LL-L "Phonology" 2011.05.23 (04) [DE-EN]

Lowlands-L List lowlands.list at GMAIL.COM
Mon May 23 22:35:53 UTC 2011


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L O W L A N D S - L - 23 May 2011 - Volume 04
lowlands.list at gmail.com - http://lowlands-l.net/
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From: Jean-Luc Detilleux jean-luc.detilleux at skynet.be
Subject: LL-L "Phonology" 2011.05.19 (03) [EN-NDS]

  Hello Luc, hello dear Lowlanders,



Luc Hellinx wrote :



>I forgot to mention that "w" even sometimes turns into "g" when at the back
of a word:

>mellow (E) = murw (D) = mörg (B) (said of food that is ready to eat, also
meaning "drunk")



When I read your explanation about the Brabantish word “mörg”, I immediately
thought of a – seldom used – French slang verb “se murger”, which means to
get drunk, to get pissed. Another loan word from Brabant?



See http://fr.wiktionary.org/wiki/se_murger



Best regards,



Jean-Luc Detilleux

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From: Joachim <Osnabryg+Lowlands at googlemail.com>
Subject: LL-L "Phonology" 2011.05.23 (04) [DE]

Am 22.05.11 01:26, schrieb Hannelore Hinz:

Apropos, ein *Diphthong*  ward nich so snackt as hei schräwen is, dat deden
woll blot  de Ostpreußen, taun Bispill:  das Ei, das jälbe/jalbe von das
Ee-i.  Richtig: Ei : *ae*.


Liebe Hanne,

das scheint mir eine recht eigenwillige Mecklenburger Sicht auf die
weiterreichenden Niederdeutschen Aussprache-Verhältnisse zu sein. Von "bloß
die Ostpreußen" kann bei der Aussprache "ee-i" - in internationer
Lautschrift (IPA): [ɛɪ] - von hochdeutsch "Ei" oder "rein" wohl nicht die
Rede sein. *Umgekehrt *gehört das Mecklenburgische Platt (ich weiß nicht ob
allgemein oder regional begrenzt) in diesem Fall zu den Ausnahmen. Ganz
überwiegend lautet dieser Diphthong im "Niederdeutschländischen" von
Oostende bis (früher) Nowgorod m. E. hingegen IPA *[e:]* (hochdeutsche
Schreibung "ee") oder *[eˑ**ɪ / **ɛˑɪ]* (hd. "ee-i"). Ich lasse mal die
verbreitete Variante "egg" [ɛx / ɛχ] und "reggen" [rˈɛxɘn] hier außer
Betracht.

Dass dieser Diphthong im Mecklenburgischen [aɪ] lautet, rührt entweder
daher, dass die Neuhochdeutsche Vokal- und Diphthongverschiebung *in diesem
Punkt* von den entsprechenden Mecklenburgischen Mundarten *mitvollzogen*wurde,
*oder *es wurde erst später *vom Hochdeutschen übernommen.*

Die Hochdeutsche Schreibweise "ei" beruht hier übrigens darauf, dass diese
Worte früher (im Mittelhochdeutschen) ebenfalls mit [ɛɪ] (ee-i)
*lauteten*und die (vormals sinnvolle) "ei"-Schreibweise nach der
neuhochdeutschen
Diphthongverschiebung zu [aɪ] *widersinnigerweise* beibehalten wurde.

Da auch die wenigen Menschen, die auch mal noch Plattdeutsch lesen, auf die
Schreibung "ei" verständlicherweise wie der Pawlowsche Hund reagieren *und
[aɪ] sagen*, behelfen sich viele Plattschreiber damit, dass sie für den Laut
[ɛɪ]  "ee" oder "ey" schreiben. Dann meinen sie aber auch [ɛɪ] und nicht
[aɪ]. Letzteres [aɪ] wird vernünftigerweise, wo es im Niederdeutschen
vorkommt, dann auch "ai" geschrieben (und *nicht* nach hochdeutscher Art
"ei"). Hd. *"er"* in deiner Mundart also *"hai"*, ebenso* "rain, raigen".*

Die generelle Regel für die Schreibweise niederdeutscher Mundarten lautet
nämlich nicht, wie du meinst, " ein *Diphthong*  ward nich so snackt as hei
schräwen is", sondern eher umgekehrt: "Ein Diphthong wird mit den
Vokal-Buchstaben geschrieben, die seine beiden Bestandteile am ehesten
lautlich repräsentieren, so dass er möglichst so gelesen werden kann, wie er
geschrieben ist".

Met echt-westfœlsken »Goudgaun!«
joachim
--
Kreimer-de Fries
Osnabrügge => Berlin-Pankow



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