klank- un
fuormenriiken, kulturvullen sassesken sprauke, d. h. in den plat-dialekten,
de nu blaut noch up den krücken van'm Haugdüütsken gooet, im nourden un
sülft im spraukbewoorenden Westfœlsken. Blaut, es gift süs niine
"echt-platdüütske" konjunktsjoun för de kausale gebruuk van "wante". Dat
"wiil", dat du auk bruukst, kümt - iewensau os dat nhd. "weil" - van
mnd./mhd. 'wiile', un is an sik 'ne temporale konjunktsjoun ('während',
engelsk 'while'). Hd. 'weil' is »durch Kürzung der Fügung mhd. 'dii wiile'
so "in der Zeitspanne [, als]" entstanden«. Erst im 18. Jhdt. bürgerte sich
im Hd. der heutige, kausale Gebrauch ein. (Herkunftsduden zu 'Weile')
Dat 'wiil' im kausalen sin heft demnau niine platdüütske wuerdel. Et is
olsau 'ne naubeldenge van den nighaugdüütsken gebruuk van 'weil' sint dem
18. jhdt. Dat is för mi per se niin sündenfal, sau os wi nich sunder annere
früemd- un leenwœrde uutkuemet. Sau müeget dey je auk uut dem Haugdüütsken
siin, blaut: up düsse wiise geyt dat met jümmers mehr wœrde hent(o)
hüüdigendaags (of ehrgistern, os plat noch im oldag sprueken wourde),
sünnerlik met de lütken wœrde. Un dat is in der masse de verhaugdüütskung
van plat.[1] Un de verlüs van "wante" is vellichte dat minneste biispel.
Dortiigen haule ik: woor dat en echt-platdüütsket woort uut'm Mnd. gift, sal
man dat auk bruuken btw. wir hervorhaalen un infœrn.
GERD L Ü P K E, DE EIKBOM HÜT
Achthunnert Johr hett nu uns Platt
in gauden Taustand schafft.
Mi dücht, dat Dotgahn wohrt noch wat:
Diss Liek hett noch väl Kraft!
Lükes woort in Goddes oor! Men woor du dat siteerst, bistu wual dormet
inverstaun, dat Platdüütsk een un de sülwige sprauke sint dem middelöller
is.
Lith.: Renate Herrmann-Winter Hör- und Lernbuch für das Plattdeutsche
ISBN: 3-356-01100-6 Hinstorff Verlag GmbH, Rostock 2006
Deklinationstabelle
Kasus Maskulin
Feminin Neutrum
Nom. de Disch de
Fru dat Hus
Gen. (von) denn Disch (von) de
Fru (von) dat Hus
Dat. (up) denn Disch (tau) de
Fru (tau) dat Hus
Akk. denn Disch de
Fru dat Hus
So, Joogen, nu vergliek dat mal mit dien Mein.
Dat bouk hadde ik ol studeert un fiine et en waane gout läärbouk, ümme van
den hüüdigen gebruuk des Mäkelnborger plat to wieten ofte dat to läären. Un
tominnest segt Renate Hermann-Winter nich, et gaiwe blout twey
deklinationsfälle. Lickers seye ik nich in, worümme man up de riikhölligere
artikulatsjoun van 4 fälle in de mnd. sçriifsprauke (de, des, dem(e), den /
dey, der, der dey / dat, des, dem, dat) vertichten solde.
Door hadde ik mi vor tiiden met eyne sçriiwerske un verdeynstvulle
platprauterske van'm Osnabrügsken krink ümmestridden, os se sik üewer miin
gebruuk van'm middelnidderdüütsken dativ upreggede. Ik hewwe eer doruphen -
up haug, dat se dat auk sieker versteye - u. a. sçriewen:
--------------------- Sitaat uut miinem sçriiwen wg. dativ
---------------------
Da ist es nicht willkürlich, auch mal das benachbarte Ravensberger Platt um
1930 und die
Werke von Heinrich Stolte (Grammatik 1931, Neues Testament von 1933)
anzusehen. Danach
lautet der Dativ im Ravensbergischen:
»dem Fosse | der Gaus | dem Lamme | dem Hasen | der Kraiggen | dem Enne«.
Gleich zu Beginn von Stoltes Matthäus-Evangelium antworten die
Schriftgelehrten
dem Herodes: »In Bethlehem in Judäa; sau stoet dat bui dem Prophoeden
schrie-
wen: Diu lütke Bethlehem in Juda suinem Lanne, ...«
Nichtsdestotrotz gab es im Osnabrückischen auch zu Klöntrups und Lyras
Zeit die »-em«-
Form nur noch in bestimmten Redensarten »dem is nig sau« oder »et is nich
andem« oder als
Personalpronomen »dar is em nig met edeent« (KL Sp. 153f)
---------------------- Sitaat ende
--------------------------------------------------
Olsau: 1. gift et den dativ in plat, 2. gift et in plat-muntoorten sülfst im
20. jhdt. noch den uutwuoss'nen, uutdrükliken dativ met "dem" (m. & n.). un
"der" (f.) 3. is düsse gebruuk de regel in der mnd. sçriifsprauke.
Et is för mi glaskloor, dat de tohaupefal van genetiv, dativ un akkusativ en
terfalsprodukt van plat is, nich plat in siiner gouden fuorm. Dat gift et je
auk in de nighaugdüütske ümmegankssprauke, denk an "Der Dativ ist dem
Genetiv sein Tod". Et is recht, solke terfals-vorkomnisse tor kentnisse to
niemen un - woor literarisk sinvul - to veraarbeeden. Men niin sçriiwer ofte
läärer kümt up de idee, den slang tor norm to verklöören - juut (bi-uuten,
blaut) de platdüütsk-krinks.
Lütt' Hoeg:
Er saagte zu ihr: "Ich lieb dir nich in'n dritten Fall, ich lieb dir nich
in'n vierten Fall, ich
liebe dir auf alle Fälle."
Jau, dat is en lustig biispel för dat messinks (versöük, hd. to küürn) in de
nig-berlinske statsprauke (meysnisk-hd. met plat-inslag). Richtig
nig-berlinsk (anfank 20. jhdt.) mösse dat luuten:
»Ik liib' da nich im dritten fal,
ik liib' da nich im viirten fal,
ik liibe da uf alle fälle."
Goutgaun!
joachim
--
Kreimer-de Fries
Osnabrügge => Berlin-Pankow
[1] Vgl. Peters, Robert (nd.-prof. in Mönster): Von der Verhochdeutschung
des Niederdeutschen. Zu den "Kleinwörtern" in mnd. und plattd. Texten aus
dem Münsterland, in: Nd. Wort, Nr. 35 [1995], S. 133-169
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