LL-L "Lexicon" 2009.06.17 (01) [EN-NDS]
Lowlands-L List
lowlands.list at GMAIL.COM
Wed Jun 17 14:20:26 UTC 2009
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L O W L A N D S - L - 17 June 2009 - Volume 02
Encoding: Unicode (UTF-08)
Language Codes: lowlands-l.net/codes.php
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From: M.-L. Lessing <marless at gmx.de>
Subject: LL-L "Lexicon" 2009.06.16 (07) [DE-NDS]
Leev Hanning,
dat sünd wedder stückerwat Ideenstremels, de Du da antickst. Laat mal
kieken:
1. Frömdwöör in Luden "plattmaken": Dat is en schöne Methood na dat Motto
"Frechheit siegt". Dat frömde Woort warrt eenfach nahmen un an de
Schrievwies un den Klang vun uns Spraak anpasst. Op't best bringt wi noch
so'n lierlüttjen Schisslaweng vun oginaal-plattdüütsche Bildhaftigkeit in,
so as in "Portjuchee" orr "melanklöterig", denn hebbt wi 1 a plattdüütsche
Wöör.
Geiht dat ok mit de Frömdwöör, de us hüüt nieg begegent? As
Noorddüütschland dormalen vun de Franzosen besett weer, is de Spraak vundaag
vun't Ingelsche besett. Ik kunn mi good vörstelln, dat "Team" eenfach as
"Tiem" plattmaakt warrt. (Is ok kötter as "Mannschap".) Versöcht wi dat doch
mal mit anner Wöör, de vundaag ut dat Ingelsche op us tokamen doot!
2. Bildhaftigkeit: Dat is nich bloots dat "eenfache Volk", dat sik geern
wat bildhaftig vörstelln deit; wi sünd all dat eenfache Volk. De
Minschenbregen is even so, wi muchen opleevst Biller sehn, denn köönt wi us
wat merken. Ok de Mnemonikers, de sik de Tall Pi op hunnert Stelln merken
köönt usw., ok de sett för elk Ziffer en Bild, en Gegenstand, un merkt sik
denn dat. Ganz eenfache Tricks, bi all Minschen liek. En Bild maakt
tofreden; wenn ik en Gegendstand seh, kann ik "begriepen". Wat weern wi in
de Physik anduernd togang mit Billers; Atommodelle to'n Opmalen,
Wirkungsquerschnitt = en Schiev üm den Partikel rüm, Spin = da dreiht sik
wat usw.; eentlich allens Unsinn, Spin is nix as en Quantentall, un een kann
ganz afstrakt mi ümgahn; avers dat Bild gifft en sekeres Geföhl. Dat
"Greifbare" an de "Begriffen" is en potentielle Starkde vun Platt! En eernst
to nehmen Starkde, de ehr Potential noch nich ganz brukt warrt. (Plätt mal
"Potential"!)
3. Ganz bildhaftige Wöör as "Knoewelsappel" för "Handy": Wohrschuug! In
Nullkommanix seht de Mobiltelefone ganz anners ut. Nix mehr Knoewel, se sünd
lierlütte, lichte Klappsappels -- orr Klickklappsappels, orr
Knipskassenklickklappsappels... dat geiht in't Oog.
4. Wöör as "Duwwelmaker" för "Kopierer" sünd min Favoriten. "Duwwelmaker"
*is *bildhaft, wat de *Funkschoon *vun dat Ding angeiht, avers leggt sik
nich fast vunwegen dat Butere; bi Technik is dat vundaag ja an't Fleten.
Ik wull noch mehr wat seggen, avers nu bün ik to mööd. :-))
Hujahnige Gröten!
Marlou
(Hamborg/Holsteen)
From: Hannelore Hinz <HanneHinz at t-online.de>
Subject: LL-L "Lexicon" 2009.06.14 (03) [DE-NDS]
...
Wahrscheinlich hatte Reuter vermutlich einen Hang zur Lautschrift.
lö grang Amperör - (frz. le grand Empereur) der groÃe Kaiser (Napoleon).
MuÃiö lö Balljif - (frz. Monsieur le Bailli) Herr Amtmann.
Pläh t'i? - (frz. plait-il? ´` ) Wie beliebt? Hier: Ist es gefällig?
Patriotten : Patrioten
Puhl - (frz. poules) Hühner.
Gardinennkutsch - (frz. couche "Bett") Himmelbett.
Und so weiter setzt sich dieses fort.
Saftige Wortneuschöpfungen ja, so denke ich auch. aber bildhaft und mit
Haltung.
Uns' Wossidlo hett mal seggt, uns' Volk wier 'nen Dichter un Maler taugliek.
Natürlich: Biller brukt dei hochdütsche Schriftsprak ok heil väl ,ja, ahn
Biller kann 'ne Sprak oewerhaupt nich farrig warden, wenn sei wat utdrücken
will, wat ut'n Verstand orre Gefäuhl ruter kümmt. Oewer wi Hochdütschen, wi
denken uns dor nicks mehr bi, wenn wi in'n Bild räden daun. Dat Volk will
sick bi allens, wat dat seggt, ok wat denken, will alls dütlich vör Ogen
seihn. Dorüm kann dat mi dei Frömwürd nich recht wat anfangen: ut Pedal makt
dat Perrdal, ut Thomasschlacke Trummelslag. Dei Akazie ward taun Afkatenbom,
un wenn 'n Daglöhner in 'ne Apteik för vier Schilling umgewendten Napolium
föddert, denn weit so 'n richtigen mäkelbörger Pillendreiher, dat hei
unguentum Napolitanum hebben will.
Un wenn uns' Sprak noch lang' läben sall, ümmer flietig snacken, snacken, un
ümmer wedder snacken un nienich upgäwen.
Wat hollt ji denn von Knoewelsappel (Handy) un von Duwwelmaker (Kopierer)?
Von Harten mien Gräuten an alle Maaten.
Hanne
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From: "Yasuji Waki" <yasuji at amber.plala.or.jp>
Subject: LL-L "Etymology" 2009.06.13 (08) [EN]
Dear Friends,
I checked two German-Japanese Dictionaries which I am usually using. And I
found "resch". One of my dictionaries describes: resch [形] ãåç¬ããªã¼ã¹ããªã¢ã
ã±ãã£ã¨ç¼ããï¼ãã³ãªã©ï¼ããå£èªãããããããï¼å¨ãªã©ï¼
Deutsche Uberstzung:
resch (adj) ( suddeutsch, osterreichsch) Brot fein(knuspring) gebacken,
(umgangssprachlich) knuspring(Maedchen)
Mit herzlichen Gruessen,
Yasuji Waki, uas Japan
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From: Hannelore Hinz <HanneHinz at t-online.de>
Subject: LL-L "Lexikon" 2009.06.16 (08) [DE-NDS]
Leiw' Frünn'!
Ji makt mi dat tau dull,
denn' Kopp termaudbarsten ja, (heftig nachdenken, Kopf zerbrechen)
oewer nich männig Wuurt kollt oewer't Knei bräken, dat kümmt nich an un deit
weih.
Man kann doch Wüür, de ick mi markt heff, ümschriewen, un dat gellt för
Plattdüütsch.
- Tempoövertreden (dat hürt sick gruugelich an)
- Straofmandoot (schlimm)
- dat Denken to -klären- ?
- Begleitümstänn (dat is Mischmasch)
- Beamtendüütsch
- Gesettbökers
- partu Distanz, Distanzhollen verlövt? Bi mi nich.
- verkeden (ji makt jug dat sworer, as't noedig is)
- hülplos
- korrigeert
Mit disse Wüür kann ick mi nich in mien' Plattdüütsch-Kring seihn laten.
Haben wir überhaupt den ganzen Reichtum dieser Sprache erkannt?
Hansetied as Vörbild ja, oewer kein trüggwarts gahn. Noch läwt uns' Sprak,
dat möt blieben, un wi möten bannig nahhelpen. Denn dat grote Drapen "10
Jahre Sprachen-Charta in Deutschland: Praxis und Perspektiven" lött Bang
upkamen. Bang, wolang uns Sprak noch uthollen kann. Un wi basteln an männig
Wüür rüm.
Wi möten scharp in taukamen Tieden kieken. Dat is binah all tau lat, later
as männig denkt. Un ob de utklamüserten niegen Wüür denn noch läben un
womoeglich all wedder anners heiten möten... dat sall mi mal verlangen.
Plattdüütsch Sprak is bannig afsackt, un wi möten tauierst wat för ehr
Wiererläben daun. Wenn ein oll Huus in sick sackt, wiel 'n tau wenig för ein
Utbätern sorgt hett, wat möckt man denn...? Ja, so is dat. Uns Sprak is as
ein Dom, ein Wiespahl, un dor möten wi ansetten.
Wenn niemodsche Dichterslüüd tau "abstrakt" schriewen, kümmt dat nich bi
all' an. De Tauhürers kieken as de Oà up'n Daler, un weiten nicksnich mit
antaufangen.
Ick heff dat in all' de Johren mit mien Schäulers (VHS) beläwt (1979 - bet
hüt), oewer nienich upgäwen.
Heute müssen wir froh sein, wenn wir für die Zukunft den plattdeutschen
Grundwortschatz retten können, ob da noch eine Qualitätssteigerung zu
erwarten ist, dat fraag ick mi. Dat is nu mal so, ob uns dat recht odder
nich recht is. Künstler möten ok mal in ein Kinnerschaul, Kinnergorden un
annerswo
ünner de Lüüd gahn, denn geiht ehr ein Lücht up, woans dat mit uns Sprak
steiht (un mal kein Euro verlangen). Dat geiht, wenn' will. Man kann nich
all'ns von "gräunen Schriwdisch" ut maken.
Wenn ein Plattfründ sick ein pd. Theaterstück anhürt, hett hei sien Freud.
Nahstens birst hei nah Huus un vertellt, dat hei wedder mal lachen künn. So
is dat doch, wenn wi
nipp nahdenken. Dat Läben schenkt uns man blot ein lütt' Lachen, dat langt
nich.
Liekers kieken sick ok Minschen pd. Tragödien an, un disse Taukiekers
verlangen wat von uns' Sprak, un dor kiegen's dat ok tau hüren.
Dat kann blotsen bäter warden, wenn de Boewelsten deiper in denn' Geldbüdel
griepen, wo sei mi männigmal tau dull mit de Euro's aasen. De
Schaulmeisters maken dat all' ahn Euro so bi weglang mit, dat stahn's up de
Duer nich dörch. Un dor is de Haken, an denn wi ümmer noch bammeln. All'
dit hett mi kein Rauh nich laten, wo wi doch alltohopen uns' Plattdüütsch so
leiw' hebben un för all' Tieden hochhollen will'n.
So heff ick mi up eigen Oort 'n Kopp makt.
Von Harten.
Hanne
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From: M.-L. Lessing <marless at gmx.de>
Subject: LL-L "Lexicon" 2009.06.15 (08) [DE-EN]
Lieber Joachim & Reinhard,
ich habe diese Mail erst jetzt gelesen, sonst wäre mir einiges klarer
gewesen, was Du, lieber Joachim, mit dem Hanseplatt als Vorbild meinst. Also
eine *vereinheitlichte* Hochsprache -- mit den Formen des damaligen Platt
als gemeinsamem Nenner aller heutigen Dialekte. Reinhard meint dagegen, das
kriegen wir nicht hin, die Plattsprecher wollen es nicht. Es wäre ja auch
was ganz anderes als das heutige Platt. Auch Joachim zweifelt, ob sich das
durchsetzen lieÃe. Uff!!! Ihr zweifelt mit Recht, meine ich. Die Leute reden
ihren Dialekt ja nicht oder nicht nur, weil sie sich von anderen abgrenzen
wollen, engstirnig sind oder ihre Ecke und ihren Tungslag für die Krone der
Schöpfung halten. Nein, sie reden ihren Dialekt, weil sie ihn *lieben*!
Genau diesen Dialekt lieben sie. AuÃer Gefühlen gibt es heute überhaupt
keinen Grund mehr, Platt zu reden. Die Gefühle müssen wir respektieren und
hochhalten, diese Gefühle sind unser Kapital, mit dem wir für Platt etwas
tun (können). Sonst lassen wir alle Plattsprecher da stehen, wo sie
sind, und gehen zu einer Hochsprache ohne Sprecher/innen. Wohl bekomms.
Mein Vorschlag: Wenn wir eine plattdeutsche Hochsprache etablieren wollen,
machen wir sowieso was ganz Neues. Oder etwas ziemlich Neues. Mit Ivrit
wurde es schon mal gemacht, aber da gab es meines Laienwissens keine noch
lebendige Dialektvielfalt, sondern nur eine gut konservierte einheitliche
Ursprache, die aufgepeppt werden musste. Also machen wir was Neues, ja?
Warum dann nicht etwas *ganz* Neues: Endlich mal weg von der "Spurbreite 1"
bei der Vereinheitlichung! Endlich weg von "nur 1 Wort oder Form oder
Schreibweise ist richtig!" Reinhard hat eine wunderbare Formulierung dafür
geliefert:
"create a single standard *variety*".
Die Hervorhebung ist natürlich von mir. -- Eine Standardvielfalt also. Der
Ausdruck bezaubert mich richtig. Die ganzen genormten Dudenköppe würden das
vielleicht als Widerspruch in sich bezeichnen, aber was macht das schon?
Diese Vielfalt müsste weit gefasst werden. Sie müsste alle gängigen Dialekte
umfassen, und alle wären *richtig*. Sie müssten so geschrieben werden, dass
sie untereinander verständlich sind, also dass die Sprecherin des einen
Dialekts Texte eines Sprechers des anderen Dialekts lesen und verstehen
kann. Antworten tut sie dann in ihrem eigenen Dialekt. Wenn jede/r den
eigenen Dialekt respektiert weiÃ, kann er auch den Dialekt des anderen
gelten lassen. Und alle gemeinsam wären *Plattdeutsch*. -- Ist es
schwierig, so ein Schreibsystem zu entwickeln? Ich bin mit dem Norwegischen
nicht vertraut. Welche Werkzeuge braucht man denn da? Jedenfalls muss der
Klang der Wörter im jeweiligen Dialekt in der Schreibung erkennbar sein,
meine ich.
Die Sprecher des Plattdeutschen müssten dann an passiven Sprachkenntnissen
mehr aufwenden, da sie alle anderen Dialekte verstehen müssten. Aber das ist
ihnen zuzumuten, denn Plattsprecher sind heute sowieso Leute, die bereit
sind, eine sprachliche Extraleistung zu erbringen. Diese "Standardvielfalt"
ist eine unnachahmliche Stärke des Plattdeutschen, ein Sympathieträger und
ein Alleinstellungsmerkmal. Wenn ich meine Phantasie laufen lasse, könnte
der Begriff die gängigen Fallbeil-Definitionen von "richtig" und "falsch",
von "wir" und "die anderen" über den Haufen werfen, überall als Vorbild
dienen, Grenzen aufweichen und insgesamt die Welt retten :-)) Obama kann
sich pensionieren lassen, wenn wir mit unserer Standardvielfalt kommen!
Auf Plattpartu machen wir übrigens nichts anderes. Also nicht die Welt
retten (das auch), sondern alle Dialekte gleichrangig nebeneinander und
miteinander kommunizieren lassen. Jeder schreibt nach seinem Schnabel,
korrigieren tun wir nur offensichtliche Tippfehler (und, ja, grobe
Hochdeutschizismen). Ich persönlich liebe alle Dialekte, auch das
Westfälische mit seinen unglaublichen Vokalen und das Mecklenburgische mit
seiner ganz anderen Grammatik. Mein eigenes Platt ist ein Dialektmischmasch,
also was soll ich Puristin sein?!
Uff, jetzt langts aber mit den langen Mails! Liebe GrüÃe!
Marlou
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