Participles and the General Valency Hypotheses

Andreas Nolda andreas.nolda at CMS.HU-BERLIN.DE
Mon Oct 15 09:01:53 UTC 2007


Liebe Kollegen,

hier ein paar Kommentare zum Analysevorschlag von Hans-Heinrich Lieb.

> 1. Es handelt sich hier um einen sog. Definitheitsbegriff, bei dem
> der Inhalt also aus der Eigenschaft besteht, mit einer bestimmten
> Entität identisch zu sein, und der Umfang demgemäß die Einermenge
> dieser Entität ist. Ein typischer Fall für solche Begriffe sind die
> Bedeutungen echter Eigennamen und bestimmter Abstrakta wie etwa
> *klugheit*W; bei diesem ist der Umfang die Einermenge der
> Eigenschaft KLUG, d.h. der Umfang von .klugheit. ist gleich dem
> Inhalt des Begriffs .klug., der die Bedeutung des Adjektivs *klug*W
> ist (Lieb 1985). Auch in (2) liegt ein Definitheitsbegriff vor
> (solche Begriffe sind nicht auf Substantive beschränkt).

Was ist die empirische Rechtfertigung dafür, Definitheitsbegriffe für 
adjektivische Partizipen anzusetzen und damit deren wortsemantische 
Verwandtschaft mit anderen adjektivischen Wörtern zu negieren?

Eine Motivation dieser Analyse kann ich nur in dem Bestreben erkennen, 
die Allgemeine Valenzhypothese (AVH) unverändert aufrechtzuerhalten.

> (7) 'morgen2 von3 ihm4 gelesene5' = lambda x' V  V1:
>
>     (Ex)
>
>     (x, V, V1> hat 'von3 ihm4'
>
>     & (Ax1)(Ax2)(<x1, V1, V1> € Corr & <x2, V, V1> € Corr -->
> (At)(<x, t> €   Vollendet --> <x1, x2, t> € u.morgen. geschnitten
> mit reb(...)))
>
>     & (Ay)(y € u.gelesen. geschnitten mit reb(...) --> <x, x'> hat
> y))
>
> (Zusätzliche Bemerkungen: "Vollendet" bezieht sich auf einen
> Zeitpunkt, nicht auf eine beliebige Zeit nach einem bestimmten
> Zeitpunkt.

Meinem Verständnis nach beziehen sich temporale Modifikatoren hier 
nicht auf einen Zeitpunkt t, zu der der Vorgang x vollendet ist; 
vgl.:

(1) das zwei Stunden lang gelesene Buch

_Zwei Stunden lang_ bezieht sich auf keinen Zeitpunkt, sondern auf die 
Zeit des Lesens-Vorgangs selbst.

Wenn das korrekt ist, wäre "<x1, x2, t> e u.morgen. ..." oben 
durch "<x1, x2, zeit(x)> e u.morgen. ..." zu ersetzen.

>     GELESEN = lambda y: y = lambda x x2 t: (Ex1)(<x, x1, x2> €
> u.lesen. & <x, t> € Vollendet)

Insofern "t" für die satzsemantische Interpretation irrelevant ist, 
sollte "t" hier durch einen Existenzquantor eingeführt werden.

Darüber hinaus haben viele adjektivische Partizipien eine Valenz 
größer 0:

(2) das mir gewidmete Buch

Um der AVH zu genügen, kann .gewidmet. kein Definitheitsbegriff sein. 
Stattdessen müsste ein 'hybrides' Attribut der folgenden Art als 
Inhalt der Intension von .gewidmet. angesetzt werden:

(3) GEWIDMET = L y x3:
               y = L x x2:
                   E x1 (<x, x1, x2, x3> e u.widmen. 
                         und <x, t> e Vollendet)

GEWIDMET ist 'hybride', was die unterschiedliche Einbindung des
'referentiellen Arguments' "x2" und des 'Aktanten-Arguments' "x3" 
angeht. Dies ist bei Begriffen anderer Wörter mit einer Valenz größer 
0 nicht der Fall.

Beste Grüße,

Andreas Nolda
-- 
Dr. Andreas Nolda           http://www.linguistik.hu-berlin.de/~nolda/

Humboldt-Universität zu Berlin
Philosophische Fakultät II
Institut für deutsche Sprache und Linguistik



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