LL-L "Tradition" 2009.12.02 (02) [DE-NDS]

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Wed Dec 2 17:47:54 UTC 2009


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L O W L A N D S - L - 02 December 2009 - Volume 02
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From: Hannelore Hinz  <HanneHinz at t-online.de>
Subject: Tradition  (Fortsetzung mit ...)

*Päpernoet un annern säuten Kram*
(und wie gut es mundet...)

So eine richtige Päperkauken-Gegend war Mecklenburg wohl nicht, aber in der
Vorweihnachtszeit begann auch hier die Festbäckerei (so auch noch
heutzutage).

*Brun' Päpernoet*
Dunntaumalen würr de Deig (der Teig) all in de ierst Adventwoch' orrig schön
rührt un jeden Abend düchdig knät (geknetet), un denn würr de Schoetel
taudeckt un in de Abeneck (Ofenecke) afstellt un in de letzt' Week vör
Wihnachten backt.
De witt' Päpernoet würr dunnmals mit baschen Päper (schwarzer Pfeffer unreif
geerntet) anrührt.
So gab es verschiedene Redensarten, die sich auf Härte, Form und Farbe,
Geschmack und Zeit der Pfeffernuß bezogen.
Sogar in einem Abzählreim der Kinder heißt es
"Eene meene mu, Fritzen sin Fru,
Fritzen sin Päpernoet, dat büst du".
Bei Kälte ..."dat alls to Päpernoet friert", oder bei Hitze ... "gah rut ut
de Sünn, du brad'st noch to Päpernoet".
So mancher konnte sich auch zu einer (braunen) Pfeffernuß ärgern.
Zu einem Leckerzahn (Lickertähn) sagte man auch "dat müggst woll, Päpernoet
in'n Sirup stippen" (die Pfeffernuß war bereits mit Sirup gebacken).
Sogar in der Liebe hatte die Pfeffernuß eine wichtige Bedeutung. Während
heute eine Pfeffernuß evtl. zwei sich Liebende schnell verbinden könnte
(d.h. zur gleichen Zeit beißt das sich gegenüber sitzende/stehende Paar in
die Pfeffernuß und kommt sich näher zum Kuß), lehnte damals ein junges
Mädchen eine Verlobung am Weihnachtstage ab ... "ick will kein
Päpernoetsbrut (Pfeffernußbraut) sin".

*Klöben, *m. länglicher Kuchen in Brotform, auf der Oberseite mit Längsriß
in der Mitte, in Hagenow vielfach gebrauchte Bezeichnung aus dem
Hamburgischen, statt der heimischen  *Stoll  un Stuten *(Zeitschrift des
Vereins für Volkskunde, Berlin 1929-1940).
Stuten war eigentlich ein Gebäck aus Weizenmehl angerührt mit Milch, Zucker
und Rosinen und sah aus wie eine große Semmel (Brötchen). Den süßen Stuten
aß man  zur ersten Mahlzeit an Sonn- und Feiertagen.
"Luten (Ludwig) backt Stuten in fif Minuten, in fif Sekunn' is alls
verswunn' ".
Jene Stollenbäcker prahlten: "Min Rosinen kann jedwerein seihn", dor harr he
de Rosinen  *up *  de Stuten backt.

*Kinnjes'poppen, Kannjes' *(Kind Jesu),
Das waren lustige Gestalten wie Männer, Frauen, Pferde, Hasen (Haas'poppen,
braune Farbe wie der Hase), Hirsche und Schweine, die aus einer Mischung von
Lebkuchen und Semmelteig gebacken wurden. Mancherorts wurden diese
gebackenen Figuren auch an den Weihnachtsbaum gehängt. Waren diese
Teiggeschöpfe mit Safran (Gewürz) bestrichen, dann fanden sie besonderen
Anklang (NDZ. 24.12.1983).
In einigen mecklenburgischen Gegenden wurden diese  Kinnjes'poppen vor
Weihnachten von den Semmelfrauen "Stutenollsch" aus der Stadt in die Dörfer
gebracht, und die Kinder fanden sie dann am Weihnachtsmorgen in den abends
auf das Fensterbrett gelegten Pudelmützen.

Noch heute backen die Frauen und Bäcker gern diese Leckereien.

"Lickertähn, mag'st ok gräun Seep?" ("Leckerzahn, magst auch grüne Seife?")

Literatur: Wossidlo/Teuchert, sowie eigene Sammlung, Vorträge für URANIA
(mit Kostproben der Weihnachgtsbäckerei).

Ãœbrigens, am 12. Dezember nehme ich teil:

*Welcome to our English Christmas Party*

Die englischen Leckereien von süß bis herzhaft werden garniert mit
Geschichten und Anekdoten zur ihrer Entstehung. Weshalb die Engländer den 2.
Weihnachtstag "Boxing Day" nennen. Anschließend sehen wir den Film "A
Christmas Carol" natürlich auf Englisch.
(Ich bin noch nicht ganz der engl. Sprache mächtig... aber wir haben schon
den engl. Text  "A Christmas Carol" im Englisch-Unterricht gelesen und
übersetzt ...  und gepaukt /gelernt.)

Viel Freude bei der Weihnachtsbäckerei und ich freue mich auf den
12. Dezember.

Lickertähn Hanne

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