LL-L "Lexicon" 2009.06.10 (02) [DE-NDS]
Lowlands-L List
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Wed Jun 10 20:16:38 UTC 2009
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L O W L A N D S - L - 10 June 2009 - Volume 02
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From: Hannelore Hinz <HanneHinz at t-online.de>
Subject: Dat Läuschen
Liebe Freunde,
wat ick jug nu vertell is kein Märken.
1853 veröffentlichte Fritz Reuter (Selbstverlag in Treptow an der Tollense)
sein Buch unter dem Titel *Läuschen un Riemels.*
Dieses Buch war der Beginn der niederdeutschen Klassik in Mecklenburg.
*Läuschen
*bedeutet so viel wie 'Märchen', 'Erzählung', ,fabelhafte Erzählung'. Reuter
hat seine *Läuschen *gereimt, nicht so John Brinckman, der seiner Erzählung
*Höger up *den Untertitel gibt *Dat Leuschen von den Häkt un den VoÃ. *Das
Wort ist aber auch auÃerliterarisch bekannt.
Von einer Frau wurde Richard Wossidlo in Wredenhagen berichtet, *dat se so
schön Läuschen vertellen künn.* Das Wort *Läuschen *ist der Form nach ein
Verkleinerungswort, ein Diminutiv, und es geht zurück auf ein
mittelniederdeutsches *leise, loise, *welches soviel wie 'geistliches
Lied', 'Kirchengesang', dann überhaupt 'Gesang', auch weltlicher Art,
bedeutete. Die Entwicklung geht also von *loise *über *loiseken *zu *
Läuschen.*
Literatur: Jürgen Gundlach (gekürzt) *Von Aant bis Zäg'*
**
Meine Anmerkung: Niederdeutsche Autoren bevorzugen in ihrer 'Anfängerzeit'
das Läuschen. Das gereimte Läuschen wird wie eine Ballade angelegt. Es wird
in reimender Erzählform eine heitere Geschichte mit Situationskomik, oft zu
langatmig und mit bedeutungslosen Nebenhandlungen und Klamauk und
Füllwörter zu aufgesetzt, erzählt. Mitunter lebt dieses Läuschen mehr vom
'humpelnden' gewollten Reimzwang als von der poetischen Idee, die in der
Bewegung des Gedichtes liegen muÃ. Ein Läuschen muÃ/sollte immer mit einer
(heiteren) Pointe enden, weil es dann eben ein 'Läuschen' ist. Und
eigentlich sind die meisten Anfänger auf diesem Niveau stehen geblieben, und
das, bei dem Reichtum unserer Sprache.
Gerda Uhthoff, 2.8.1896 - 21.10.1988 Schwerin (sie beobachtete meine
künstlerische Entwicklung) schrieb folgendes Gedicht:
DE PLATTDÃÃTSCH SPRAK
Männig denkt, uns' hochdüütsch Brägen
künn mit Platt sik nich verdrägen,
aewer anners liggt de Saak:
Nix is rieker as uns' Spraak,
un sei bruukt in't heile Läwen
sik vör't Hochdüütsch nich tau gäwen.
Aus "LEIW' PLATTDÃÃTSCH" Niederdeutsche Lyrik der Gegenwart
Herausgegeben vom Stadtarchiv Schwerin durch Hans Heinrich Leopoldi
Schwerin 1964
Nun lauschet Läuschen
und ich verkrieche mich
mit besten GrüÃen.
Hanne (PS: mögliche von mir
übersehene Tippfehler verzeihen. Re. Auge z.Z. Katarakt. Man, dis' griese
Vagel kann nich
piepen.)
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