LL-L "Etymology" 2011.06.24. (04) [DE]

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Sat Jun 25 04:51:48 UTC 2011


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 L O W L A N D S - L - 24 June 2011 - Volume 04
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 From: Utz H.Woltmann uwoltmann at gmx.de
Subject: LL-L "Etymology" 2011.06.23 (02) [DE-EN-NDS]

Hannelore Hinz schreef:

"Pomuchel m. Dorsch. Übertrag. verächtlich ein altes, nicht mehr recht
seetüchtiges Schiff:
wat wist du (ein Seemann) mit din oll Permuchel.  Die Herkunft des Wortes
ist ungewiß."

Al 1906 hett en Heinrich Schröder daar wat över rutklamüstert:

"63. Pamnchel. An der Ostseeküste von Preußen
bis Mecklenburg ist pomuchel, pamuchel «eine dorschart»,,
schon 1788 von Fulda Idiotikensammlung 356 und
später von Nemnich pomuchel «dorsch, gladus callarias»
als preuß. verzeichnet; in Pommern und Mecklenburgs
pomuchelskopp als Schimpfwort, von Fritz Reuter als per-
sonenname verwendet; schles. pamuchel bedeutet nach
Weinhold Beitr. z. e. schles. wb. 67 a «duckmäuser, ge-
duckter mensch»; in der Altmark (Danneü 159b) ist
pomocM «ein kurzes dickes kind».

Weinhold aao. vergleicht schles. muchel «Scheltwort»
etwa: tückischer mensch». Daraus läßt das wort sich
aber formell nicht erklären (vgl. auch die dann unerklärte
schles. form pamuffel; hier § 64). Nach Lexer DW. 7,
1996 soll es aus dem slavischen stammen; von welchem
slavischen wort<e und selbst aus welchem zweige des sla-
vischeD, ^ht Lexer nicht an. Sicherlich ist pamtichel auch

Anlaut der grundform: ein einfacher konsonant. 53

kein slavisches, sondern ein echt deutsches wort."^) Als
«olches kann es seiner betonung wegen natürlich nur
«treckform sein: p(am)üchelj p(om)üchel, p(om)öchel von
puchelj pochel: mnd. poche (neben pocke) «blatter, pustel»,
nl. pochel cbuckel, höcker», ostfries. (ten Doornkaat Kool-
man 2, 765a) puche, püche «finne, schwäre, beule». Diese
Worte gehören mit ae. pohha «pouch, bag», mnd., nd:
=(z. b. dithm.) puch(e) «bett», pögge, lauenbg. poch, poch
«frosch» zu der germ. wurzel puh, pug «blasen, aufblasen,
schwellen», indog. buk in gr. ßoxdvYj «blasinstrument»,
lat. bucca «die aufgeblasene backe» usw. Vgl. u. a. Falk
og Torp Etym. ordbog 2, 79 a s. v. pukkel; Walde Lat.
«tym. wb. 73 f. s. v. hucca.

Der fisch hat also von seiner dicke den namen po-
fnuchel, wozu auch slimeirk. pomochl «kleines dickes kind»
«ehr gut stimmt. Die bedeutung des schles. pamuchel
«duckmäuser» wird unter einfluß des synon. schles. muchel
-«Scheltwort, etwa: tückischer mensch» sich herausgebildet
haben.

Pomuchelskopp als Schimpfwort ist also eig. «dickkopf»
und begrifflich identisch mit den im DW. 9, 2510 aus
verschiedenen mundarten belegten Schimpfwörtern schwell-
haupt, schioellkopf ; ferner mit thür. (Hertel 83) dorschen-
haupt «Schimpfwort für einen menschen mit starkem
köpf und verwachsenen augenbrauen». Hertel stellt dies
freilich zu thür. dorsche «kohlstrunk», aber sicher mit
imrecht. Es gehört zu dorsch, dem fisch, der noch man-
ches andere Schimpfwort geliefert hat, z. b. dän. torsk
«dorsch; Schimpfwort: dummkopf, gimpel»^ engl. codfisKs
head «dummkopf» zu codfish «dorsch». Der getrocknete
•dorsch heißt Stockfisch^ nl. stokvisch; auch dies ist im d.

*) Hierzu schreibt mir herr prof. dr. E. Bemeker, slavist
«n der univers. zu Prag, dem ich meine etymologie mitgeteUt
hatte: «Sie haben ganz recht: ich wüßte trotz reichlichen nach-
denkens keine slavische qnelle f£lr potnuchel zn nennen, obwol
es ja wegen der vorsatzsilbe jpo-, pa- etwas an slavische bildungen
gemahnt».

54 Die einzelnen Streckformen.

und nl. zugleich Schimpfwort in der bedeutung «dickkopf,
dummkopf».

Für die etymologie puchel — p(am)üchel spricht auch die
von pamuffeL

64. PamuffeL Schles. pamuffel wird von Weinhold
Beitr. zu e. schles. wb. 75 a als völlig gleichbedeutend
mit schles. pamuchel (s. hier § 64) aufgeführt; dazu pa-
muffebgesichte «schelte». Nachträglich bemerkt Weinhold
aao. s. 110 noch nach H. Schmidt Die pommerschen
Chausseen (Stettin 1853) s. 7 anm. 1: «Die Gollnower in
Pommern haben den Spitznamen pomuffelsköppeT>» Dazu
vgl. mecklenb., pomm. pomuchelskopp (hier § 63).

Hiernach ist pamuffel, pomvffel begrifflich identisch
mit pamuchel^ pomuchel. Es ist auch wie dieses gebildet,
d. h. Streckform p(am)üffel, p(om)ijiffel vom stamm puff-
«aufschwellen, aufblasen, aufbauschen» in mnd. puffe
«eine art brot, panis albus, spongiosus», hd. nd. puff
«bausch» (puffärmel)^ puffen, «aufbauschen», xA^paf, engL
puffj aus dem nd.: äBn, puf, schwed. ^m/* «puff, bausch »►
Vgl. Falk og Torp Etym. ordbog over det norske og
det danske sprog 2, 78 a. Also auch pomuffebkopp ist wie-
pomuchelskopp eig. «schwellkopf, dickkopf»."

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